Enge in der Brust

Ist das Herz von Durchblutungsstörungen betroffen, so werden die ­Anzeichen vielfach zu wenig ernst genommen. Dabei wäre im Fall einer Angina pectoris eine rasche und zielgerichtete Behandlung wichtig.

Durchblutungsstörungen am Herzen gehören zu den ­häufigsten Todesursachen. Glücklicherweise macht die Wissenschaft grosse Fortschritte, und wir profitieren von immer mehr Informationen und immer besseren Behandlungsmöglichkeiten. Erstes Anzeichen ist häufig die sogenannte Angina pectoris, ein typisches Engegefühl in der Brust, welches meist bei emotionaler Belastung oder intensiver körperlicher Betätigung auftritt.

Die Ursachen für die Angina pectoris kennt PD Dr. med. Georg Fröhlich, Kardiologe an der HerzClinic Luzern: «Zumeist liegt eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels vor. Nur bei optimaler Durchblutung über die drei herzeigenen Blutgefässe gelangt genügend Sauerstoff an die Herzmuskelzellen. Mit zunehmendem Alter und durch Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, hohes Cholesterin, Übergewicht und genetische Faktoren können sich Ablagerungen bilden. Je mehr Risikofaktoren vorhanden sind, desto schneller verstopfen die Gefässe. Dieser natürliche Alterungsprozess beginnt ab dem 20. Lebensjahr.» Bereits in jungen Jahren ist man also für später mitverantwortlich. Das heisst: Nein zum Glimmstängel, Ja zu mehr Bewegung und gesunder Ernährung.

Risiken bekämpfen

Zunächst kommt es zu keinen Beschwerden, da ausreichender Blutfluss vorhanden sei, erklärt der Herzspezialist: «Beim Treppensteigen oder nach dem Essen entsteht dann aber ein dumpfes Druckgefühl hinter dem Brustbein, oft mit Ausstrahlung in die linke Schulter, den linken Arm, Kiefer, Rücken oder Oberbauch. Auch kaltes Winterwetter kann die Beschwerden provozieren. Doch die Symptome variieren; Diabetes­patienten oder ältere Frauen beispielsweise haben oft sehr untypische Beschwerden und fühlen sich einfach sehr schlecht belastbar und sind kurzatmig.» Generell zeigen sich bei Frauen andere Symptome wie Übelkeit, Brennen im Bauch oder unerklärliche Müdigkeit.

In Ruhe klingen die Beschwerden meist rasch wieder ab – was nicht heisst, dass sie ignoriert werden dürfen! «Bleiben Herzblutgefäss-­Verengungen über Jahre unbehandelt, können sie zu Herzschwäche oder zum Infarkt führen. Eine rechtzeitige Diagnose und Therapie ist von grosser Bedeutung», weiss Dr. Fröhlich und erklärt, wann es kritisch wird: «Tritt die Brustenge plötzlich auch in Ruhe auf und hält länger als 15 Minuten, könnte ein Herzinfarkt vorliegen.»

Die Patientin muss sofort ins Spital, denn der Herzmuskel ist sehr empfindlich: «Wird die Sauerstoffzufuhr für mehr als 5 Minuten unterbrochen, sterben erste Herzmuskelzellen ab.» Bleibt ein Blutgefäss am Herzen gar länger als 24 Stunden verschlossen, bildet sich eine Narbe am Herzmuskel, die Pumpleistung nimmt ab, die Patientinnen und Patienten sind weniger belastbar: «In bis zu 30 Prozent der Fälle führt ein akuter Herzinfarkt zu tödlichen Herzrhythmusstörungen.»

Möglichkeiten der Behandlung

Anhand von Herzultraschall, EKG-­Velotest und wenn nötig einer Computertomographie werden die Brustschmerzen abgeklärt und bei Bestätigung behandelt. «Ein verstopftes Blutgefäss muss meist mit einer Herzkatheteruntersuchung geöffnet werden. Die Untersuchung erfolgt in lokaler Betäubung. Über ein Blutgefäss am rechten Hand­gelenk wird ein feiner Plastikschlauch schmerzfrei bis zum Herzen vorgeschoben, ein kleiner Ballon bis in die Verschlussstelle des Herzblutgefässes vorgebracht und die Verengung aufgeweitet. Für ein gutes Langzeitresultat wird ein Maschengitter als Gefässstütze eingesetzt – der sogenannte Stent. Das dauert höchstens 60 Minuten und ist ein absoluter Routine-Eingriff», beruhigt der Kardiologe. Danach liegt es in der Hand des Patienten und des Hausarztes, die erwähnten Risikofaktoren optimal zu behandeln.