Eine Hepatitis – was ist das?

Zum Bild: Hygiene hilft schützen. In Gegenden mit hohem Infektionsrisiko gilt für alle Lebensmittel: Kochen, Schälen oder Vergessen. 

Als ich den Dermatologen aufsuchte, weil ich unter Hautausschlägen und Juckreiz am Unterschenkel litt, erschrak ich ziemlich. Denn der Arzt meinte, der Auslöser meiner Haut-erkrankung könnte eine Hepatitis sein. Damals ging ich davon aus, dass Hepatitis eine Krankheit ist, die nur Alkoholiker, Drogensüchtige und Leute mit wechselnden Sexualpartnern trifft – also Menschen, die eher «unseriös» leben.

Meine Laborbefunde waren dann glücklicherweise negativ. Das Thema Hepatitis liess mich aber dennoch nicht los. Mir wurde bewusst, dass Leberentzündungen nicht unbedingt mit einem gewissen Lebenswandel zusammenhängen, sondern grundsätzlich jede und jeden treffen können.

Die medizinische Wissenschaft unterscheidet heute zwischen fünf Hepatitis-Viren:

  • Hepatitis  A gilt als typische Reisekrankheit, die über verunreinigtes Trinkwasser und kontaminierte Lebensmittel übertragen wird. Der Virus kommt vor allem in mediterranen und tropischen Ländern bei mangelhafter Hygiene vor.
  • Hepatitis  B wird über Blut oder Sexualkontakt weitergegeben. Bereits kleinste Blutmengen reichen für eine Infektion aus. Die Leberentzündung Typ B ist stark verbreitet, schätzungsweise zwei Milliarden, also ein Drittel der Menschheit, haben sie durchgemacht. Regionen, in denen der Virus stark präsent ist, sind China und Zentralafrika. Hierzulande sind vor -allem Drogenabhängige, Dialysepatienten sowie Menschen, die Blutkonserven erhalten, gefährdet.
  • Hepatitis  C wird hauptsächlich über Blut übertragen, beispielsweise bei der Benützung von Drogenutensilien, beim Tätowieren oder Piercing. Rund 90 Prozent der Personen, die Drogen spritzen, haben den Virus. Eine Hepatitis-C-Infektion verwandelt sich meist in eine chronische Krankheit. Sie ist nach Alkoholmissbrauch die zweithäufigste Ursache von Leberzirrhose und -krebs.
  • Hepatitis  D wird über den Blutweg, sexuell oder während der Geburt weitergegeben, kommt allerdings nur zusammen mit dem Hepatitis-B-Virus vor.
  • Hepatitis  E ähnelt der Hepatitis A und wird ebenfalls durch verunreinigtes Trinkwasser (nach Monsun und Überschwemmungen) sowie Lebensmittel übertragen. Der Erreger findet sich auch in Tieren wie Schweinen und Schafen, die ein Infektionsrisiko darstellen, wenn deren Fleisch zu wenig durchgegart ist. Hepatitis E ist vor allem auf dem indischen Subkontinent, in Südost- und Zentralasien sowie in afrikanischen Gebieten und Mexiko verbreitet.

In den allermeisten Fällen von Leberentzündungen stecken obengenannte Viren dahinter. Infektionen mit Hepatitisviren zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Es kann sich aber auch um eine Autoimmunerkrankung handeln, bei der das Immunsystem falsch tickt. Oder um eine toxische Hepatitis, die durch übermässigen Alkoholkonsum entsteht. Verursacher können auch leberschädigende Medikamente oder Giftstoffe sein. Ferner gibt es die sogenannte nichtalkoholische Fettleberentzündung, die mit starkem Übergewicht und Zuckerkrankheit zusammenhängt.

Typische Symptome
Eine Leberentzündung kann ohne Beschwerden verlaufen und erst bei einer Untersuchung der Leberwerte entdeckt werden. Auf eine Hepatitis hinweisen können Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schmerzen im rechten Oberbauch oder grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber und Gelenkschmerzen. Nach zwei bis acht Wochen können sich die Haut und das Weisse der Augen gelb verfärben (Gelbsucht), der Stuhl entfärben und der Urin dunkler werden. Bei Verdacht auf eine Hepatitis sollte man den Arzt aufsuchen.
Eine akute Hepatitis, z. B. A oder E, klingt meist schnell und von selbst ab. Dauert die Entzündung länger als ein halbes Jahr, spricht man von einer chronischen Hepatitis. Dahinter stecken hauptsächlich B-, C- oder D-Hepatitisviren. Bei einer Leberentzündung gilt: Hände weg von Alkohol und leberschädigenden Medikamenten! Eine  Diät ist nicht nötig, dennoch kann es hilfreich sein, fettarm
zu essen. Spezielle Medikamente werden nur bei chronischen Leberentzündungen verschrieben, um das Risiko von Leberzirrhose und Leberkrebs zu reduzieren.

So schützen Sie sich
Oberste Priorität hat die Hygiene, wenn man in Regionen mit hohem Infektionsrisiko reist. Es gilt die altbekannte Regel: «Koch es, schäl es oder vergiss es.»  Fleisch und Meeresfrüchte nur essen, wenn ausreichend lang erhitzt. Kein ungeschältes Obst und Gemüse verzehren. Wasser nur aus versiegelten Flaschen trinken.

Gegen Hepatitis A und B kann man sich impfen lassen. Dies ist  bei erhöhtem Risiko empfohlen (z. B. Spitalpersonal).

Wer seine Sexualpartner häufig wechselt, benützt  Kondome.

Vorsicht vor übermässigem Alkoholgenuss sowie vor rezeptpflichtigen oder freiverkäuflichen Medikamenten, die der Leber schaden können, wie Paracetamol (Schmerzmittel), hormonelle Verhütungsmittel und Anabolika, auch vor manchen Antibiotika,  Krebs- und Rheumamitteln, Narkosemitteln und Chlorpromazin (bei psychischen Erkrankungen).