Grüner Star: So lassen sich Sehausfälle verhindern

Grüner Star trifft vorwiegend Menschen in der zweiten Lebenshälfte und ist meist auf die Erhöhung des Augen­innendrucks zurückzuführen. Bleibt er unbemerkt, kann es zur Erblindung kommen.

Beim Grünen Star – auch Glaukom genannt – handelt es sich um eine Augenerkrankung, die zu einer Schädigung des Sehnervs durch den Verlust von Nervenzellen führt. Dabei kommt es zu langsam zunehmenden Sehausfällen im Gesichtsfeld. «Diese beginnen in der Regel im zur Nase gerichteten Blickfeld, was von den Betroffenen leider oft erst spät wahrgenommen wird», erklärt René Höhn, Oberarzt an der Universitätsklinik für Augenheilkunde am Inselspital Bern.

Kapselhäutchen-Glaukom ist häufig

Das Auftreten des Grünen Stars ist in der Schweiz in 80 bis 90 Prozent der Fälle durch einen erhöhten Augeninnendruck bedingt. Eine häufige Glaukom-Form ist hierzulande das sogenannte Kapselhäutchen-Glaukom, «bei dem zu 100 Prozent eine erbliche Veranlagung im Spiel ist und sehr hohe und stark schwankende Augeninnendruckwerte auftreten können». Laut René Höhn gibt es aber verschiedene Formen, «auch solche, die nicht zwingend mit einer Erhöhung des Augeninnendrucks zusammenhängen.» In 10 bis 20 Prozent der Fälle kommt es zu keiner Augeninnendruckerhöhung über den Normalbereich, was zum sogenannten Normaldruck-Glaukom führen kann. Genetische Veranlagung wird
bei den meisten Glaukomen von Generation zu Generation weitergegeben.

Augeninnendruckerhöhung als Hauptrisikofaktor

Als Hauptrisikofaktor liegt am häufigsten ein erhöhter Augeninnendruck vor. An zweiter Stelle steht das Lebensalter. «Ab dem 50. Lebensjahr stellen wir eine eindeutige Zunahme fest, ab dem 60. Lebensjahr nimmt die Häufigkeit des Glaukoms exponentiell zu.» Zu den begünstigenden
Faktoren gehören bei fehlender Augeninnendruckerhöhung ein zu niedriger Blutdruck, Migräne, Gefässverkrampfungen, Kurzsichtigkeit oder Schlafapnoe. Risikofaktoren für ein Kapselhäutchen-Glaukom können laut Studien der Konsum von mehr als 3 Tassen Kaffee pro Tag oder eine erhöhte UV-Belastung durch spiegelnde Oberflächen wie Wasser oder Schnee sein.

Verlauf ist schmerzlos

Der Grüne Star verläuft normalerweise schmerzlos und bleibt lange Zeit (bis in fortgeschrittene Krankheitsstadien) unbemerkt. Die ersten Symptome treten meist erst dann auf, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Wird nicht reagiert, wird das Gesichtsfeld weiter eingeschränkt, was bis hin zum sogenannten Tunnelblick und letztlich zur vollständigen Erblindung führen kann. Nur bei einem sehr hohen und plötzlichen Anstieg des Augeninnendrucks wie bei einem Glaukom-Anfall (Winkelblockglaukom) können Augenrötung, Augen- und Kopfschmerzen, plötzliche Sehverschlechterung sowie Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Augeninnendruck senken

Ziel bei der Behandlung des Glaukoms ist die Senkung des Augeninnendrucks. Dies geschieht mittels Augentropfen, Laserbehandlung oder operativen Verfahren. «Dabei geht es darum, den Nervenzellverlust zu stoppen und die Krankheit zu stabilisieren, damit es kein Fortschreiten der Gesichtsfeldausfälle gibt.» Mit diesen Massnahmen sei die Chance für eine Stabilisierung heutzutage sehr gut – vorausgesetzt, die Behandlung und die Kontrollen werden konsequent durchgeführt.

Früherkennung ist wichtig

Sehr wichtig ist die Früherkennung. «Bei bekanntem Glaukom in der Familie sollte man spätestens ab dem 35. bis 40. Lebensjahr eine Kontrolle des Sehnervs und des Augeninnendrucks vornehmen lassen», rät René Höhn. Die Augeninnendruckmessung allein stellt aber eine ungenügende Früherkennungs-Untersuchung dar, weswegen auch immer eine Untersuchung des Augenhintergrundes einschliesslich des Sehnervs erfolgen sollte. «Für Menschen ohne familiäre Glaukom-Erkrankung ist eine solche Vorsorgeuntersuchung ab dem 50. Lebensjahr zu empfehlen.