Ich liebe dich, ich hasse dich

Schwestern sind beste Freundinnen oder erbitterte Feindinnen und manchmal sogar beides gleichzeitig. Über eine besonders tiefe, aber oft auch sehr schwierige Liebe mit Tipps gegen Neidgefühle.

 

Die Frisur, die Kleider, wie ich Auto fahre – egal was, Marina hat immer etwas an mir auszusetzen», sagt Daniela, gespielt frustriert. «Ja klar», meint Marina, ihre jüngere Schwester, belustigt. «Ich war schon immer die Böse und du die Nette.»

Früher wäre ein solch positiver Umgang zwischen den beiden unmöglich gewesen. Zu sehr war die Beziehung der Schwestern von Neidgefühlen gesteuert. Vor allem Marina hatte immer das Gefühl, dass die Eltern Daniela bevorzugten. Entsprechend oft gab es Streit. Der Tod des Vaters war dann der Auslöser dafür, dass sie sich über die Kindheit und die damit verbundenen Sehnsüchte ausgetauscht haben. Daraus hat sich ein gegenseitiges Verständnis entwickelt, das die Beziehung entspannt hat.

Schwestern sind geliebte Rivalinnen. Die Beziehung ist geprägt von Liebe und Hass. Je nach Beziehungsgeflecht in der Ursprungsfamilie manifestiert sich mehr das eine oder das andere. Die Rivalität der Schwestern hat ihre Wurzeln im Kampf um die Liebe und die Anerkennung der Eltern. Sie vergleichen sich von klein auf – entsprechend eifersüchtig und neidisch sind sie aufeinander. Die Konkurrenz macht die Beziehung widersprüchlich: Schwestern können sich aufs Heftigste bekämpfen, um dann wieder ein Herz und eine Seele zu sein. Wie weit das Wechselbad der Gefühle die Beziehung belastet, hängt davon ab, wie bewusst mit der Konkurrenz umgegangen wird.

 

Tipps gegen Neidgefühle
Eifersucht und Neid gehören zur Grundschwingung in der Beziehung zur Schwester. So kommen Sie besser damit klar: 

  • Reduzieren Sie Ihre Erwartungen an die Schwester. Sie kommt zwar aus derselben Familie, aber das heisst nicht, dass sie gleich tickt und Sie verstehen muss.
  • Schüren Sie keine Konflikte, indem Sie der Schwester zum Beispiel Ihr Glück und Ihren Erfolg immer unter die Nase reiben.
  • Streiten Sie sich chronisch mit Ihrer Schwester, fragen Sie sich: Steckt Eifersucht oder Neid dahinter? Seit wann bin ich eifersüchtig/neidisch? Worauf genau bin ich eifersüchtig/neidisch?
  • Sprechen Sie miteinander über die Kindheit und die Sehnsüchte. Auch wenn man im selben Elternhaus aufgewachsen ist, wird die Kindheit unterschiedlich erlebt. Gespräche darüber können helfen, das Gegenüber und sein Verhalten besser zu verstehen.
  • Ist die Beziehung zur Schwester so vertrackt, dass eine Kommunikation nicht möglich ist, hilft nur die Distanz. Gehen Sie sich eine Weile aus dem Weg. Konzentrieren Sie sich in dieser Zeit auf sich selbst, auf Ihre Partnerschaft, Ihren Freundeskreis, Ihre Arbeit, Ihr Leben.

 

Die Grosse, die Mittlere oder die Kleine
Die Rolle in der Familie beeinflusst auch die Persönlichkeit. 
Erstgeborene sind selbstbewusst, ehrgeizig und wählen oft prestigeträchtige Berufe. Dabei tragen sie viel Verantwortung. Das ist kein Problem,denn daran sind sie von Kindesbeinen an gewöhnt. Schwächen zeigen Kronprinzessinnen nur ungern.
Tipp: Belohnen Sie sich selbst für Ihre Leistung. Damit befreien Sie sich vom Druck, anerkannt zu werden, und lernen, Ihren Erfolg zu geniessen.

Sandwich-Kinder versuchen Anerkennung und Liebe zu ergattern, indem sie sich in andere hineinfühlen. Daraus entwickeln sich vermittelnde Fähigkeiten, die sie oft in helfenden Berufen einsetzen. Ihre Schwäche ist, dass sie nicht Nein sagen können.
Tipp: Üben Sie, Nein zu sagen. Und bieten Sie Ihre Hilfe nicht mehr von sich aus an, tun Sie stattdessen etwas Gutes für sich selbst.

Nesthäkchen findet man oft in künstlerischen Berufen, aber auch im Verkauf – andere um den Finger wickeln, darin sind sie gut. Ihre Schwäche ist, sich zu sehr auf andere zu verlassen und keine Verantwortung zu übernehmen.
Tipp: Setzen Sie sich Ziele. Planen Sie, wie und in welcher Zeit Sie diese erreichen. Freuen Sie sich, wenn Sie etwas aus eigener Kraft erreicht haben.