Insektenstiche
Eine Allergie kann jederzeit entstehen
In der warmen Jahreszeit sind Insektenstiche häufig und meist auch harmlos. Reagiert die gestochene Person jedoch auf das Insektengift allergisch, kann dies lebensbedrohlich sein.
Sitzt man bei sommerlichen Temperaturen im Garten oder am See, vergeht oft nur wenig Zeit, bis ein Summen oder Brummen sie ankündigt: Insekten. Mücken, Bienen, Wespen und Co. haben Hochsaison – und mit ihnen die Insektenstiche. «Meist ist ein Insektenstich harmlos und verursacht bei den Betroffenen lediglich eine Rötung, Juckreiz oder ein leichtes Brennen», sagt Allergologe Arthur Helbling vom Inselspital Bern. Unter bestimmten Begebenheiten kann ein Insektenstich aber lebensgefährlich sein, dann, wenn die gestochene Person allergisch auf das Insektengift reagiert. Schwere Reaktionen erfolgen meistens nach Stichen von Hautflüglern, zu denen Wespen, Bienen, Hornissen und Hummeln gehören.
Nesselausschlag und Atemnot
Nach einem Stich kann sich das Gift von der Einstichstelle her im ganzen Körper ausdehnen und bei einer Allergie zu einem anaphylaktischen Schock führen – der schlimmsten allergischen Reaktion. «In der Regel macht sich eine allergische Reaktion innerhalb von zehn bis 20 Minuten bemerkbar», sagt Helbling. In Form eines Nesselausschlags, einer Gesichtsschwellung, Atemnot oder eines Schwächegefühls. Auch heftiges Herzklopfen, «Schwarzwerden» und Bewusstlosigkeit können auf eine allergische Reaktion hindeuten. «Oft beginnt die Symptomatik mit einem Unwohlsein, Juckreiz an Händen, Fusssohlen oder an den behaarten Körperstellen.»
Zeitintervall entscheidet
Rund vier bis fünf Prozent der Schweizer/-innen reagieren mit allergischen Symptomen. «Eine Allergie kann sich in jedem Alter entwickeln. Niemand kann wissen, ob und wann er allergisch reagieren wird», erklärt Arthur Helbling. «Entscheidend für die Allergie-Bereitschaft ist mitunter das Zeitintervall zwischen zwei Stichen.» Denn man weiss: Wenn jemand innerhalb von zwei bis drei Wochen zweimal gestochen wird, nimmt das Risiko zu. Aber auch körperliche Belastung, Stresssituationen, heftige Emotionen, Medikamente (Blutdruck- oder Schmerzmedikamente), Alkoholkonsum oder Menstruation können die Allergiebereitschaft erhöhen.
Stachel ohne Druck entfernen
Wer von einem Insekt gestochen worden ist, kann die Einstichstelle meist selber gut versorgen. Nach einem Bienen- oder Wespenstich lindert das Auflegen einer feuchten Kompresse mit essigsaurer Tonerde oder mit Eiswürfeln den Schmerz. Gegen den Juckreiz sowie die Ausbreitung der lokalen allergischen Reaktion helfen Antihistaminika in Form von Tabletten oder Salben. Wer draussen unterwegs ist und weder Salbe noch Eis zur Hand hat, kann die betroffene Hautstelle auch mit Speichel einreiben. Die Einstichstelle sollte danach vorsichtig desinfiziert werden.
Bei Atemnot sofort zum Arzt
Ein Arztbesuch ist dann nötig, wenn nach dem Stich Körper- oder Gesichtsschwellungen, Atemnot, Schwächegefühl, massive Übelkeit und Erbrechen auftreten. «Jede allergische Reaktion, vor allem schwere, müssen medikamentös behandelt werden. Eingesetzt werden Antihistaminika und Adrenalin sowie in zweiter Hand Kortison. Bei einer Anaphylaxie ist eine Überwachung im Spital bis zu einem Tag angezeigt», so Helbling. Menschen, die eine allergische Reaktion nach einem Insektenstich hatten, sollten zudem immer Notfallmedikamente mitführen. «Jeder, der einmal nach einem Insektenstich Atemnot, Kreislaufbeschwerden oder einen Schock erlitten hat, sollte allergologisch abgeklärt werden.» Die allergenspezifische Immuntherapie mit Bienen- oder Wespengift, die Desensibilisierung, gehört zu den wirksamsten Therapien. Damit können schwere Reaktionen bei einem nächsten Stich verhindert werden. «Die Desensibilisierung ist allerdings eine Therapie über wenigstens fünf Jahre, aber sie erlaubt beispielsweise einem Imker, dass er mit seinen Bienen wieder arbeiten kann», sagt der Allergologe.
Auf dem Rasen Schuhe tragen
Viele Menschen reagieren panisch, wenn sie von einer Wespe oder Biene umschwirrt werden. «Das ist vollkommen falsch, da hektische Bewegungen die Insekten aggressiv machen.» Wespen lieben zudem zuckerhaltige Getränke oder Biere und setzen sich gerne auf Trinkgläser oder unverschlossene Dosen. Auch Sonnencremes mit intensivem Parfum oder andere Duftstoffe locken Insekten an. Im Freibad und Garten empfiehlt es sich, Schuhe zu tragen: Wer aus Versehen auf eine Biene tritt, wird auch gestochen, da sich das Insekt verteidigen will. Sogenannte Repellentien, die auf Haut und Kleidung gesprüht werden, helfen gegen Mückenbisse, nicht aber gegen Bienen- oder Wespenstiche.