Haarausfall – was nun?
Kräftige, glänzende Haare symbolisieren Vitalität und Gesundheit. Hat man allerdings das Gefühl, dass mehr Haare ausfallen als nachwachsen, sollte man nicht lange zögern und einen Arzt aufsuchen.
Haben Frauen das Gefühl, Haare zu verlieren, ohne dass dies auf den ersten Blick sichtbar ist, sind solche Bedenken meist richtig», sagt Prof. Dr. med. Ralph M. Trüeb, Leiter Dermatologische Praxis und Haarcenter, Zentrum Wallisellen. Deshalb ist eine zeitnahe, genaue Ursachenabklärung, oft gefolgt von einer Haarwurzelanalyse, Blutuntersuchungen oder Gewebeproben wichtig, um eine optimale Behandlungsmöglichkeit zu finden. «Ausserdem sollten sich Betroffene darüber im Klaren sein, dass der Erfolg einer Behandlung nicht über Nacht sichtbar ist. Deshalb braucht es Geduld und Disziplin.»
Um zu verstehen, warum es überhaupt zu Haarausfall kommt, muss man wissen, dass Haare in Zyklen wachsen, das heisst: Einer langen Wachstumsphase folgt eine kurze Ruhephase, in der das Haar ausfällt, und anschliessend ein neues Haar im Follikel heranwächst. Dabei durchläuft jedes Haar einen asynchronen Zyklus. Der normale Haarwechsel erfolgt damit gestaffelt. Verkürzt sich die Haarwachstumsphasendauer, oder kommen die Haare vermehrt synchronisiert in die Ruhephase des Haarzyklus, zum Beispiel infolge von hohem Fieber bei Covid, ist ein verstärkter Haarausfall, drei Monate nach der Infektion, sehr häufig.
Vor allem für Betroffene ist es wichtig zu wissen, dass es verschiedene Arten von Haarausfall gibt, die unterschiedlich behandelt werden müssen. Der anlagebedingte Haarausfall ist die am häufigsten verbreitete Variante. Bei Männern sind es zumeist Geheimratsecken, Stirn- und Scheitelglatze, die auf den anlagebedingten Haarausfall hinweisen. Bei Frauen hingegen ist es eine sichtbare Ausdünnung im Scheitelbereich. Anders verhält es sich, wenn die gesamte Kopfhaut betroffen ist, dann spricht man von diffusem Haarausfall. Dieser betrifft meist Frauen, bedingt durch eine Schilddrüsenerkrankung oder Eisenmangel. Eine weitere Variante ist der kreisrunde Haarausfall, oder der massive Haarverlust nach einer Chemotherapie.
Unterschiedliche erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung. Frauen mit anlagebedingtem Haarausfall sprechen sehr gut auf Minoxidil an. Bei Männern wurden bisher mit Finasterid gute Erfolge erzielt. Wie jedes Medikament können auch diese Nebenwirkungen haben, und deshalb ist es wichtig, die Behandlung unter Aufsicht eines Spezialisten durchführen zu lassen.
In letzter Zeit wird viel über Laserbehandlungen, Eigenplasma-Therapien oder Haartransplantation gesprochen. Nach Ansicht des Arztes haben diese Behandlungen zwar ihre Berechtigung. Prof. Trüeb sieht diese Möglichkeiten allerdings eher als zweite Option. Ausserdem kann es sein, dass man die oft aufwendigen, schmerzhaften und zumeist kostspieligen Eingriffe mit Medikamenten kombinieren muss.