Erkältungsmythen im Check

Lindern ­Zwiebelwickel wirklich Ohren­schmerzen? Lässt sich eine Erkältung in der Sauna ausschwitzen? Dauern ­Erkältungen tatsächlich neun Tage? Was stimmt, was nicht?

Haaatschi! Schniefnasen begegnet man jetzt überall – im Büro, in den Geschäften, im Bus, Tram und zu Hause. Umso wichtiger ist es zu wissen, was hinter einer Erkältung steckt und was wirklich hilft, wenn es einen selbst erwischt hat.

Kälte verursacht die Erkältung

Klingt logisch, stimmt aber nicht. Viren sind die Verursacher. Am häufigsten attackieren die Rhino-, Adeno- und Corona-Viren unser Immunsystem. Und was ist mit der Kälte? Durch sie kommt es
in der Nase und im Rachen zur Abkühlung der Schleimhäute. Dadurch verengen sich die Gefässe – die Durchblutung verschlechtert sich, ideal für Viren, sich einzunisten. Und weil der Körper durch die Kälte geschwächt ist, kann er solche Viren-Angriffe weniger gut abwehren.

Eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt drei und geht drei Tage lang

Es ist richtig, was der Volksmund sagt. Das Immunsystem braucht rund neun Tage, um die Virenattacke abzuwehren. Tag eins bis drei kratzt es im Hals, man hat Kopf- und Gliederschmerzen,
die Nase beginnt zu laufen. Tag vier bis sechs kann es Fieber geben, die Nase ist verstopft, dazu kommt ein Reizhusten. Tag sieben bis neun: Die Symptome lassen nach, die Abwehr hat funktioniert. Zurück bleibt eine Müdigkeit, die noch andauern kann.

Eine Erkältung schwitzt man in der Sauna aus

Das funktioniert nicht. Wer regelmässig in die Sauna geht, stärkt zwar das Immunsystem und härtet den Körper gegen Infektionen ab. Hat Sie aber eine Erkältung bereits erwischt, bringt Saunieren nichts. Im Gegenteil. Der Wechsel zwischen Hitze und Kälte schwächt den eh schon lädierten Körper noch mehr. Deshalb: Trinken Sie viel Kräutertee, und schwitzen Sie im Bett, statt in der Sauna.

Wer erkältet ist, gehört ins Bett

Nicht unbedingt. Wer Fieber hat, müde ist und Gliederschmerzen hat, sollte sich ins Bett legen. Hat jemand die üblichen Erkältungssymptome wie Schnupfen und ein Kratzen im Hals, aber kein
Fieber, der sollte sich warm anziehen und an die frische Luft gehen. Sauerstoff regt den Kreislauf an und aktiviert die Immunzellen.

Ein Schuss Rum desinfiziert und macht die Viren unschädlich

Nichts gegen Opas Geheimrezept, aber Alkohol hilft bei einer Erkältung nicht. Er ist wie Zigaretten ein Zellgift, das den Körper schwächt. Trinken Sie Kräutertee und geben Sie statt Rum etwas Waldhonig rein.

Eine Erkältung ohne Fieber ist nicht ansteckend

Falsch. Die Ansteckungsgefahr droht bereits ein bis zwei Tage bevor die ersten Symptome sich zeigen. Am höchsten ist sie in den ersten Tagen der Erkrankung. Das fiese ist, die Viren verbreiten sich durch Tröpfcheninfektion. Niest jemand, werden tausende Schleimtröpfchen mit 165 Stundenkilometern in die Luft katapultiert. Dort können sie stundenlang schweben, und auch auf unseren Händen, PC-Tastaturen, Türfallen und Telefonhörern überleben.

Leichtes Fieber sollte man sofort senken

Nein, denn Fieber ist eine Heilreaktion des Körpers. Sie bringt das Immunsystem in Schwung, sodass die Erkältungsviren schneller abgetötet werden. Mit fiebersenkenden Mitteln verlängern Sie den Genesungsprozess. Als «leichtes Fieber» bezeichnet man übrigens eine Temperatur bis zu 39 Grad. Was darüber ist, gilt bei Erwachsenen als hohes Fieber – damit sollte man schleunigst zum Arzt.

Kräftig Schnäuzen macht die Nase frei

Im Gegenteil. Dabei kann es passieren, dass das Nasensekret samt Bakterien und Viren in
die Nebenhöhlen und Richtung Ohren gepresst wird. Das kann eine schmerzhafte Nebenhöhlen- oder Mittelohren-Entzündung nach sich ziehen. Deshalb drücken Sie die Nase mit einem Taschentuch vorsichtig aus. Wenn Sie schnäuzen, tun Sie es sanft und halten dabei ein Nasenloch zu.   

Zwiebelwickel lindern Ohrenschmerzen

Stimmt. In der Zwiebel befinden sich unter anderem ätherische Öle, die desinfizierend und antibakteriell wirken. Haben Sie Ohrenschmerzen, schneiden Sie die Zwiebel in kleine Stücke, und legen Sie sie auf ein Baumwolltaschentuch. Falten Sie es und drücken Sie es leicht, damit der Saft heraustritt. Besonders wohltuend ist, wenn Sie den Zwiebelwickel auf der Bettflasche erwärmen. Legen Sie ihn auf das Ohr, und fixieren Sie ihn mit einem Stirnband – zwanzig Minuten wirken lassen.