Entdecken, was wirklich zählt

Krisen sind Chancen, heisst es. Das gilt auch für die Sinnkrise in der Lebensmitte. 
Durch sie können wir neue Prioritäten setzen und dem Leben die Richtung geben, 
die mehr Freude, Dankbarkeit und Zufriedenheit mit sich bringt.
  
War das schon alles? Habe ich mir mein Leben wirklich so vorgestellt? Was ist, wenn das die nächsten zwanzig Jahre so weitergeht? Solche und andere Fragen stellen sich viele Menschen, wenn sie auf die Lebensmitte zugehen. Auslöser für diese Sinnkrise, die wir Midlife-Krise nennen, ist oft der Auszug der Kinder. Es können aber auch kleine körperliche Gebresten sein, die man als Vorboten des ­Alters sieht. Oder man muss bei der Suche nach Arbeit feststellen, dass die jüngere Generation vorgezogen wird. Einschneidend kann auch die Pflege der alten 
Eltern oder die Konfrontation mit deren Tod sein. Er führt einem unmissverständlich vor Augen, dass das Leben endlich ist.
 
Angesichts dieser Gewissheit beginnen viele Menschen über das Leben nachzudenken und stellen dabei auch die eine oder andere Entscheidung in Frage. Habe ich den richtigen Partner gewählt? Hätte ich ins Ausland gehen sollen, statt so früh zu heiraten? War es richtig, alle Energie in die Renovierung des Hauses zu stecken, das jetzt zu gross ist? Manche kommen zum Schluss, dass sie sich zu sehr angepasst haben, dass sie gelebt wurden, statt selber zu leben. Dieses Gefühl erzeugt eine Enge, aus der man sich befreien will. Deshalb fallen auch viele Trennungen in die Lebensmitte.
 
Fazit: In der ersten Lebenshälfte geht es darum, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. In der zweiten ist die Aufgabe, das Innen und Aussen in Übereinstimmung zu bringen. Die Midlife-Krise ist also keine Krankheit. Es ist die Aufforderung, sich auf das zu konzentrieren, was im Leben wirklich wichtig ist.
 
Stellen Sie die Weichen neu
Hier sind die Tipps, wie Sie gestärkt aus dem Tief herausgehen:
 
Fällen Sie keine wichtigen Entscheidungen. Eine langjährige Partnerschaft aufgeben, den Beruf oder den Wohnort wechseln – spielen Sie mit dem Gedanken an solch grundlegende Veränderungen, lassen Sie sich Zeit für die Entscheidung. In der Midlife-
Krise besteht die Gefahr, dass man aus einem Impuls heraus alles 
Erreichte über Bord wirft, was 
einem später dann leidtut.
 
Meditieren Sie: Meditation ändert an der Situation erst einmal nichts. Sie hilft Ihnen aber, diese anzunehmen. Das ist der erste Schritt aus der Krise heraus, denn diese verschwindet nicht durch einen blinden Aktionismus. Es gilt zu lernen, wieder mit der inneren Stimme Kontakt aufzunehmen, die Sie durch die Krise führt. Hierbei unterstützt Sie die Meditation. Durch sie sehen Sie klarer und können beginnen, Ihr Leben Schritt für Schritt zu ändern.
Meditieren Sie täglich zehn Minuten. Gehen Sie dazu in einen Raum, wo Sie ungestört sind. Setzen Sie sich ohne anzulehnen aufrecht auf einen Stuhl. Schliessen Sie die Augen, konzentrieren Sie sich auf das Ein- und Ausatmen und hören Sie in sich hinein.
 
Machen Sie eine Bestandesaufnahme: Tun Sie das schriftlich, sodass Sie diese immer mal wieder lesen können. Stellen Sie sich folgende Fragen: Wo stehe ich in meinem Leben? Bin ich zufrieden – mit Partnerschaft, Familie, Beruf, Freunden? Welche Ziele habe ich erreicht? Haben sich meine Lebensträume erfüllt? Was genau wünsche ich mir, das sich in meinem Leben ändert? Wie kann ich das umsetzen?
Erstellen Sie eine Zufriedenheits-Liste: Schreiben Sie zehn Dinge auf, bei denen Sie Zufriedenheit tanken können. Beispiele: Sich mit der Familie bei Spiel­abenden vergnügen; mit der Freundin Wanderungen machen; Ihrem Hobby, dem Segeln, vermehrt nachgehen; im Garten arbeiten. Bauen Sie diese Zufriedenheits-Tankstellen künftig bewusst in ­Ihrem Leben ein.
 
Holen Sie sich Unterstützung: Haben Sie das Gefühl, dass Sie sich im Kreise drehen, vertrauen Sie sich Freunden an oder suchen Sie sich professionelle Unterstützung. Oft ist Letzteres empfehlenswert, denn gerade nahe stehenden Menschen macht es Angst, wenn man das Leben in Frage stellt und offen über Veränderungen spricht, die auch sie betreffen werden.