«Ich bitte um Entschuldigung»

Wir alle machen Fehler. Und auch wenn es schwerfällt, sollten wir uns dafür entschuldigen. Aber nicht nebenbei mit einem genervten «Sorry» – das überzeugt nicht. Wie wird es richtig gemacht?

Daniel hat Sarah mehr als eine halbe Stunde vor dem Bahnhof warten lassen. Als er schliesslich kommt und sie verärgert zu ihm ins Auto steigt, sagt er in lockerem Tonfall: «Ich habe noch einen sehr wichtigen Anruf von einem Kunden bekommen, deshalb hat es etwas länger gedauert. Und weil ich am Telefon war, konnte ich dich auch nicht anrufen. Aber jetzt bin ich ja da.» In Sarah kocht es. Zum einen, weil Daniel sie so lange einfach hat warten lassen. Und zum anderen, weil er es nicht einmal für nötig hält, sich für seine Verspätung bei ihr zu entschuldigen.

Hand aufs Herz: Wann haben Sie sich zum letzten Mal entschuldigt? Wir alle wissen, dass einem das nicht immer leichtfällt. Und je nachdem wie schwerwiegend das Vorgefallene dann auch noch ist, scheint es manchmal schier unmöglich. Doch wie wir es auch immer drehen, es gibt nun mal Situationen im Leben, da kommen wir um eine ehrlich gemeinte Entschuldigung nicht herum. Sie macht einen Fehler zwar nicht ungeschehen, aber sie zeigt, dass man sich seines Fehltrittes bewusst ist und dazu steht. Indem wir uns entschuldigen, übernehmen wir die Verantwortung für unser Handeln. Wir schaffen Klarheit und fördern den Frieden – den in uns selbst, und wenn wir Glück haben auch den zwischen uns und dem oder den Betroffenen. In diesem Sinne kann eine Entschuldigung die Basis für einen Neuanfang sein.

Um sich entschuldigen zu können, müssen wir allerdings vom Perfektionismus Abschied nehmen: Wir müssen anerkennen, dass niemand unfehlbar ist – auch wir nicht. Akzeptieren wir das, fällt es leichter, sich die eigenen Fehler einzugestehen. Von dieser Position aus ist es nur noch ein kleiner Schritt, sich auch dafür zu entschuldigen, und – wenn das möglich ist – den Schaden wiedergutzumachen, den man verursacht hat.

Richtig entschuldigen – die Tipps

Sich für einen Fehler zu entschuldigen, ist kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil, es zeugt von charakterlicher Stärke. Und so geht es:

Zeitpunkt: Haben Sie einen Fehler gemacht, schieben Sie das mit der Entschuldigung nicht hinaus, sondern entschuldigen Sie sich zeitnah. Einzig wenn zum Beispiel jemand ausser sich ist und vor Wut kocht, dann ist es besser mit der Entschuldigung zu warten, bis sich die Emotionen wieder etwas beruhigt haben.

Direkt: Entschuldigen Sie sich persönlich und nicht per E-Mail oder SMS. Ist eine Entschuldigung von Angesicht zu Angesicht nicht möglich, dann telefonieren Sie mit der Person. E-Mail oder SMS können zusätzlich gewählt werden.

Kein Plauderton: Der Ton macht die Musik. Sprechen Sie die Entschuldigung aus, tun Sie das mit der nötigen Ernsthaftigkeit in der Stimme. Eine Entschuldigung, die im Plauderton kommuniziert wird, ist wenig überzeugend.

Nicht nebenbei: Entschuldigen Sie sich nicht im Vorbeigehen, sondern nehmen Sie sich Zeit dafür. Das zeigt, dass es Ihnen ernst ist mit der Entschuldigung. Tun Sie es im Büro, schliessen Sie die Türe. Privat können Sie sich bei einem Essen entschuldigen oder bei einem Spaziergang.

Konkret sein: Ein simples «Es tut mir leid» ist nicht genug. Vor allem, wenn es ein folgenschwerer Fehler ist. Benennen Sie ihn und zwar ohne drum herumzureden und die Schuld auf andere oder die Umstände zu schieben. Im beschriebenen Fall von Daniel heisst das: «Entschuldige Sarah, dass ich dich vor dem Bahnhof eine halbe Stunde habe warten lassen.»

Kurz fassen: Entschuldigen Sie sich, aber machen Sie keine ellenlange Ausführung daraus. Geben Sie den Fehler zu, und sagen in ein paar Sätzen, wieso Sie so gehandelt haben.

Reue zeigen: Erklären Sie, weshalb Sie den Fehler nicht noch einmal machen werden, und was Sie daraus gelernt haben.

Konsequenzen tragen: Ist ein Fehler folgenschwer, machen Sie deutlich, dass Sie bereit sind, die Konsequenzen zu tragen.

Handeln: Tun Sie, was Sie sagen. Tragen Sie die Konsequenzen ohne Wenn und Aber.

Ausgleich anbieten: Besonders glaubwürdig ist eine Entschuldigung, wenn Sie den Willen zum Ausgleich zeigen. Machen Sie einen Vorschlag, wie Sie den Schaden wieder gutmachen können.