Ist Nasenbluten gefährlich?

Meist ist die Blutung kein Grund zur Beunruhigung, doch fällt sie häufig, stark oder anhaltend aus, muss sie abgeklärt werden.

Wie aus dem Nichts kann Blut aus der Nase laufen. Meist in der unpassendsten Situation – und vermeintlich ohne ersichtlichen Grund. Medizinisch gesehen blutet eine Nase nur dann, wenn die Nasenschleimhaut verletzt ist und die vielen Blutgefässe, die vor allem im vorderen Teil der Nase zusammenkommen, betroffen sind.

Dr. med. Lukas Horvath, Oberarzt HNO am Kantonsspital Aarau, kennt die Auslöser: «Die häufigsten Ursachen sind eine trockene Nasen­schleimhaut, Erkältungen mit häufigem Schnäuzen oder Verletzungen nach einer Nasenmanipulationen, wie zum Beispiel Nasenbohren, oder einem Nasentrauma. Eine krumme Nasenscheidewand kann wiederkehrende Blutungen ebenfalls begünstigen.» Aber auch Medikamente oder Hormone können es verursachen, weiss der Hals-Nasen-Ohren-Arzt: «Bluthochdruck oder die Einnahme von Blutverdünnern erhöhen das Risiko zusätzlich. In Kindheit und Jugendzeit oder während einer Schwangerschaft kann Nasenbluten, bedingt durch einen Wachstumsschub oder Hormonschwankungen, ebenfalls gehäuft vorkommen.»

Die Jahreszeit hat ebenso Einfluss: «Weil die Luft im Winter kalt und trocken ist, wird die Nasenschleimhaut stärker durchblutet. Zudem trocknet Heizungsluft die Schleimhäute zusätzlich aus. Auch schnäuzt man im Winter tendenziell häufiger, was zu Mikroverletzungen der Gefässe führt und eine Blutung verursachen kann.» Mehr geschnäuzt wird auch im Frühling, wenn Pollen die Allergiker plagen. Deshalb ist Nasenbluten auch in dieser Jahreszeit ein häufigeres Problem.

Nicht immer ist die Ursache so harmlos. Manchmal steckt eine Erkrankung dahinter und das Nasenbluten ist ein Symptom, welches ernst genommen werden sollte. Doch wer geht schon wegen Nasenbluten zum Arzt? «Wenn eine Blutung immer wieder vorkommt und man dafür keine Erklärung findet, sollte man einen HNO-Spezialisten aufsuchen. Ebenso, wenn eine einmalige Blutung so stark ist, dass Blut den Rachen hinunterfliesst und nicht von selbst aufhört. Ein Notfall ist es auch dann, wenn es zu einer Nasenblutung nach einer kürzlich durchgeführten Nasenoperation kommt», rät Dr. Horvath: «Wenn die Blutung nach 15 Minuten nicht aufhört, sollte ein HNO-Arzt oder eine Notfallstation aufgesucht werden.»

Eine genaue Untersuchung der Nase von innen mittels Endoskop bringt die Ursache meist ans Licht. Schwerwiegende, krankhafte Ursachen können Gefäss- und Kreislauf­erkrankungen oder Gerinnungsstörungen sein. «Man muss aber auch an gutartige oder bösartige Tumore denken, welche tief in der Nase drin vorkommen können. Und bei Kleinkindern muss an einen Fremdkörper in der Nase gedacht werden.»

Unabhängig von der Ursache muss als Erstes versucht werden, die Blutung schnellstmöglich zu stoppen. So geht’s: Kopf nach vorne beugen und die Nasenflügel – nicht den Nasenknochen – mit den Fingern fest zusammendrücken. Falsch wäre es, den Kopf nach hinten zu beugen oder sich hinzulegen. Blut könnte dabei geschluckt werden oder in die Atemwege gelangen. Schnäuzen verstärkt die Blutung und sollte daher ebenfalls gemieden werden. Was gut hilft, ist eine Nackenkühlung mit einem Eispack – das zieht die Gefässe zusammen.

Wer häufig leichtes und kurzzeitiges Nasenbluten ohne erkennbaren Auslöser hat, kann versuchen, mit pflegenden Nasencremen vorzubeugen. Sie befeuchten die Schleimhäute und wirken meist sehr gut. Und, rät Dr. Horvath: «Die Nase sollte in Ruhe gelassen werden – wer ständig darin ‹herumbohrt› oder an ihr herumdrückt, erhöht die Gefahr, eine Blutung zu verursachen.» Ist die Blutung gestoppt, muss die Nase besonders geschont werden, damit das Unheil nicht gleich wieder von vorne losgeht. Nicht schnäuzen, nicht herumspringen. Die Wunde in der Nase braucht etwas Zeit zum Heilen.