Hochdruck richtig abbauen

Weil eine Hypertonie verschiedene ­Ursachen haben kann, propagiert der Kardiologe entsprechend auch ­verschiedene Therapie-Optionen. Je nach Menschentyp soll der Blut­hochdruck ­anders behandelt werden.

Konventionelle Bluthochdruck-Therapien scheitern oft. Patientinnen und Patienten nehmen ihre Medikamente nicht wie vorgeschrieben ein, leiden unter den Nebenwirkungen, oder sie verlieren gänzlich den Sinn für die Notwendigkeit: Schliesslich spürt man ja einen Bluthochdruck gar nicht.

Für Thomas Breitkreuz, Leitender Arzt der Abteilung für Innere Medizin am Paracelsus-Krankenhaus Bad Liebenzell (D) liegt es aber auch daran, dass Ärzte oft die Bedürfnisse und die Lebenssituation der Patientinnen und Patienten nicht berücksichtigten. Jüngst ist sein 2018 wissenschaftlich erprobter Behandlungsansatz als Ratgeber in einer Neuauflage erschienen («Bluthochdruck senken. Das 3-Typen-Konzept», Gräfe und Unzer Verlag). Breitkreuz hat in der Hypertonie-Therapie einen ganzheitlichen und an den Gesundheitskräften orientierten Ansatz und unterscheidet bezüglich Bluthochdruck drei verschiedene Menschentypen.

Der Stress-Typ

Wie ist er? Dem Stress-Typ fällt es schwer, Nein sagen zu können. Seine Gedanken kreisen ständig um wachsende Sorgen und Probleme – er mutet sich häufig auch zu viel zu. Weil in solch stressigen Momenten Blutdruck und Adrenalinausstoss steigen, sollte der Stress-Typ im Alltag Gegensteuer geben.

Entspannen Bewegung an der frischen Luft ist für den Stress-Typ besonders wichtig. Mit häufigen Spaziergängen oder Sportarten wie Golf und Velofahren erhält der Stress-Typ die Art von Entspannung, die seinem Körper guttut.

Abschalten Auch mit Yoga oder Meditation kann der Stress-Typ zur Ruhe kommen. Wichtig ist zudem, sich täglich in Ruhe für eine warme Mahlzeit an den Tisch zu setzen und ohne Hektik jeden Bissen gründlich zu kauen.

Hilfe suchen Auch für den Stress-Typ gilt: Es ist keine Schande, von den Mitmenschen Hilfe einzufordern, wenn einem alles über den Kopf wächst. Und es ist keine Schwäche, gegebenenfalls mal Nein zu sagen.

Der Bauch-Typ

Wie ist er? Der Bauch-Typ isst – sichtlich – gerne gut und hat es mit seinen paar Kilo zu viel auch nicht so mit dem Sport. Bei allem Respekt vor dem Wert von Gemütlichkeit: Auch beim Bauch-Typ muss es darum gehen, seinem
Leben dank einfacher Ratschläge mehr Leichtigkeit zu verschaffen.

Planen Der Bauch-Typ sollte täglich mindestens einmal ins Schwitzen kommen. Hilfreich ist es, für genügend Bewegung – Velo fahren, Wandern oder Schwimmen – einen Plan aufzustellen. Der Bauch-Typ sollte möglichst oft zu Fuss gehen – ja, auch über Treppen!

Reize nutzen Eine belebende Sauna bringt den Körper physisch wieder in Schwung. Und für den geistigen Schwung sorgt beispielsweise ein Kreativ-Kurs in der Migros-Klubschule.

Fettarm essen Eine Umstellung auf fettarme Ernährung ist nicht nur bei Bluthochdruck angezeigt: mehr Gemüse, Nüsse und Obst, weniger Fleisch und Wurst.

Der Chaos-Typ

Wie ist er? Der Chaos-Typ ist immer wieder anders. Heute hibbelig, morgen träge. Es scheint ihm die innere Struktur im Leben zu fehlen – als ob er seine innere Mitte verloren hätte. Und so ist auch sein Blutdruck – mal zu hoch, mal zu tief. Auch dem Chaos-Typ sollte es gelingen, strategisch seine Werte wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Körper wahrnehmen Der Chaos-Typ spürt seinen Körper nur schlecht. Eine Achtsamkeitsübung kann ihm helfen: Jeden Tag für zehn Minuten im Sitzen die Augen schliessen und sich anschliessend die Frage stellen: Wie fühlt sich mein Körper jetzt an? Achtung: Nur wahrnehmen, nicht bewerten!

Alltag strukturieren Immer zu einer bestimmten Zeit aufstehen und zu einer bestimmten Zeit ins Bett gehen – das hört sich einfach an, ist aber enorm wichtig für ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Und nicht zwei Sachen gleichzeitig erledigen!

Auszeiten nehmen Wie wäre es mit einem entspannenden Bad?  Mit einer Tasse Tee, einem kurzen Spaziergang? Solche kleine Fluchten sollte sich der Chaos-Typ häufiger gönnen – gerne auch mittels Plan!