Die Kunst des Entsäuerns

Chronische Übersäuerung schwächt den Organismus und macht krank. Wer seinen Körper erfolgreich entschlacken will, sollte basenbildend essen – und wissen, was seinem persönlichen Stoffwechseltyp guttut.

Experten schätzen, dass heutzutage rund 80 Prozent der Menschen chronisch übersäuert sind. Dennoch haben die wenigsten Schulmediziner ein Ohr für das Thema. Denn sie sind der Meinung, dass unsere Nieren, Lunge, Leber und unser Darm 
völlig ausreichen, um den Säure-
Basen-Haushalt zu regulieren.

Anders sieht es die Naturheilkunde: Sie hält die Übersäuerung des Gewebes für die Ursache zahlreicher Beschwerden und Erkrankungen. Erste Anzeichen einer chronischen Übersäuerung sind etwa Muskelschmerzen und -krämpfe, anhaltende Müdigkeit, Infektanfälligkeit, Mundgeruch, Sodbrennen oder Kopfschmerzen sowie Haarausfall, Cellulite, unreine Haut oder brüchige Nägel.

Was macht sauer?

Haupttäter ist der übermässige Verzehr von säurebildenden Nahrungsmitteln und Getränken – zu viel Fleisch, Würste, Käse, Fisch, Eier, Getreideprodukte, Süssgebäck, Cola oder Alkohol. Sie sind selbstverständlich nicht verboten, sollten aber höchstens 30 Prozent der täglichen Ernährung ausmachen. Die restlichen 70 Prozent im Teller sollten aus basenbildenden Gemüsen, Salaten, frischen Kräutern, Pilzen, Früchten, Kartoffeln und Marroni bestehen. Zur Verfeinerung eignen sich neutral wirkende Nahrungsmittel wie kaltgepresstes Pflanzenöl, Butter und Rahm sowie Mandeln und Haselnüsse.

Zu chronischer Übersäuerung trägt selbstverständlich nicht nur einseitige Ernährung bei, sondern auch mangelnde körperliche Aktivi­tät, ungenügendes Wassertrinken, Stress, Rauchen und manche Medikamente.

Was hilft beim Entsäuern?

Wird der Organismus mit zu viel Säuren überflutet, die er nicht mehr auszuscheiden vermag, lagert er sie als «Schlacken» im Bindegewebe, im Fettgewebe, in den Muskeln oder in den Gelenken ab. Oder er versucht, die Säuren über die Haut loszuwerden, was Haut­erkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis oder Ekzeme fördert. «Da jeder Mensch anders ist und unterschiedliche Schwachstellen hat, machen sich die Beschwerden individuell bemerkbar», erklärt der Diplom-Ökotrophologe Ralf Moll, der sich auf Entsäuerung spezialisiert hat und seit über 15 Jahren Fastenkuren leitet (www.typfasten.de).

Für ihn steht fest, dass nicht alle Menschen gleich ticken, wenn es darum geht, Säure-Schlacken abzubauen und den Säure-Basen-Haushalt wieder ins Lot zu bringen. Was die Entsäuerung begünstigt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. «Jeder Mensch kommt mit einem bestimmten Naturell auf die Welt. Diese Naturelle bestimmen unser energetisches Potenzial, unseren Stoffwechsel und Wärmehaushalt, unsere Verdauungsleistung, unser Aussehen und unseren Charakter», so Ralf Moll.

Um erfolgreich zu entsäuern, muss die Ernährung deshalb an das persönliche Naturell angepasst werden. Eine Frau, die ständig fröstelt und sich hauptsächlich von basischem Obst, Joghurt und Salattellern ernährt, braucht beispielsweise unbedingt wärmende Lebensmittel, um ihrem Stoffwechsel einzuheizen.

Die 3 Grundtypen

Basierend auf der jahrtausendealten Ayurvedalehre unterscheidet Ralf Moll zwischen drei Grund-Naturellen.

Ernährungs-Naturell 
(ayurvedisch: Kapha-Typ)

«Diese Menschen überlegen in Ruhe und sind beständig. Ihre Verdauung ist ­träge. Sie essen gerne und reichhaltig, lieben Süsses, Alkohol und fettes Essen. Das 
Essen gibt ihnen Ruhe und Zu­friedenheit», so Moll.

Der Nachteil: Sie nehmen schnell zu und kämpfen meist mit Übergewicht.

Das braucht es zum Entsäuern:

  • Scharfes, Bitteres und Herbes
  • vor jedem Essen einen Salat, im Sommer reichlich Rohkost
  • verdauungsfördernde Gewürze wie Ingwer, Kurkuma, Kardamom und schwarzer Pfeffer
  • viel Bewegung, um der Trägheit entgegenzuwirken

Möglichst mindern:

  • Essen, das zu fett, zu süss und zu salzig ist. Es verlangsamt den Stoffwechsel und schwemmt das Gewebe auf.

Bewegungs-Naturell 
(ayurvedisch: Pitta-Typ)

Diese Menschen sind aktiv, leistungsfähig, aber auch leicht er­regbar. Aufgrund ihres feurigen Temperaments schauen sie über Wehwehchen hinweg.

Der Nachteil: Sie greifen gerne zu Fastfood und Fertigprodukten. Über die Jahre hinweg übertreiben sie es mit säurebildenden Nahrungsmitteln.

Das braucht es zum Entsäuern:

  • bittere und herbe Lebensmittel, wie Hülsenfrüchte, Gemüse, Salat und Vollwertgetreide
  • sportliche Aktivität, Ausdauersport jeglicher Art
  • Erholung, Stress abbauen

Möglichst mindern:

  • sehr scharfe Gewürze, fettiges, saures und salzreiches Essen
  • zu viel Sonne und heisses Wetter

Empfindungs-Naturell 
(ayurvedisch: Vata-Typ)

Diese kreativen Menschen reagieren sehr sensibel auf ihre Umwelt und tendieren zu Ängsten und Übersensibilität. Sie haben einen wachen Verstand und sind oft helfend oder künstlerisch tätig.

Der Nachteil: Sie schwanken 
oft zwischen Begeisterung und Enttäuschung. Und sie fühlen sich schnell gestresst.

Das braucht es zum Entsäuern:

  • leicht gedünstete, warme (Gemüse-)Speisen
  • Salziges
  • Saures (wie Sauerkraut oder Obstessig)
  • Süsses (Früchte, Reis, Süss­kartoffeln)
  • Wärmende Gewürze wie Ingwer, Kurkuma, Koriander, Zimt und Pfeffer
  • Spaziergänge, entspanntes Ausdauer­training (wie Schwimmen, Velofahren oder Nordic ­Walking)

Möglichst mindern:

  • grosse Mengen an Rohkost und kaltem Essen
  • Scharfes, Bitteres und Herbes