Fieberbläschen innert Stunden behandeln!

Wenn Lippenherpes ausbricht, kann schnelles und richtiges Handeln die Leidenszeit verkürzen und eine weitere Ansteckung verhindern. Auch vorbeugend lässt sich der lästigen Virus-Infektion begegnen.

Wer nicht von Lippenherpes betroffen ist, kann sich glücklich schätzen. Denn die Bläschen, die meist am Lippenrand auftreten, können zu einer echten Belastung werden. Schmerzhaft, unschön und ansteckend sind sie – und sind sie einmal da, treten sie immer wieder auf. Doch woher kommen die lästigen Bläschen?

Herpes simplex heisst das Virus, das geschätzte 70 bis 90 Prozent der Menschen in sich tragen, das aber nicht bei allen ausbricht. Peter Itin, emeritierter Professor für Dermatologie am Universitätsspital Basel, kennt den Grund: «In der Regel lebt das Herpes-Virus in den Nervensträngen zurückgezogen. Nur bei einer kurzfristigen Immunstörung durch eine Infektion, extreme Sonnenexposition oder Stress kann es sich vermehren, sich entlang der Hautnerven Richtung Haut bewegen und dort zu einer klinisch sichtbaren Infektion führen.» Es gibt Patienten, bei denen bricht der Herpes simplex bereits aus, wenn sie sich erschrecken oder sich vor etwas ekeln. Wie das? «Beides bedeutet Stress», erklärt Prof. Itin, «und dieser führt zu messbaren immunologischen Veränderungen, die den Ausbruch begünstigen.»

Ansteckungsgefahr!

Ein Kribbeln oder ein Ziehen auf den Lippen sind erste Anzeichen einer akuten Infektion. Innert weniger Stunden wird die Blase sichtbar und füllt sich mit Flüssigkeit, platzt später – es bildet sich eine Kruste. Bis zwölf Tage lang kann sie spür- und sichtbar sein, hochansteckend ist sie nur kurz. «Die Flüssigkeit in den Bläschen enthält vermehrungsfähige Viren. Liegt nur noch die Kruste vor, ist der Patient nicht mehr ansteckend», weiss der Dermatologe. Dennoch gilt: Auf gute Hygiene achten und das Bläschen nicht anfassen, sonst wird das Virus verschleppt. Und: Während der ansteckbaren Phase nicht küssen! Denn jedermann läuft Gefahr, infiziert zu werden – sogar, wer bis ins hohe Alter nie eine Fieberblase hatte, ist nicht per se immun.

Schnell reagieren

Beim ersten Kribbeln richtig zu handeln, verkürzt die Akutphase. Denn wenige Stunden können darüber entscheiden, wie heftig das Virus ausbricht. Also immer eine Herpes-Salbe, Gel oder Pflaster zur Hand haben und sofort auftragen. Gute Mittel können die Vermehrung des Virus unterdrücken, die Entzündung bekämpfen und das Immunsystem stärken. Mindestens vier Tage lang bis zu fünf Mal sollte behandelt werden. Wer lieber auf chemische Hilfe verzichtet, kann pflanzliche Mittel auf der Basis von Melisse oder Rhabarber ausprobieren. Für Patienten mit besonders schweren Infektionen gibt es spezielle Therapiemöglichkeiten, wie der Dermatologe verrät: «Wenn innerhalb von Stunden eine Systemtherapie mit Valacyclovir begonnen wird, kann ein sichtbarer Ausbruch oft verhindert werden.» Eine weitere Therapiemöglichkeit bietet der Laser – vor allem Zahnärzte werben damit. Die Wirksamkeit ist inzwischen durch kleinere Studien belegt.

Nicht heilbar

Heilbar ist Herpes nicht. Wiederkehrende Infektionen lassen sich nicht sicher verhindern, weiss Prof. Itin: «Da sich das Virus in die Nervenstränge zurückzieht, ist eine pharmakologische Heilung nicht möglich. Bis jetzt sind die Impfresultate enttäuschend, doch wird laufend geforscht, und man darf hoffen, dass eine echte Heilung und Eliminierung der Viren in Zukunft möglich sein wird.» Bleibt Betroffenen also die Hoffnung – und das Vorbeugen: Mehrmals täglich guten Sonnenschutz auf die Lippen auftragen, das Immunsystem stärken, trockene Haut gut rückfetten und Stress vermeiden.