Gesunden ist möglich
Wenn der Körper sich selbst angreift: Autoimmunerkrankungen zählen zu den häufigsten chronischen Leiden. Schweizweit ist rund jede zehnte Person betroffen. Was lässt sich dagegen machen?
Unser Immunsystem ist da, um uns vor krankmachenden Fremdstoffen wie Viren, Bakterien und Parasiten zu schützen. Bei einer Autoimmunerkrankung allerdings bekämpfen unsere Abwehrkräfte nicht etwa den Feind, sondern sie attackieren und zerstören körpereigenes, gesundes Gewebe. Welches Gewebe betroffen ist, hängt von der Art der Immunerkrankung ab.
Lebenslange Herausforderung
Autoimmunerkrankungen gelten als unheilbar. Nur die Symptome lassen sich mit entzündungshemmenden Medikamenten oder Medikamenten, welche die Abwehr unterdrücken (Immunsuppressiva) bekämpfen, um eine weitere Zerstörung des Gewebes zu verhindern. Solche Arzneien, wie etwa Kortison, sind bei manchen Patientinnen und Patienten wegen ihrer Nebenwirkungen extrem unbeliebt. Was tun, wenn man nicht lebenslang Medikamente schlucken will? Gibt es einen Weg in ein gesundes Leben zurück?
Für die Kalifornierin Palmer Kippola, Gesundheitstrainerin für funktionelle Medizin, lautet die Antwort ganz klar: Ja, Heilung ist möglich!
Autoimmunerkrankungen sind reversibel
«Als ich 19 Jahre alt war, wurde bei mir multiple Sklerose (MS) diagnostiziert. Meine Familie war am Boden zerstört. Über zwei Jahrzehnte lang sagten mir mehrere Ärzte, ich könne nur Medikamente nehmen und mich auf ein Leben im Rollstuhl vorbereiten», erinnert sie sich. Das wollte sie aber nicht akzeptieren. Ihr Vater ermunterte sie, mit natürlichen Heilmethoden zu experimentieren, was sie auch tat. Mit Erfolg. «Seit 2010 habe ich keine Symptome mehr und fühle mich nicht mehr ständig unter Strom», so die 55-Jährige. «Ein 2014 durchgeführter Bluttest bestätigte, dass meine Antikörper im ‹normalen› Bereich liegen, d.h. mein Immunsystem wandte sich nicht länger gegen die Myelinscheide meiner Nerven. 2017 bestätigte ein MRT meines Gehirns, dass nicht nur keine neuen Läsionen dazugekommen waren, sondern alte sich zurückgezogen hatten und kleiner geworden waren. Heute bin ich kerngesund.» Wie aber ist das möglich?
Die sechs Schritte
Ihre persönliche Heilungsgeschichte hat Palmer Kippola dazu animiert, sich fortan für Menschen mit Autoimmunerkrankungen zu engagieren. Sie betreibt einerseits eine Onlineplattform (www.palmerkippola.com, in Englisch) und hat andererseits einen Ratgeber geschrieben, der nun auch auf Deutsch erschienen ist (Palmer Kippola: «Autoimmunerkrankungen heilen», Unimedica Verlag, Fr. 34.50). Darin schildert sie ihre eigenen Erfahrungen und beschreibt ausführlich sechs Werkzeuge, die zur Gesundung beitragen können:
- Ernährung umstellen: Verzichten Sie auf Nahrungsmittel, die chemisch verändert oder produziert wurden. Vorsicht gilt bei
Gluten, gehärteten Fetten und Ölen, Zucker und Süssstoffen, Milchprodukten, Lebensmittelzusätzen, tierischen Produkten aus konventioneller Haltung, Mais, Soja und raffiniertem Tafelsalz. Wichtig ist, herauszufinden, welche Lebensmittel für Sie persönlich unverträglich sind. - Darm sanieren: Reduzieren Sie Medikamente auf ein Minimum, um die Darmflora zu schonen. Nehmen Sie Verdauungsenzyme ein, und essen Sie täglich viel Ballaststoffe.
- Infektionen bekämpfen: Achten Sie darauf, täglich genügend Vitamin C und D aufzunehmen.
- Weniger Giftstoffe: Essen Sie möglichst biologisch. Vermeiden Sie Nahrungsmittel mit Pestiziden, Antibiotika oder Wachstumshormonen.
- Bauen Sie Stress ab: Wichtig sind acht Stunden Schlaf pro Nacht, Bewegung in der Natur sowie gute soziale Kontakte.
- Halten Sie Ihre Hormone im Gleichgewicht: Nebst Stressabbau und dem Meiden von Umweltgiften können auch bioidentische Hormone helfen.
Was gehört dazu?
Bekannt sind über 100 Autoimmunerkrankungen. Zu den häufigsten zählen:
- Colitis ulcerosa
- Diabetes Typ 1
- Hashimoto-Thyreoiditis
- Lupus erythematodes
- Morbus Basedow
- Morbus Bechterew
- Morbus Crohn
- Multiple Sklerose
- Psoriasis
- Rheumatoide Arthritis
- Rosacea
- Sarkoidose
- Zöliakie