Gut in Form für den OP!

Wer sich vor einem medizinischen Eingriff in guter körperlicher Verfassung befindet, geht danach schneller wieder fit durchs Leben! Wie bereiten sich Patientinnen und Patienten richtig und gezielt vor?

Nach einer Operation hat der Körper einiges zu verdauen. Einerseits häufig eine Vollnarkose, andererseits die Opera­tion an sich, bei welcher je nach Eingriff Organe, Gelenke, Knochen oder Sehnen betroffen sind. Bis alles wieder «funktioniert» wie vorher, braucht es Zeit und Geduld. Allerdings kann man aktiv dazu beitragen, dass der Heilungsprozess schneller verläuft: Der Begriff Prehabilitation (Preha) steht für die Reha vor der OP. Eine gezielte Vorbereitung – das zeigen Studien klar und deutlich – macht durchaus Sinn.

Dr. Stefan Bützberger, Leitender Arzt der Rheumatologie am Kantonsspital Baden, erklärt: «Bei der Prehabilitation geht es darum, sich im Vorfeld der Operation fit zu machen. Dazu gehört beispielsweise das Verbessern der Muskelkraft, aber auch Koordination und Ausdauer sind wichtig. Vor allem im Zusammenhang mit Hüft- und Knieoperationen ist dies förderlich und wirkt sich positiv auf den Heilungsverlauf aus.» Der Aufwand lohnt sich auch vor jeder anderen Operation, selbst wenn die Preha mindestens vier bis sechs Wochen in Anspruch nimmt. Sogar Schmerzen können durch eine gezielte Vorbereitung mit Training um bis zu 50 Prozent reduziert werden.

Preha senkt Risiken

Der Rheumatologe ist überzeugt: «Eine gezielte Vorbereitung kann die Erholungsphase verkürzen und gleichzeitig das Komplikationsrisiko minimieren.» Das gilt nicht nur für Hüft- und Knie-Eingriffe. Das Risiko für Lungenembolien und Thrombosen sinkt bei guter körperlicher Verfassung ebenfalls. Wer vorbereitend in die Pedale tritt und zu Hanteln greift, kann tendenziell schneller wieder aus der Klinik entlassen werden. Auch für Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen konnte die positive Auswirkung von Trainings vor der OP bestätigt werden. So kann das Risiko für Lungen- oder Herzprobleme nach der Operation minimiert werden. Ebenso sollen Chemotherapien mit guter Vorbereitung besser verkraftet werden – allerdings gilt es abzuwägen, ob eine «Wartezeit» bis zur Behandlung einen negativen Einfluss auf den Gesundheitszustand hat.

«Ob Zeit für eine Vorbereitungsphase bleibt und wie genau sie aussehen soll, hängt sehr von der Art der Operation ab. Ein Hüftgelenkersatz ist nicht zu vergleichen mit einer Herz- oder Bauchoperation. Die Prehabilitation ist deshalb sehr individuell und sollte mit dem Chirurgen, der Chirurgin besprochen werden», erklärt Stefan Bützberger. «Klar ist: Jede Vollnarkose und jede grössere Operation bedeutet Stress für den Körper. Selbst wenn sich Patienten die Zeit für den Aufbau der körper­lichen Fitness nehmen, erfordert die Erholungsphase nach dem Eingriff Geduld.» Darüber sollte man sich bereits im Vorfeld bewusst sein.

Rauchpause machen!

Nebst der körperlichen Fitness gibt es weitere Themen, die bestens und frühzeitig vorbereitet werden können. So ist eine gute medikamentöse Einstellung wichtig, wenn eine Patientin beispielsweise Blutzuckersenker, Gerinnungshemmer oder Antidiabetika einnimmt. Die Narkoseärztin muss über sämtliche eingenommenen Medikamente Bescheid wissen – auch über Nahrungsergänzungsmittel, Tabak-, Alkohol- oder Drogenkonsum. Grundsätzlich gilt: Raucherinnen und Raucher sollten vier Wochen vor einer Operation eine Pause einlegen. Dadurch sinkt die Komplikationsgefahr während der Narkose und die Heilung wird besser verlaufen.

Auch das vorherige Zusammenstellen aller nötigen Dokumente und Unterlagen sowie die Planung der Erholungszeit nach der OP vermeiden zusätzlichen «Stress». Dennoch: Preha und Reha erfordern Geduld und Disziplin. Aber mit der Aussicht auf eine schnellere Erholung und eventuell weniger Risiken sollte die Motivation für eine bestmögliche Vorbereitung hoch genug sein.