Einfach zu empfindlich

Sensible Haut – immer mehr Menschen klagen darüber. Was steckt hinter Rötungen, Juckreiz und Hautbrennen? Und was hilft, sich trotz Irritationen in der eigenen Haut wieder wohlzufühlen ?

Empfindliche Haut ist verbreitet. Genaue Zahlen, wie viele Menschen davon betroffen sind, existieren nicht. Aufgrund verschiedener Studien zeigt sich aber, dass rund ein Drittel bis zur Hälfte der Bevölkerung die eigene Körperhülle als sensibel und leicht irritierbar einstuft.

Was ist empfindliche Haut?

Unsere Haut ist von Natur aus empfindlich. Das heisst, sie enthält Nerven, die auf äussere Reize wie Wärme, Streicheln, Druck oder Chemikalien reagieren – um uns Wohlgefühl zu spenden, aber auch um uns vor potenziellen Gefahren zu schützen. Wie stark jemand auf solche Reize anspricht, ist individuell. Von überempfindlicher Haut spricht man bei folgenden eindeutigen Anzeichen:

  • Rötungen, rote Flecken, Pickelchen (z. B. bei Stress)
  • Juckreiz, trockene und schuppende Haut
  • Spannungsgefühl nach dem Duschen oder Baden
  • Neigung zu Sonnenbrand
  • Empfindlichkeit auf Kälte, 
harschen Wind und trockene 
Heizungsluft
  • Brennen oder Stechen nach 
der Anwendung eines Pflege­produktes.

Manche dieser Symptome können allerdings auch auf eine Haut­erkrankung oder auf eine Allergie auf bestimmte ­Inhaltsstoffe hinweisen. 
Im Zweifelsfall lohnt es sich, 
einen Arzt auf­zu­suchen.

Weshalb leiden ­immer mehr Menschen?

Hautexperten nehmen an, dass übersensible Haut die Folge unseres modernen 
Lebensstils ist. Über­triebene Hygiene 
wie mehrmaliges Duschen am Tag, zu heisses und langes Duschen, das Verwenden von aggressiven Seifen, Shampoos bzw. von entfettenden Pflegeprodukten und alkohol­haltigen Reinigungsmitteln – das 
alles schwächt die natürliche Hautbarriere und trocknet die Haut aus. Dadurch haben Bakterien, Viren, Pilze und Allergene 
ein leichteres Spiel, in die Haut einzudringen.

Zudem verbringen wir viel Zeit in geschlossenen Räumen und 
tragen Kleidung (besonders syn­thetische), die unsere Haut wenig atmen lässt und von natürlichen Reizen wie Sonnenstrahlen abschirmt. Bei Naturvölkern oder Menschen in Afrika, die kaum Kleider tragen und sich viel 
draussen aufhalten, ist trockene Haut selten. Über ihrer Haut bildet sich eine schützende Hornhaut-Schicht.

Eine weitere Herausforderung für unsere Haut sind unzählige 
Inhalts- und Zusatzstoffe in Kosmetika, Reinigungsmitteln oder industriell verarbeiteter Nahrung. Bestimmte Medikamente können die Haut ebenfalls dünner und empfindlicher machen. Auch 
natürliche Ingredienzen können die Haut reizen, wie etwa scharfe Gewürze im Essen oder manche ätherischen Öle (wie Bergamotte, Eukalyptus, Nelken, Thymian, Zedernholz oder Zimtblätter) in der Naturkosmetik.

Ausserdem leiden wir vermehrt unter Stress: Das Gefühl, aus der Haut fahren zu wollen, kommt nicht von ungefähr, denn es existiert tatsächlich eine Wechsel­wirkung zwischen Haut und Psyche. Dünne Haut korreliert oft mit einer sensiblen Seele.

Was hilft?

Hauptziel bei empfindlicher Haut ist die Stärkung bzw. der Wiederaufbau der schützenden Hautbarriere. Dafür braucht unser Körpermantel regelmässig Feuchtigkeit und nährende Substanzen. Wichtig ist, sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um sich einzucremen. Denn ohne Pflege wird die Haut noch empfindlicher. Konkret bedeutet dies: Ab etwa 30 Jahren lohnt es sich, den Körper jeweils nach dem Duschen einzucremen. Ab etwa 60 darf man sich gerne zweimal täglich mit feuchtigkeitsspendender Pflege verwöhnen – morgens und abends. Denn alternde Haut wird zunehmend dünner, spröder und empfindlicher – ein natürlicher Prozess, der sich nicht aufhalten lässt.

Was macht gute Pflege aus?

Wird ein Produkt als ideal für 
sensible Haut beworben, ist dies keine Garantie, dass es tatsächlich verträglich ist. Grundsätzlich gilt: Je länger die Liste der Inhalts­stoffe, desto genauer sollte man hinschauen. Je weniger Zutaten, desto kleiner das Risiko, dass 
unerwünschte Hautreaktionen auftreten und die Hautbarriere aus dem Gleichgewicht gerät. Auch wenn Naturkosmetik im Trend liegt: Zutaten wie Perubalsam, Wollfett und ätherische Öle können die Haut genauso reizen wie Parfumstoffe oder Fruchtsäuren. Wer unter überempfindlicher Haut leidet, setzt am besten auf wissenschaftlich geprüfte Dermokosmetika-Produkte aus der Apotheke, die möglichst frei sind von Parabenen (stark hautreizendes Konservierungsmittel), Paraffinen (Erdöl-Nebenprodukt), Duftstoffen, Alkohol, Emulgatoren oder Farbstoffen. Und wäscht sich mit milden, rückfettenden Produkten. Da die Wirkstoffe aufeinander 
abgestimmt sind, bevorzugt man idealerweise die Produkte einer einzigen Pflegeserie.

Das beruhigt überreizte Haut

Unkomplizierte Sofort-Massnahmen im Alltag sind zum Beispiel:

  • Thermalwasser-Spray (Apotheke): Wann immer die Haut spannt, einfach sprühen! Am besten immer in der Handtasche mitführen.
  • Kalte Umschläge mit schwarzem Tee: Tee zehn Minuten ziehen lassen und im Kühlschrank abkühlen. Damit kalte Umschläge machen und auf die gereizte Haut auflegen. Die Gerbstoffe tun echt gut.
  • Bei Juckreiz: Betroffene Stellen mit Quark bestreichen und mit Leinentuch abdecken.
  • Hochwertige Fette auftragen, wie Ringelblumenöl, Nachtkerzenöl, Traubenkernöl, Mandelöl, Avocadoöl oder Kakaobutter.
  • Hände weg von groben Peelings!