Fertig mit Heisshunger

Er ist ein übler Saboteur, macht so oft gute Vorsätze zunichte. Aber ihn als Feind zu behandeln, bringt nichts. Fachfrau Marion Grillparzer rät: Freunden Sie sich mit ihm an – und zeigen Sie ihm, wer der Boss ist!

 

Er hat so manche Schlankheitskur auf dem Gewissen: Da hat man sich einen ganzen Tag eisern an sein karges Essprogramm gehalten – und dann überfällt einen hinterrücks ein Heisshunger, der einfach nicht zu zähmen ist. Alles, was essbar ist, fällt ihm zum Opfer, vor allem Süsses, Fettes, Ungesundes. Und natürlich das hehre Ziel: der Gewichtsverlust.

«Meistens ist Heisshunger ein Notruf des Körpers, weil es ihm an etwas mangelt: sei es Liebe, Licht, ein Vitamin– oder Zucker im Blut», weiss Fachfrau Marion Grillparzer. Der häufigste Grund für sein Auftauchen: ein Mangel an Zucker im Blut. Da schlägt das Hirn Alarm, schickt den Körper mit jeder Faser auf Nahrungssuche. Denn das Hirn akzeptiert keine Diät, die zu viel spart undwichtige Nährstoffe nicht liefert.

 

Niemals unter den Grundumsatz
Heisshunger ist aber nicht nur ein Spielverderber an sich, er setzt auch einen unheilvollen Mechanismus in Gang. Denn wenn wir dem Körper nicht geben, was er braucht, wenn wir zu viele Kalorien sparen, meldet der nicht nur Heisshunger, er richtet sich auch auf Mangelzeiten ein und drosselt den Stoffwechsel. Er verbrennt in Ruhe weniger Kalorien als vorher – wir nehmen also schneller zu. Der berühmte Jo-Jo-Effekt.

Der wichtigste Grundsatz lautet deshalb: Niemals unter den Grundumsatz gehen, also unter den Kalorienverbrauch in Ruhe. Der ist zwar individuell – über den Daumen gepeilt lässt er sich aber errechnen, indem man das Körpergewicht in Kilo mit 24 multipliziert. Bei 100 Kilo liegt er also etwa bei 2400 kcal, bei 50 Kilo bei 1200 kcal. So viel verbraucht man, wenn man gar nichts tut, und mindestens so viel muss man sich jeden Tag gönnen. Plus das, was man zusätzlich zu verbrauchen gedenkt. Wo die persönlichen Heisshungerfallen liegen, kann man auch mit dem Arzt abchecken. In Frage kommen zum Beispiel zu wenig Schilddrüsenhormone, Entzündungen im Körper, eine Insulinresistenz, zu viel Cortisol oder ein Vitalstoffmangel (z. B. zu wenig Vitamin C, B-Vitamine, Jod, Selen, Chrom, Zink, Eisen, Mangan, Magnesium, Eiweiss), Medikamente. In diesem Fall heisst es, erst das Grundproblem in den Griff zu bekommen.

Marion Grillparzer hält aber auch gute Tipps bereit für eine «Anti-Heisshunger-Diät»:

  • Zucker, Weissmehl und Süssstoffe minimieren – auch in Getränken
  • Keine Mahlzeiten ausfallen lassen
  • Bei echtem Hunger zwischendurch: Eiweiss oder Vitalstoffe knabbern (Putenbrust, ein Ei, Apfelschnitze, Gemüsestreifen)
  • Zu jeder Mahlzeit Eiweiss essen
  • Fett sparen – aber niemals an pflanzlichen Fetten wie Oliven-, Lein-, Nussöl, Avocado. Auch fetter Fisch darf sein
  • Fertigprodukte meiden
  • Mindestens 10 Minuten Zeit in das stecken, was man dann isst
  • Nichts essen,was nicht aus mindestens drei Zutaten selbst zubereitet wurde. Eine der Zutaten soll Obst oder Gemüse sein
  • Sich selbst verzeihen. Denn Frust lockt Heisshunger an. Und das wollen wir ja nun wirklich nicht! 

 

 

 

Marion Grillparzer: «Hey Heisshunger, ab jetzt bin ich der Boss!», GU-Verlag, Fr. 34.50.