Diese Zeit gehört nur mir!

Alleinsein ist eine Kraftquelle. Immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig es ist, sich hin und wieder aus dem Netz der Verbindlichkeiten auszuklinken und eine Weile ohne Gesellschaft auszukommen.

Hektik am Frühstückstisch, drängelnde Menschen in der S-Bahn, ungeduldige Kunden am Telefon, lange
Schlangen an den Kassen im Supermarkt, ungebügelte Wäsche, die sich stapelt … Kennen Sie Tage wie diese, aus denen man drei machen könnte? Und die Sehnsucht, alles hinter sich zu lassen, endlich Ruhe zu haben und alleine zu sein?

Der Alltag von heute gleicht einem Rummelplatz: chaotisch, hektisch, laut – immer ist etwas los, immer gibt es etwas zu tun. In dieser von Reizüberflutung, ständiger Erreichbarkeit und Leistungsdruck geprägten Zeit kann es schnell passieren, dass man innerlich auf Automatik stellt und nur noch funktioniert. Dann fühlt man sich wie der Hamster im Hamsterrad, ist fremdbestimmt und reagiert nur noch auf die Aussenwelt. Das Ergebnis: Gereiztheit, Unzufriedenheit, Depressionen, Burnout. 

Was tun? Alleine sein! Das ist wie Ferien für Körper, Geist und Seele. Den eigenen Gedanken und Gefühlen nachhängen können und niemandem begegnen müssen ausser sich selbst. Es ist enorm wohltuend, wenn die Welt für eine Weile draussen bleibt. Wenn man in die Stille eintauchen kann, und sich auf keine sozialen Interaktionen konzentrieren muss.

Nichts gegen andere Menschen. Wir brauchen sie. Wir brauchen verlässliche Beziehungen, um uns geborgen und geliebt zu fühlen. Aber genauso brauchen wir auch die Beziehung zu uns selbst. Um andere wirklich lieben zu können, müssen wir uns selbst lieben. Das lernen wir unter anderem, wenn wir alleine sind. Dass es guttut, merken wir daran, dass wir entspannen und uns wieder bewusst wahrnehmen – unseren Körper, unsere Gefühle und Gedanken. 

Erfahren Sie es und nehmen Sie sich Zeit, um alleine zu sein. Dass muss nicht gleich ein ganzes Wochenende sein. Es reichen schon ein paar Minuten am Tag, um dem Menschen zu begegnen, der Sie das ganze Leben begleitet und Ihnen am nächsten ist: Sie selbst. 

 

Allein sein tut gut 

Allein sein ist für manchen gleichbedeutend mit einsam sein. Doch das muss nicht sein. Wir können alleine sein, ohne uns einsam zu fühlen. Genauso wie wir einsam unter vielen Menschen sein können. 

  • Ihr Tag ist voll mit Dingen, die erledigt werden müssen, sodass Sie keine Zeit zum Alleinsein haben? Machen Sie eine Liste von all den Aufgaben. Schauen Sie, was Sie delegieren oder verschieben können, und nutzen Sie die gewonnene Zeit fürs Alleinsein.
  • Sind Sie ständig unter Leuten, achten Sie bewusst auf kurze Alleinsein-Zeiten. Statt im Personalrestaurant einen Kaffee zu trinken, gehen Sie ein paar Schritte um das Haus. Haben Sie viele Termine, schieben Sie dazwischen Mini-Pausen ein. 
  • War der Tag anstrengend, versuchen Sie abends noch ein bisschen alleine zu sein, und sei es nur für ein paar Minuten. Atmen Sie dann bewusst ein und aus, und horchen Sie in sich hinein. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig und macht zu Beginn vielleicht auch ein wenig Angst. Aber Sie werden bald schon spüren, dass Sie aus dem Alleinsein Kraft tanken. 
  • Sind Sie auf den Geschmack des Alleinseins gekommen, planen Sie ab und zu einen ganzen Abend oder sogar ein ganzes Wochenende dafür ein. Tun Sie dann nichts Vernünftiges wie Wäsche bügeln, staubsaugen oder das Essen für den nächsten Tag vorbereiten. Machen Sie nur das, wobei Sie sich wieder näherkommen. Tagebuch schreiben zum Beispiel. Notieren Sie, wie Sie sich fühlen. Schreiben Sie einen Liebesbrief an sich. Denken Sie über Ihr Leben nach: Was gefällt Ihnen daran, was weniger? Spielen Sie Klavier, tanzen Sie zu Ihrer Lieblingsmusik, schauen Sie in den Sternenhimmel oder schliessen Sie die Augen und träumen Sie einfach vor sich hin.
  • Achten Sie darauf, was Sie tun, wenn Sie alleine sind. Oft machen wir dann Sachen, die wir uns nicht zugestehen, wenn andere dabei sind. Vielleicht möchten Sie etwas auch tun, wenn Sie in Gesellschaft sind – wie etwa ungeschminkt herumlaufen, sich Liebesfilme anschauen, spazieren gehen und nicht reden.