Die versteckte Gefahr

Die Aorta ist die grösste Arterie im menschlichen Körper. Verändert sie sich wie beieinem Aneurysma krankhaft, kann dies zu lebensbedrohlichen Situationen führen.

Die Bezeichnung Hauptschlagader trägt die Aorta nicht umsonst: Als grösstes und wichtigstes Blutgefäss mit einem Durchmesser von 1,5 bis 2,5 Zentimeter transportiert sie das Blut vom Herz in den Körper. Die Brustaorta steigt zunächst vom Herz ausgehend in Richtung Kopf auf, wendet sich dann in einem Bogen in Richtung Beine und geht auf Höhe des Zwerchfells in die Bauchaorta über. Mit zunehmendem Alter weitet sich die Hauptschlagader um etwa 35 Prozent aus und kann sich – wie alle anderen Arterien – krankhaft verändern.

Aorta sackförmig erweitert

Zu den gefährlichsten Veränderungen gehört dabei das Aneurysma – eine sackförmige Ausbuchtung der Hauptschlagader. «Von einem Aortenaneurysma spricht man, wenn sich das Gefäss um mindestens 50 Prozent seines ursprünglichen Durchmessers erweitert», sagt Thomas Meier, Oberarzt an der Klinik für Angiologie am Universitätsspital Zürich. Obwohl alle Abschnitte krankhaft verändert sein können, ist die Bauchaorta unterhalb der Nierenarterien am häufigsten betroffen. Männer erkranken fünfmal häufiger daran als Frauen.

Ein Aortenaneurysma entsteht nicht von heute auf morgen und verursacht zunächst keine Symptome. «Dies führt leider dazu, dass die Gefässveränderung oft nicht frühzeitig erkannt werden kann», sagt Thomas Meier. Viele Betroffene merken erst, dass etwas nicht stimmt, wenn das Aneurysma so gross ist, dass es auf umgebende Strukturen drückt. Dies kann zu dumpfen Schmerzen in Rücken und Bauch mit Ausstrahlung in die Beine führen. Oder es kann zu einer tastbaren pulsierenden Raumforderung im Mittelbauch oberhalb des Nabels kommen.

Mit wachsender Grösse des Aneurysmas wird die Wand der Aorta immer schwächer. Die Folge: Das Risiko, dass sich die Innen- und Aussenschicht des Gefässes abspaltet oder ausdehnt und die Aorta platzt, steigt. Wenn sich die Aorta kurz vor dem Platzen (Ruptur) befindet, spricht man von einem rupturierten Aneurysma. Es können stärkste Bauch- und Rückenschmerzen auftreten, ein tiefer Blutdruck und ein rascher Puls können auf einen nahenden Schock hinweisen.

Arteriosklerose als Ursache

«Dabei handelt es sich um ein lebensbedrohliches Ereignis, bei dem die Betroffenen innerlich verbluten können», warnt Thomas Meier. Im Notfall gilt es, sofort den Notruf 144 zu informieren, sich hinzulegen und jegliche Anstrengung zu vermeiden.

Der Entstehungsmechanismus des Aneurysmas ist abhängig von dessen Ursache. Die häufigste zugrunde liegende Erkrankung ist die Arteriosklerose, die durch hohen Blutdruck, Rauchen, höheres Lebensalter sowie erbliche Faktoren sowie das Geschlecht begünstigt werden kann. «Verwandte ersten Grades von Patienten sind gehäuft betroffen», weiss Thomas Meier.

Aorta operativ stabilisieren

Da Aneurysmen häufig keine Beschwerden machen, werden diese oft durch Zufall entdeckt. Für die Diagnosestellung reicht meist eine Ultraschalluntersuchung. Ein kleines Aneurysma benötigt eine regelmässige Kontrolle alle 6 bis 12 Monate. Falls nötig wird der Blutdruck behandelt. Ist das Aneurysma bereits grösser als 5 Zentimeter (bei Frauen) oder 5,5 Zentimeter (bei Männern), wird die Aorta meist mit einer Gefässstütze, einer sogenannten endoaortalen Prothese, oder mittels eines offenen Gefässersatzes operativ stabilisiert, was ein Einreissen oder Platzen verhindern soll.

Damit der Entstehung von Aneurysmen vorgebeugt werden kann, sollten sich über 50-jährige Verwandte ersten Grades von betroffenen Patienten regelmässig untersuchen lassen. Auch Männer im Alter zwischen 65 und 75 Jahre, die jemals geraucht haben und Männer über 50 Jahre, die an Durchblutungsstörungen der Beine leiden, tun gut daran, sich gelegentlich einer ärztlichen Kontrolle zu unterziehen.