Grossalarm im ganzen Körper

Ob nach einer Schnittverletzung oder einer Lungenentzündung: Wenn eine Infektion im Körper ausser Kontrolle gerät, kann dies zu einer Blutvergiftung, ­einer sogenannten Sepsis, führen. Sofortige medizinische Hilfe ist dann überlebenswichtig.

Spricht man von Blutver­giftung, denkt man unwillkürlich an den berühmten «roten Strich», der sich von einer Wunde Richtung Herz ausbreitet und landläufig als Anzeichen einer gefährlichen Sepsis ge­sehen wird. Bei diesem roten Streifen handelt es sich aber «nur» um das Anzeichen einer lokalen Entzündung der Lymphbahnen. Wohl kann sich aus einer solchen Infektion eine bedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln – muss es aber glücklicherweise nicht!

Ob ein kleiner Hautschnitt, ein eitriger Zahn, eine Operationswunde, eine Lungenentzündung, eine Infektion im Harnwegstrakt oder eine Hirnhautentzündung: Grundsätzlich kann jeder Infektionsherd zu
einem grösseren «Brand» anwachsen, wenn das körpereigene Immunsystem nicht mehr in der Lage ist, schädliche Erreger wie Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten in Schach zu halten. Eine Vergiftung entsteht, wenn sich die Keime in grosser Zahl vermehren, in den Blutkreislauf gelangen, sich im ganzen Körper ausbreiten und unkontrolliert wüten. Dies kann den Organismus dazu anregen, eine Reihe von Reaktionen in Gang zu setzen, die die Stoffwechselvorgänge völlig durcheinanderbringen.

Die Abwehrzellen setzen Stoffe frei, die die Wände der Blut­gefässe so strapazieren, dass sie nicht mehr dichthalten. Tritt Flüssigkeit aus dem Blut ins Gewebe über, kann der Blutdruck massiv sinken.

Das Blut in den kleinen Blutgefässen kann verklumpen, sodass Organe wie Gewebe nicht mehr genügend versorgt werden können.

Bei einer schweren Blutver­giftung können lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge, Niere oder Leber nicht mehr ausreichend arbeiten.

Eine banale Entzündung führt noch lange nicht zu einer Blutvergiftung. Zur Gesundheitsgefahr wird sie, wenn das Immunsystem überreagiert und schliesslich ausser Kontrolle gerät.

Anfällig für eine Sepsis sind in erster Linie Menschen, deren Abwehrkräfte geschwächt sind. Dazu zählen nicht nur ältere Menschen, sondern auch Personen mit HIV-Infektion, Diabetes oder einer Krebserkrankung sowie Patienten, die Medikamente einnehmen müssen, die das Immunsystem herabsetzen – sei es nach einer Organtransplan­tation oder bei der Behandlung von Autoimmun-Erkrankungen. Gefahrenpotenzial bergen auch Operationswunden, Harnkatheter, Beatmungs- oder Infusionsschläuche auf der Intensivstation, wenn sich Bakterien einnisten.