Ist es etwa Lungenkrebs?

Rechtzeitig erkannt ist Lungenkrebs gut behandel- und heilbar. Doch sehr oft wird er zu spät bemerkt. Eine Studie am Unispital Zürich will klären, wie das ein Scree­ning-Programm verbessern könnte.

Die Beschwerden sind zum Teil ähnlich wie bei Covid­­­19: Husten, Atemnot, Heiserkeit, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, Brustschmerzen, manchmal kann auch Bluthusten auftreten. Doch wenn sich ein Lungentumor mit solchen Symptomen meldet, ist er meistens schon recht fortgeschritten, und die Heilungschancen stehen schlecht. Das ist sehr schade, denn die Behandlung von Lungenkrebs hat in den letzten Jahren an sich grosse Fortschritte gemacht. «Die Operationen sind heutzutage wesentlich weniger belastend, man kann sogar in mehr als zwei Drittel aller Fälle minimalinvasiv, also mit der sogenannten Schlüsselloch-Technik operieren und teilweise sogar roboterassistiert», erklärt Prof. Isabelle Schmitt-Opitz, Direktorin der Klinik für Thoraxchirurgie am Universitätsspital Zürich. Auch bei den Medikamenten gab es viele Verbesserungen. «Früher kannte man nur die Chemotherapie, heute gibt es zielgerichtete Therapien, Medikamente, die als Antikörper gegen die Krebszellen wirken und neu auch die sogenannte Immuntherapie.»

Die Chancen, einen Lungenkrebs erfolgreich bekämpfen zu können, sind also intakt – falls dieser früh genug erkannt wird. Ge­legentlich geschieht das zufällig, wenn eine Patientin aus einem anderen Grund mit einer Computertomographie (CT) untersucht wird. Doch solche Zufälle sind selten. Denn wirklich erkennbar sind Lungentumore im Frühstadium nur im CT. Eine solche Unter­suchung wird normalerweise aber nicht ohne entsprechende Symptome durchgeführt.

Das wollen Prof. Schmitt-Opitz und ihr Kollege Prof. Thomas Frauenfelder, stellvertretender Leiter des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie, ändern. Mit einem Screening analog zu jenem, welches bei Frauen Brustkrebs frühzeitig zu erkennen versucht. «Dort ist es das Ziel, den Tumor zu erkennen, wenn er klein ist und die Frauen den Knoten vielleicht noch gar nicht bemerkt haben», erklärt Prof. Frauenfelder. «Den gleichen Ansatz verwenden wir beim Lungenkrebs, aber nicht mittels Mammographie, sondern mit einer Computertomographie.»

Testen, bevor es zu spät ist

«Studien, die belegen, dass mit einem solchen Screening die Lungenkrebssterblichkeit gesenkt werden kann, gibt es bereits», erklären die beiden Fachärzte. In mehreren europäischen Ländern bestehen bereits entsprechende Programme. Wäre das auch für die Schweiz möglich?

In einer Machbarkeitsstudie will das interdisziplinäre Team am Unispital Zürich diese Frage klären. Und gleichzeitig sicherstellen, dass auch entsprechende Zentren vorhanden sind, um die Betroffenen dann auch bestmöglich versorgen zu können: Zentren mit einer optimalen, fachüber­greifenden Zusammenarbeit von spezieller Chirurgie, Radiologie, Pneumologie und Onkologie. Denn obwohl die Zahl der Lungen­krebserkrankungen in der Schweiz zurückgegangen ist, seit man nicht mehr überall rauchen darf, sterben jedes Jahr immer noch über 3000 Menschen daran.

«Ein früh erkannter Lungenkrebs kann mit der Operation meistens vollständig entfernt werden; wenn keine weiteren Beeinträchtigungen der Lunge vorhanden sind, braucht es danach keine weiteren Behandlungen wie Bestrahlung oder Chemotherapie», wissen die beiden Leiter der Studie. Eine unglaublich gute Nachricht für Betroffene. Und weil die meisten Lungenkrebs-Betroffenen starke Raucher sind, werden die Studien-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer auch bei der Rauchentwöhnung unterstützt. Denn noch besser als ein frühzeitig erkannter und behandelbarer Tumor ist gar kein Lungenkrebs.

An der Studie teilnehmen

Sind Sie zwischen 55 und 74 Jahre alt und starke Raucherin oder Raucher? Dann können Sie sich jetzt per E-Mail als Teil­nehmer oder Teilnehmerin an der Studie melden: lungenkrebs­screening@usz.ch