Heilende Pflanzenkraft gegen den Schmerz

Gerade wenn es um chronische Schmerzen geht, können Pflanzen auf sanfte Weise lindern – mit wenig oder oft sogar ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen.
 
Schmerzen haben durchaus ihre Berechtigung. Sie sorgen dafür, dass unserem Gehirn keine schädigende Einwirkung von aussen entgeht. Es merkt, dass da etwas nicht stimmt – und kann so entsprechende Gegenmassnahmen ergreifen. Zum Beispiel die Anweisung geben, die Finger sofort von der heissen Herdplatte wegzunehmen oder den Fuss von der Glasscherbe am Boden.
 
Manchmal geht es allerdings nicht um einen momentanen Warnschmerz, sondern um quälenden Dauerschmerz. Und dagegen können Heilpflanzen helfen – als alleinige Behandlung oder als wirkungsvolle Ergänzung zur Therapie mit klassischen Schmerzmitteln.
 
Auch bei vielen Ärzten geniesst die Pflanzenheilkunde, die eine jahrhundertealte Tradition hat, heute wieder Ansehen. Zu den eigentlichen Klassikern gehören die folgenden Pflanzen:
 

  • Teufelskralle: Aus ihren Speicherwurzeln wird ein Extrakt hergestellt, der eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung hat. Er ist besonders hilfreich bei degenerativen Erkrankungen des Stütz- und Bindegewebes, also bei rheumatischen Erkrankungen, schmerzhaften Arthrosen, Kreuz- und Rückenschmerzen.
     
  • Weidenrinde: Salicin, ein Derivat der Salicylsäure, ist der Hauptwirkstoff der Weidenrinde. Er hat im Organismus dieselbe Wirkung wie Aspirin (Acetylsalicylsäure) und ist ein natürliches Schmerzmittel. Da die Salicylsäure nur langsam freigesetzt wird, bleibt ihre Wirkung über mehrere Stunden erhalten. 
     
  • Pestwurz: Hier wird die frische Wurzel der Pflanze als Ausgangsmaterial verwendet. Pestwurzrhizomextrakt wird zur Vorbeugung bei Migräne angewendet, also zur Reduktion der Anfälle, aber auch, um die Begleitsymptome zu vermindern. Die Pestwurz hat auch eine antiallergische Wirkung und wird deshalb in Medikamenten gegen Heuschnupfen angewendet (rezeptpflichtig). 
     
  • Johanniskraut: Ist bekannt als Stimmungsaufheller und hilfreiches Mittel gegen Depressionen. Seine Inhaltsstoffe beruhigen die Nerven, entspannen und fördern die Schlafbereitschaft. So trägt Johanniskrautextrakt indirekt auch zur Schmerzreduktion bei. Seine beruhigende, antidepressive Wirkung wird erzielt, weil das Heilkraut in den Neurotransmitterstoffwechsel eingreift und dafür sorgt, dass die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin an den Schaltstellen länger wirken. 

 
Äusserliche Anwendungen: 
 

  • Pfefferminzöl: Ein bewährtes Heilmittel bei Kopfschmerzen. Das Öl stellt man durch Dampfdestillation aus den frischen oberirdischen Teilen der blühenden Pflanze her oder kauft es in der Apotheke. Bei Kopfweh oder Migräne kann man es auf Schläfen und Stirn auftragen. Es hat eine ähnliche Wirkung wie eine leichte Schlaftablette. Auf die Haut aufgetragen (auch bei verspannten Muskeln) führt es zu einer Steigerung des Blutflusses in den Hautkapillaren und damit zur Schmerzreduktion. 
     
  • Arnika: Zubereitungen aus Arnikablüten, die ätherische Öle, Flavonoide, Gerbstoffe und zahlreiche andere Wirkstoffe enthalten, lindern Entzündungen und Schmerzen. Besonders geeignet sind sie in Form von Gel oder Salbe. Arnika hilft bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen sowie bei rheumatischen Muskelund Gelenkschmerzen.
     
  • Chili, Paprika: Die scharfen Schoten enthalten das stark wärmende Capsaicin – es ist für ihren scharfen Geschmack verantwortlich. Capsaicin kann auch Schmerzen lindern und hilft als Creme vor allem bei neuropathischen und Muskel-Beschwerden. Es wird zur Behandlung von diabetischer Neuropathie, Neuralgie nach Herpes Zoster, Osteoarthritis, rheumatoider Arthritis und Trigeminusneuralgie verwendet.

 
ANWENDUNG
Heilpflanzen können als Tees, Tinkturen, Salben und Cremen sowie als Tropfen oder Dragees angewendet werden. Aber auch als Aromatherapie oder Bäder. Bei Letzterem gelangen die Wirkstoffe über den Dampf via Schleimhäute von Nase und Rachen in den Blutkreislauf und beruhigen auf diese Weise den Schmerz.
Buchtipp: Dr. med. Heike Buess-Kovacs und Birgit Kaltenthaler: «Chronische Schmerzen natürlich behandeln», Schlütersche Verlagsgesellschaft, ca. 30 Franken.