Fit für die Operation

Wer unters Messer muss und danach schnell wieder fit sein möchte, kann in der Universitätsklinik Balgrist ein gezieltes Training machen. Mehr noch: Gut trainierte Patienten sparen auch bei den Spitalkosten.

Monika A. stemmt Gewichte an der Kraftmaschine und tritt auf dem Trainingsvelo in die Pedale. Dreimal die Woche absolviert die 61-Jährige dieses Programm – dazwischen trainiert sie zu Hause mit Übungen, die ihr die Physiotherapeutin gezeigt hat. Nicht um schnell viele Muskeln aufzubauen oder etwas für die Linie zu tun, sondern weil sie einen chirurgischen Eingriff vor sich hat: Ihre Kniearthrose ist so weit fortgeschritten, dass die Zürcherin ein neues Gelenk braucht.

Diese Vorbereitung auf einen chirurgischen Eingriff nennt sich Prähabilitation. Heute weiss man, dass körperlich fitte Patienten eine Operation viel besser meistern als untrainierte Menschen. «Die Prähabilitation zielt darauf ab, die körperliche Verfassung des Patienten vor der Operation zu stärken», erklärt Prof. Dr. med. Johannes Scherr, Chefarzt Sportmedizin und Leiter des Universitären Zentrums für Prävention und Sportmedizin der Universitätsklinik Balgrist.

Bei Monika A. war es nicht mehr so weit her mit der Fitness. Wegen ihrer Schmerzen im Knie hatte sie schon seit längerer Zeit auf Sport verzichtet und ihr Knie so gut wie möglich geschont. Das kann zu Fehlbelastungen und zu einem gewissen Muskelabbau führen. Gerade für Patienten wie Monika A. ist die Fitness-Vorbereitung ein Gewinn. «Sportler sind meistens in exzellenter körperlicher Verfassung. Da muss man möglichst schnell operieren, damit sie wieder trainieren können», so der Facharzt. «Aber bei Patienten, die sich vorher monate- oder gar jahrelang geschont haben, kann man mit Prähabilitation viel ausrichten.»

Weniger Komplikationen

Doch nicht nur bei Gelenk- und Muskelproblemen ist das Training hilfreich: «Studien haben gezeigt, dass es auch bei Dickdarm-, Lungen- oder Herzoperationen und sogar bei Magenverkleinerungen Komplikationen vermeiden hilft und zu einer besseren Rehabilitation beiträgt.»

Pech hat, wer notfallmässig operiert werden muss. Denn die Vorbereitung braucht eine gewisse Zeit. «Drei bis vier Wochen sind das absolute Minimum», weiss Prof. Scherr. Wer eine weite oder umständliche Anreise hat, kann einen Teil des Trainings auch zu Hause absolvieren, idealerweise aber zwei- bis dreimal pro Woche unter physiotherapeutischer Anleitung. «Es können ja auch Probleme auftreten, bei denen medizinisches Verständnis nötig ist, damit man korrigierend eingreifen und nötigenfalls das Training anpassen kann.»

Auch der psychische Nutzen der Vorbereitung ist nicht zu unterschätzen. «Die Patienten kennen die Übungen schon, die sie nachher in der Rehabilitation erwarten, und wissen, wie die Bewegungsabläufe sind. Das ist ein wichtiger Punkt», betont der Experte. Prähabilitation kann auch die Angst vor der Operation mildern. Bei manchen Patienten hat das Training einen derart positiven Effekt, dass der geplante Eingriff nochmals hinausgeschoben werden kann. Dank der Prähabilitation sind die Patienten bestmöglich vorbereitet und haben gute Chancen, ihren Eingriff ohne Komplikationen zu überstehen und bald wieder auf den Beinen zu sein. Dies spart auch Kosten, weil sich die Aufenthaltsdauer im Spital verringert.