Hoch hinaus für tiefen Blutdruck

Wer regelmässig in die Höhe fährt, tut seinem Körper Gutes. Studien belegen, dass neben dem Herzinfarkt-Risiko auch die Pulsfrequenz und die Blutdruckwerte sinken – und das Körpergewicht!

Abnehmen, ganz ohne Sport und Diät? Klingt abenteuerlich, ist aber durchaus realistisch. Und zwar mit einem simplen Trick: in die Berge fahren. Das hat die Universitätsklinik München im Rahmen einer umfassenden Studie herausgefunden und dokumentiert. Sie schickte als Teil der Studie 20 übergewichtige Männer auf die Zugspitze in eine Hütte auf rund 2000 Metern über Meer. Dort bekamen sie normale Alltagsnahrung und trieben keinerlei Sport, trotzdem brachte nach einer Woche jeder Teilnehmer im Durchschnitt 1,5 Kilogramm weniger auf die Waage. Die Studienleiter vermuten, dass die Höhenluft den Appetit zügelt.

Das ist indes nur eine der Wunderkräfte, die von der viel gerühmten Bergluft ausgehen. Laut einer Untersuchung der Universität Zürich kann man das Herzinfarktrisiko mit regelmässigen Höhenaufenthalten erheblich senken. Wer permanent auf 1000 Metern über Meer lebt, hat gemäss der Studie ein um 22 Prozent niedrigeres Infarktrisiko als Menschen in Ortschaften auf Meereshöhe. Auch das Schlaganfallrisiko reduziert sich um 12 Prozent. Faszinierend: Pro zusätzlich 1000 Höhenmeter sinkt das Risiko für beide Szenarien nochmals um den gleichen Prozentsatz.

Und es gibt noch mehr gute Nachrichten für Alpinistinnen und Bergdorfbewohner. Das Zentrum für Anatomie der Universität Köln weist nach, wie bereits ein mehrtägiger Aufenthalt auf 2000 Metern über Meer die Höhe der Pulsfrequenz sowie den Blutdruck absenkt. Damit sei das Herz-Kreislauf-System besser geschützt. Vom positiven Effekt der Bergluft profitierten Herzpatienten noch bis acht Monate nach dem Aufenthalt in den Bergen, belegen die Forschenden. Die Austrian Moderate Altitude Study der Universität Innsbruck zeigt, dass Bergluft die Cholesterin- und Blutzuckerwerte diverser Testpersonen verbessert und sie damit wirksamer vor verschiedenen Krankheiten zu schützen vermag.

Pionier war Dr. Spengler

In den Schweizer Berggebieten weiss man selbstverständlich darüber Bescheid und integriert die Themen «schadstofffreie Bergluft» und «Gesundheit» offensiv in die touristische Kommunikation mit ein. Pionier auf dem Feld der Medizin war der Davoser Kurarzt Alexander Spengler, der Höhenluft bereits vor 150 Jahren als wirksame Medizin gegen Lungentuberkulose pries. Diese Krankheit, auch «weisse Pest» genannt, galt bis weit ins 20. Jahrhundert hinein als häufigste krankheitsbedingte Todesursache. Etliche Fachartikel von diversen Medizinern trugen dazu bei, dass sich hoch gelegene Ortschaften wie Davos und Arosa auch im internationalen Umfeld als Quelle der Gesundheit etablieren konnten.

Auch das Engadin mit seinen auf über 1800 Höhenmeter gelegenen Ortschaften St. Moritz, Pontresina oder Silvaplana hat in den letzten Jahren verstärkt den Gesundheitstourismus forciert. «Wir sind zurzeit intensiv damit beschäftigt, in der ganzen Region diverse Angebote in diese Richtung zu kreieren», sagt Jan Steiner von Engadin St. Moritz Tourismus (www.engadin.ch).

Noch höher, nämlich auf 1960 Metern über Meer, liegt das Oberwalliser Dorf Bettmeralp, das zur Aletsch Arena gehört. Dort hat man vor einigen Jahren sogenannte «Atemwanderungen» lanciert, welche wohltuende Bewegung und befreiendes Durchatmen verbinden. Auf der Wanderung, die von einer diplomierten Therapeutin geführt wird, werden deshalb immer wieder Atempausen eingelegt.