Alles andere als harmlos
Immer wieder Blasenentzündung – muss das sein?
Es klingt so harmlos, ist es aber nicht. Wer einmal eine Blasenentzündung hatte, weiss, dass einem dabei einfach nur elend zumute ist. Im schlimmsten Fall kann das Übel auch noch chronisch werden! Schnell und richtig handeln ist die beste Gegenwehr.
Autsch, das tut weh! Wenn es beim Wasserlassen auch nur leicht zu ziehen beginnt oder der Drang zur Toilette im Verhältnis zur Trinkmenge unerklärlich ist, heisst es handeln! Wer bereits öfter eine Blasenentzündung durchlitten hat, spürt in der Regel schnell, ob es ernst ist oder nicht. Für alle gilt: Je früher die aufkeimende Entzündung «erwischt» und bekämpft wird, desto schneller klingt sie wieder ab. Zudem kann rasches Eingreifen verhindern, dass die Keime in die Nieren hochsteigen und eine Nierenbecken-Entzündung verursachen. Aber, was ist zu tun und was zu lassen?
Infektion der unteren Harnwege
Medizinisch wird die Blasenentzündung als Zystitis bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Infektion der unteren Harnwege, die durch Bakterien ausgelöst wird und zur Entzündung und Reizung der Blasenwand und meist auch der Harnröhre führt. Der Infekt sorgt für den ziehenden Schmerz und dafür, dass die Blase sich bereits bei kleinster enthaltener Urinmenge «meldet» und geleert werden will.
Obwohl gerade Frauen, die häufig darunter leiden, meist wissen, worauf sie vorbeugend achten sollten, kann eine Blasenentzündung nicht immer verhindert werden. Der Grund für die höhere Anfälligkeit der Frauen liegt in der bis zu vier Zentimeter kurzen Harnröhre, welche die Erreger rasch ans Ziel führt und daran, dass der Darmausgang bei ihnen näher an der Harnröhrenöffnung liegt als bei Männern. Meist stammen die Erreger nämlich aus dem Darm. Die am häufigsten eine Blasenentzündung verursachenden Escherichia-coli-Bakterien werden unter anderem beim Reinigen mit Toilettenpapier vom Darmausgang zur Harnröhre befördert. Regel Nr. 1 heisst deshalb: Nie von hinten nach vorne, sondern immer von vorne nach hinten abwischen! Auch hindert übertriebene Intimhygiene die natürliche Abwehr, und häufiger Sex reizt die Schleimhäute, erleichtert den Keimen so das Eindringen in die Harnröhre. Weiter sind Frauen in den Wechseljahren durch die hormonelle Veränderung ebenfalls häufiger betroffen. Das gilt auch für Schwangere. Ist das Immunsystem bereits geschwächt, haben die Keime zudem leichtes Spiel.
Unverzüglich handeln
Harmlos? Ja, wenn die Blasenentzündung nicht verschleppt wird und die Bakterien nicht in die Nieren aufsteigen. Ansonsten droht eine äusserst schmerzhafte Nierenbeckenentzündung und mitunter gar die Ausweitung auf weitere Organe. Sogar eine lebensbedrohliche Blutvergiftung kann eine der Folgen sein. Damit es nicht so weit kommt, sofort handeln. Ganz nach dem Motto: Lieber dreimal zu früh, als einmal zu spät.
Wer Ziehen und Brennen beim Wasserlassen spürt, muss viel trinken und das möglichst sofort. Am besten Nieren-Blasentee oder eine Kombination aus Goldrutenkraut und Birkenblättern in grossen Mengen. Zwei bis drei Liter täglich sollten es sein. Die Krux dabei: Genau jetzt muss man sowieso schon häufiger zur Toilette und dazu tut das auch noch
richtig weh! Klagen hilft nicht, zu wenig trinken verschlimmert die Situation. Die Bakterien müssen so schnell wie möglich ausgeschwemmt werden. Weiter hilft, eine Bettflasche aufzulegen, den Unterleib warm zu halten sowie Cranberry, Heidelbeer oder Preiselbeer in Form von Tabletten oder Saft einzunehmen. Auch warme Sitzbäder sind sehr zu empfehlen.
Ab zum Arzt
Manchmal vermag selbst das schnellste Eingreifen die Entzündung nicht aufzuhalten. Die Schmerzen beim Wasserlassen steigern sich ins Unvorstellbare, Urin tritt dabei meist nur tropfenweise aus, es zieht und brennt noch Minuten nach dem Gang zur Toilette. Hinzu kommt ein allgemeines Krankheitsgefühl. Wenn die Beschwerden allen Linderungsversuchen zum Trotz nach spätestens fünf Tagen nicht deutlich weniger geworden sind, sollten Sie den Arzt aufsuchen. Meist verordnet er Antibiotika, oftmals der einzig wirkungsvolle Weg. Treten Fieber, Schmerzen in der Nierengegend oder Blut im Urin auf, ist sofort ein Termin zu vereinbaren. Genauso bei einer bestehenden Schwangerschaft, einer Blasenfunktionsstörung oder Diabetes mellitus.
Auch wer die Blasenentzündung immer wieder selber in den Griff bekommt, aber wiederholt darunter leidet, sollte trotzdem in die Sprechstunde. So kann die Ursache geklärt und möglicherweise eine längerfristige, wirkungsvolle Therapie in Angriff genommen werden, bevor es chronisch wird. Denn mal ehrlich: Immer wieder Blasenentzündung – das will einfach niemand.
Vorbeugen gegen die Blasenentzündung
- Toilettenpapier immer von vorne nach hinten führen
- täglich zwei Liter Wasser trinken, um Bakterien auszuspülen
- innerhalb von 15 Minuten nach dem Geschlechtsverkehr zur Toilette gehen, damit die Keime ausgespült werden
- nicht im nassen Badeanzug auf kaltem Untergrund sitzen, Unterkühlung begünstigt eine Infektion
- Füsse und Unterleib immer warm halten
- regelmässig vorbeugende Kuren, beispielsweise mit Cranberry-Tabletten, durchführen
- Verhütungsmethode überdenken, Diaphragma und Spermizide können eine Blasenentzündung begünstigen