Fuchsbandwurm: Wenn Füchse unterwegs sind

Sie ist verbreitet und wird immer wieder zum Thema: die Angst vor 
dem Fuchsbandwurm. Wie gross die Gefahr wirklich ist, ist auch für 
Experten schwer einzuschätzen. Grund zur Panik besteht aber nicht.

Der Name Echinococcus multilocularis klingt nach einem Buchstabenbandwurm. Tatsächlich handelt es sich dabei um den heimtückischen Fuchsbandwurm, der die gefährliche Krankheit Echinokokkose auslöst. Menschen infizieren sich durch direkten Kontakt mit Wurmeiern, über infizierte Tiere, Erde, Lebensmittel oder Trinkwasser.

In den Achtzigerjahren, nach der Bekämpfung der Tollwut, 
begann die Population des Rotfuchses in der Schweiz stark anzusteigen. Mittlerweile hat sich die Zahl der Füchse eingependelt. Die schlauen Tiere dringen aber immer weiter in bewohntes Gebiet vor, deshalb nimmt die Verbreitung des Fuchsbandwurmes weiter zu. Schätzungsweise jeder zweite Fuchs trägt den Parasiten in sich. Professor Peter Deplazes vom Institut für Parasitologie an der Universität Zürich weiss: «Aufgrund der langen Inkubationszeit von bis zu 15 Jahren ist die Zahl der Neuerkrankungen bei Menschen erst von 2000 bis 2005 festgestellt worden. Sie hat sich verdoppelt und liegt in der Schweiz aktuell bei 20 bis 30 pro Jahr. Dabei ist die Gefahr in be­siedelten Gebieten, vor allem am Stadtrand, inzwischen grösser als im Wald. Der Fuchs hat den Siedlungsraum des Menschen erobert, weil das Nahrungsangebot hier grösser ist. Es ist also überall Vorsicht geboten.»

Haustiere entwurmen

Nicht nur Landwirte, Gärtner oder Förster sind somit dem Risiko ausgesetzt. Es kann jeden treffen. Auch Hundebesitzer sollten vorsichtig sein. Manche der Vierbeiner fressen Mäuse, welche Zwischenwirt des Fuchsbandwurmes sind, und scheiden die Eier über den Kot aus. Ausserdem schnuppern Hunde gerne an Fuchskot oder wälzen sich darin. Eier können dabei an Schnauze oder Fell haften bleiben und sich so auf den Menschen übertragen. Professor Deplazes klärt auf: «Auch Katzen werden in diesem Zusammenhang oft genannt, spielen aber eine geringere Rolle. In ihnen wächst der Parasit schlecht und produziert nur wenige Eier. Dennoch: Hunde und Katzen sollten regelmässig entwurmt werden.»

Klein, aber gefährlich

Der ausgewachsene Bandwurm ist nur drei Millimeter lang und lebt hauptsächlich im Dünndarm des Fuchses. Ihm selber schadet er nicht. Die vielen Eier werden über den Kot ausgeschieden und können in feuchter Umgebung Monate überleben. Gelangen Sie in den menschlichen Darm und vermag das Immunsystem sie nicht abzuwehren, wandern sie 
in die Leber. Dort bilden sie erst ein Larvengewebe, bestehend aus einer blasigen (alveolären) Struktur, die auch den Namen Alveo­läre Echinokokkose geprägt hat. 
Das Larvengewebe bildet tumorartige Ausläufer, die das Gewebe der Leber infiltrieren und langsam zerstören. Da das sogenannte Finnengewebe häufig fünf bis fünfzehn Jahre lang keinerlei Beschwerden verursacht, hat es 
lange Zeit zu wuchern und 
Schaden anzurichten.

Medikamente hemmen 
die Ausbreitung

Bei Ansteckungsverdacht wird der Hausarzt eine Blutunter­suchung, einen Ultraschall des Bauchraumes und möglicher­weise weitere Tests durchführen. Symptome können mehr oder 
weniger starke Oberbauchschmerzen sowie Müdigkeit, Gewichtsverlust, Fieber oder Blutarmut sein. Auch Bauchfell, Lunge 
und Gehirn können vom Finnengewebe befallen sein und Schmerzen in der Brust, Husten, Atemnot, Lähmungen oder Krampf­anfälle auslösen.

Früher war der Fuchsbandwurm für Menschen ein Todes­urteil. Prof. Deplazes: «Die Ausbreitung des Finnengewebes kann schon seit 30 Jahren durch Medikamente gehemmt werden. Eine Heilung ist aber leider noch ein Zukunftstraum.» Wird die Echinokokkose früh entdeckt, kann das befallene Gewebe möglicherweise operativ entfernt 
werden. Häufig ist das aber nicht mehr möglich oder der Parasit breitet sich trotz Operation wieder aus. Die wachstumshemmenden Medikamente müssen in der 
Regel ein Leben lang eingenommen werden. Deshalb ist klar: 
Vorsicht lohnt sich! 


Das sollten Sie beachten:

  • Füchse nicht durch Futter anlocken
  • Hunde und Katzen regelmässig entwurmen
  • Nach dem Streicheln von Tieren die Hände waschen. Hände nicht ablecken lassen
  • Beeren und Blätter aus Wald und Wiese vor dem Verzehr sorgfältig waschen, evtl. auch kochen
  • Hände waschen nach Gartenarbeit oder sonstigem Kontakt mit Erde oder Boden
  • Fuchskot im Garten einsammeln und mit Hauskehricht entsorgen, nicht im Kompost
  • Strassenschuhe nicht im Wohnbereich tragen
  • Wie genau Haustiere entwurmt werden sollen, erklären Experten der Schweizerischen Kleintiervereinigung auf www.esccap.ch