Frauensache Blutungs­störungen

Bei heftigen Blutungen nach den Wechsel­jahren, nach einer Schwangerschaft oder ­aufgrund von Myomen oder Polypen kann eine Gebärmutterausschabung Linderung und eine Diagnose bringen.

Vorneweg: Eine Gebärmutterausschabung ist nicht so schlimm, wie das Wort vielleicht vermuten lässt. Denn bei einer sogenannten «Abrasio» wird nicht die Gebärmutter, sondern lediglich die obere Schicht der Schleimhaut aus Gebärmutterhals und Gebärmutterkörper entfernt. Mit einer Art scharfem Löffel wird sie abgetragen – ohne Schnitt. Der Eingriff wird über die Scheide durchgeführt. Allerdings ist dennoch mindestens eine örtliche Betäubung nötig, meist eine kurze Vollnarkose von fünf bis zehn Minuten.

Die Ausschabung kann der Frauenarzt oder die Frauenärztin ambulant durchführen, bereits kurze Zeit nach dem Eingriff wird die Patientin entlassen. Risiken bestehen kaum, weiss Dr. med. Jürgen Schüttpelz vom Elimed Institut für Gynäkologie und ästhetische Medizin in Baden: «Gebärmutterausschabungen sind mit geübter Hand sehr sicher. Ziehende Schmerzen wie bei einer Menstruation und leichte Schmierblutungen nach einer Operation sind normal. Komplikationen wie Infektionen oder Verletzungen der Gebärmutter sind äusserst selten.»

Diagnose und Behandlung

Doch warum wird eine Ausschabung der Gebärmutter überhaupt nötig? Einerseits wird die abgetragene Schleimhaut für Untersuchungszwecke verwendet, wenn beispielsweise auffällige Zellabstriche oder verdächtige Befunde im Ultraschall abgeklärt werden müssen. Andererseits kann eine Abrasio auch Symptomen einer Blutungsstörung entgegenwirken: «Unregelmässige und zu starke Blutungen, gerade auch nach den Wechseljahren, normalisieren sich nach der Ausschabung rasch, da die Gebärmutterschleimhaut reduziert wird und dadurch wieder ‹normal› arbeitet. Allerdings», weiss der Facharzt, «kann es immer wieder zum Auftreten von vermehrter Schleimhaut kommen und die Symptome können erneut auftauchen.» Solche Blutungsstörungen sind meist harmlos.

Dr. Schüttpelz: «In der Regel sind sie Anzeichen einer hormonellen Störung, eines gutartigen Tumors (Myom) der Gebärmuttermuskulatur oder Ausstülpungen der Gebärmutterschleimhaut (Polyp).» Myome oder Polypen werden bei einer sogenannten Kürettage – in diesem Fall wird der Eingriff mit einem stumpfen Löffel oder elektrischen Geräten durchgeführt – kombiniert mit einer Spiegelung möglichst komplett abgetragen. Eine Gebärmutterentfernung kann notwendig werden, wenn beispielsweise eine fortgeschrittene Tumorerkrankung, schwere Endometriose sowie grosse oder viele Myome die Blutungen verursachen.

Eingriff oder Medikamente?

Auch eine Fehlgeburt oder ein Schwangerschaftsabbruch kann zu Blutungsstörungen führen. Aufgrund der Rückfallgefahr ist eine Ausschabung bei jungen Frauen jedoch nicht Therapie erster Wahl. «Hier versuchen wir in der Regel mit pflanzlichen Mitteln oder Medikamenten zu einer normalen Blutungsstärke zu gelangen.» Auch Frauen, bei denen nach den Wechseljahren erneut Blutungen auftreten, brauchen sich nicht in jedem Fall einer Abrasio zu unterziehen. «Vor allem dann nicht, wenn Ultraschall und Abstrich unauffällig sind. Denn gerade in der frühen Menopause oder während einer Hormontherapie kann es zu Zwischenblutungen kommen, ohne dass Schwerwiegendes dahintersteckt», erklärt Dr. Schüttpelz. Auch nach der Menopause sind ein Aufbau der Schleimhaut und Blutungen noch möglich – ein Zeichen dafür, dass noch Östrogen im Körper ist. Da das Risiko für Gebärmutterkrebs nach den Wechseljahren am höchsten ist, ist es bei Blutungen allerdings ratsam, eine Ausschabung vorzunehmen, um eine genaue Laboruntersuchung der Schleimhaut durchführen zu können.