Ein Bad zwischen Bäumen

Shinrin Yoku – die ­japanische Therapie für natürlichen Stressabbau – erobert auch die Schweiz. ­Alles, was es zum Waldbaden braucht, sind ein paar Solo-Stunden sowie einen Wald, in dem man sich richtig wohlfühlt.

Um es gleich vorwegzunehmen: Beim Waldbaden geht es weder um wandern noch um walken oder biken – körperliche Bewegung spielt eine Nebenrolle. Im Vordergrund stehen vielmehr bewusstes Innehalten und tiefes Durchatmen. Denn Waldluft enthält Substanzen, die das Immunsystem stärken, vor Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen und antidepressiv wirken.

Bäume, Büsche, Kräuter, Pilze, Moose und Farne geben bioaktive Substanzen – sogenannte Terpene – an die Waldluft ab. Einige dieser (Duft-)Botenstoffe, die wir über die Lungen oder die Haut aufnehmen können, kommunizieren beispielsweise auch mit unserem Immunsystem.

Natürlich Kraft tanken

Wie gesundheitsfördernd Waldatmosphäre ist, wissen die Japaner seit Jahrzehnten. «Shinrin Yoku» – was übersetzt «Waldbaden» bedeutet – ist im Land der aufgehenden Sonne eine offiziell anerkannte Methode, um Krankheiten vorzubeugen.

Regelmässiges Waldbaden 

  • reduziert die Konzentration der Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin
  • senkt den Blutdruck
  • schützt das Herz
  • fördert die Konzentration
  • wirkt beruhigend und schlaffördernd
  • stärkt das körpereigene Abwehrsystem.

Der japanische Medizinprofessor Qing Li konnte darüber hinaus  nachweisen, dass Menschen, die in Waldenähe leben, deutlich weniger an Krebs erkranken als solche, die keinen Wald in der Nähe haben. So soll bereits ein einziger Tag in einem Waldgebiet die Zahl unserer natürlichen Killerzellen im Blut durchschnittlich um fast 40 Prozent steigern.

Tipps für erholsames Waldbaden

Gerade jetzt, an heissen Sommertagen, lohnt es sich also doppelt, eine erfrischende Waldoase aufzusuchen und sich eine ausgiebige Pause unter schattenspendenden Baumwipfeln zu gönnen.

Nachfolgend ein paar Ideen für aktives und lustvolles Waldbaden:

Absichtslos schlendern: Statt irgendwelchen Wanderwegen zu folgen, lässt man sich vom Gefühl leiten: Welcher Weg zieht mich mehr an: Links oder rechts? Bergauf oder bergab? Oder quer durch eine Baumgruppe? Wegleitend ist die persönliche Faszination. Wichtig: Zeckenschützende Kleidung tragen sowie eventuell ein Handy mitnehmen, falls man die Orientierung verliert.

Riechspiel: Wer zu zweit oder mit Kindern unterwegs ist, sammelt unterwegs zu einem stillen Plätzchen je drei Naturmaterialien (vom Boden) – wie Tannzapfen, Äste, einen Stein, ein Stück Flechte oder eine Blüte, ohne sie den anderen zu zeigen. Am Rastplatz angekommen, werden die Augen verbunden und die anderen müssen an den gesammelten Schätzen riechen. Es geht nicht darum, genau zu erkennen, was es ist, sondern einfach zu beschreiben, was man riecht und was für Gefühle und Bilder dies auslöst.

Bäume umarmen: Einen Waldbaum zu umarmen und seine Wärme zu spüren, klingt kitschig. Erste Studien zeigen aber, dass die Berührung von Holz sowohl Körper als auch Geist entspannen.

An einem Waldbach meditieren: Das regelmässige Plätschern hilft loszulassen und tiefer durchzuatmen. Augen schliessen und geniessen!

In einer Hängematte relaxen: Der neueste Hit beim Waldbaden ist das Relaxen in einer Hängematte, die zwischen zwei Waldbäumen befestigt wird – tagsüber oder auch nachts. Oder das Übernachten in einem schwebenden Baumzelt, inklusive Sternegucken und Abenteuer-Romantik.

Bei allen Aktivitäten gilt: Bevorzugen Sie, wenn immer möglich, ruhige Waldstücke mit wenig Passanten. Je tiefer im Wald und je unberührter, desto wohltuender wirkt Waldbaden!