Galle: Von «giftig» keine Spur!

In Sprichwörtern und Redensarten kommt die Galle schlecht weg. Dabei hat das Sekret durchaus seine Qualitäten. Dass es aber für die Bildung von Gallensteinen verantwortlich ist, bringt ihm keine Pluspunkte ein.
 
Gift und Galle spucken manche Menschen, wenn sie wütend sind. Diesen negativen Beigeschmack wird die Galle wohl nicht mehr los. Dabei hilft das eigentlich wertvolle Sekret dem Körper mit seinen Enzymen und den Salzen der Gallensäure, Nahrungsfette löslich zu machen. Deren Aufnahme aus dem Darm wird dadurch möglich, und die Fette können verwertet werden. Schokolade, Fondue, Braten – das alles wäre ohne Galle viel schwerere Kost für unseren Körper. Wäre das nicht schade?
  
Die Galle ist eine gelbbraune Flüssigkeit, die in der Leber produziert wird und hauptsächlich aus Wasser, Gallensalzen, Cholesterin, Phospholipiden und zahlreichen Enzymen besteht. Pro Tag werden von der Leber etwa 500 bis 800 Milliliter Galle gebildet. Sie fliesst über den Gallengang in den Zwölffingerdarm ab. Wenn keine Galle zur Verdauung des Speisebreis benötigt wird, staut sie sich zurück und gelangt über einen Verbindungsgang zur Gallenblase, wo sie auf rund 10 Prozent ihres Volumens eingedickt, gespeichert und bei Bedarf wieder abgegeben wird.
 
Wenn wir Nahrung aufnehmen – vor allem fettige –, zieht sich die Gallenblase zusammen und gibt Gallenflüssigkeit in den Dünndarm (Zwölffingerdarm) ab. Dort umhüllt sie Fette, fettlösliche Vitamine und Cholesterin im Nahrungsbrei. Die Fettkügelchen, die so entstehen, werden anschliessend im Dünndarm von den Enzymen des Sekrets der Bauchspeicheldrüse zerlegt.
 
Und die Galle kann noch mehr: Indem sie Abbauprodukte der Leber ausscheidungsfähig macht, dient sie der Entgiftung. Medikamente, Giftstoffe und Substanzen wie Cholesterin oder Bilirubin werden mit ihrer Hilfe aus dem Körper ausgeschieden.
 
Grosse kleine Übeltäter
In der Gallenblase wird das Sekret eingedickt, ihm wird Wasser entzogen. Dadurch kann es zu Ablagerungen von kleinen Festkörpern kommen, welche grösser werden und Gallensteine bilden. Meist bestehen sie aus Cholesterin und Gallensäure, manchmal aber auch aus Bilirubin oder aus einem Gemisch von verschiedenen Substanzen. Sie können millimeterklein sein (Gries), aber auch mehrere Zentimeter gross werden.
Verursachen Gallensteine keine oder nur geringe Symptome, spricht man von «stummen Steinen». Beschwerden verursachen sie meist erst, wenn ein Stein oder Griess aus der Gallenblase in den Gallenblasengang oder in den Gallengang ausgetrieben wird oder die Gallengänge versperrt. Dann spricht man von einer Gallenkolik. Typische Symptome sind konstant anhaltende starke, krampfartige Schmerzen im rechten Ober- und Mittelbauch, begleitet von schmerzhaften Ausstrahlungen in den Rücken und in die rechte Schulter.
 
Es geht auch ohne Gallenblase
Koliken können akut mit Schmerzmitteln behandelt werden. Danach sollten Gallensteine aber bald eliminiert werden. Meist erfolgt dies durch eine operative Entfernung der Gallenblase. Zertrümmerung durch Stosswellentherapie oder Auflösung durch Medikamente haben sich weniger bewährt. Die Gallensteine können so zwar in vielen Fällen entfernt werden, bilden sich aber häufig nach einigen Jahren erneut. Es sei denn, man beugt der Neubildung vor.
Aber keine Angst, auch ohne Gallenblase muss nach einer Operation nicht strenge Diät gehalten werden. Die Galle gelangt nun direkt von der Leber in den Dünndarm. Schwere, fettige Speisen führen allerdings bei vielen Betroffenen zu Verdauungsbeschwerden, weil die Abgabe grosser Mengen an Gallensekret nicht mehr so schnell und gezielt möglich ist. Hier können aber pflanzliche Produkte helfen. «Wer schon vor dem Essen weiss, dass er danach leiden wird, kann mit Hilfe von Bitterstoffen vorbeugen. Es gibt ausgezeichnete pflanzliche Produkte – als Tabletten oder in Tropfenform – die den Gallenfluss anregen und so das Leiden nach dem Schlemmen verhindern. Solange nicht masslos gegessen wird eine zuverlässige Möglichkeit», weiss Yves Eberle, diplomierter Drogist und Naturheilpraktiker aus Gams SG.
 
Gallensteinen vorbeugen
15 bis 20 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind von Gallensteinen betroffen. Die Veranlagung kann vererbt sein. Wir haben ihre Entstehung jedoch auch teilweise selber in der Hand: Übergewicht, ballaststoffarme Ernährung mit vielen tierischen Fetten und zu wenig Bewegung begünstigen die Bildung von Gallensteinen. Yves Eberle ist überzeugt, dass Vorbeugen hilft: «Ernähren Sie sich ausgewogen und achten Sie auf Ihre Blutfettwerte, vor allem auf das Cholesterin. Ganz wichtig ist auch, genügend zu trinken und den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten.» Seine Tipps, das Risiko für Gallensteine zu minimieren: «Pflanzen wie Artischocken, Löwenzahnwurzeln, Enzian, Wermut, Mariendistel, Pfefferminze und viele andere Bitterstofflieferanten können als Tee genossen werden, sie passen in Salate oder man kann sie einfach so essen. Die Bitterstoffe regen den Gallenfluss an und helfen, der Gallensteinbildung entgegenzuwirken. Ausserdem sinnvoll: zweimal pro Jahr eine Bitterstoffkur, kombiniert mit einer Säure-Basen-Kur. Das reinigt und regeneriert die Leberzellen und verhilft erst noch zu mehr Energie, besserem Schlaf und gesteigerter Leistungsfähigkeit.»