Die Kraft der Knospen

Heilen mit Hilfe der Natur bei Allergien oder Infektionen: Eine von zahlreichen Möglichkeiten ist die Gemmotherapie – und gleichzeitig eine ganz besondere Art, die Wirksamkeit von Pflanzen zu nutzen.

Das Angebot an Naturheilmitteln ist gross, sodass man leicht den Überblick verliert. Gemmotherapie ist eines davon, aber worum geht es hier genau? «Gemmo» ist lateinisch und bedeutet «Knospe» – dieser Teil der Pflanze gilt als der lebendigste. Gemmopräparaten wird eine besonders heilende und regenerierende Wirkung zugeschrieben. Denn: Im Embryonalgewebe der Pflanzen steckt die höchste Potenz an Vitalität, weshalb die Arzneien ausschliesslich aus Triebspitzen, jungen Schösslingen oder wachsenden Wurzelfasern hergestellt werden. Sie enthalten Inhaltsstoffe, die in Blüten und Blättern nicht vorkommen. Wenn man sich bildlich vorstellt, mit welcher Energie eine Blüte sich entfaltet, wird schnell klar, dass diese Kraft einfach wertvoll sein muss. Gemmotherapie spricht – wie auch Spagyrik – die funktionelle Ebene und ganze Organsysteme an.

Gut für Stoffwechsel und Zellen

Auch die Apothekerin und Naturheilpraktikerin Heidi Meyer aus Bremgarten ist überzeugt von der Wirkung der Knospen. Seit Jahren behandelt sie in ihrer Praxis für Komplementärmedizin erfolgreich Patienten mit der Kraft der Pflanzen: «Gemmopräparate aus aktiven, teilungsfreudigen Pflanzenzellen unterstützen kraftvoll den menschlichen Stoffwechsel und haben einen günstigen Einfluss auf Zellregeneration und Zellerneuerung. Im Vordergrund steht der Effekt der Ableitung oder Ausscheidung», erklärt sie. Diese wird durch gezieltes Einsetzen des Naturheilmittels beschleunigt, die Knospen der Preiselbeere beispielsweise fördern die Ausscheidung über den Darm, die Schwarze Johannisbeere aktiviert die Nebenniere und wird deshalb oft als pflanzliches Cortison bezeichnet. Besonders erfolgversprechend ist die Behandlung mit reinem, unbehandeltem Knospenmaterial bei akuten und chronischen Krankheiten. Heidi Meyer: «Überall dort, wo Immunabwehr, Ausleitung und Harmonisierung von gestörten Funktionen nötig ist, setze ich häufig auf Gemmopräparate. Insbesondere bei Allergien, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Infektionen, Menstruationsbeschwerden oder Erschöpfung.»

Ergänzung zur Schulmedizin

So erklärt sich auch, warum die Therapie ganz besonders bei Infektionen oder nach Antibiotikatherapien empfohlen wird. Heidi Meyer: «Sie regt den Stoffwechsel und die Ausleitung der Giftstoffe an und aktiviert das Immunsystem durch eine Veränderung der Bluteiweisse.» Bedenken, Gemmopräparate in Kombination mit chemischen Medikamenten anzuwenden, seien unbegründet, wie die Naturheilpraktikerin weiss: «Die Therapie unterstützt den Heilungsprozess sanft, nachhaltig und nebenwirkungsfrei – sie kann bedenkenlos mit schulmedizinischen und komplementärmedizinischen Therapien kombiniert werden. Es empfiehlt sich sogar, sie ergänzend und unterstützend einzusetzen, besonders bei komplexen chronischen Beschwerden, wo sie als alleinige Therapie an ihre Grenzen stossen würde.»

Gemmotherapie – so wirken die Knospen

Schwarze Johannisbeere: Entzündungen, Allergien, Asthma, Halsschmerzen, MigräneWeissdorn: Herzbeschwerden, Regulation des Blutdrucks

Hagebutte: Akute Entzündungen des oberen Atemtraktes, Immunsystem stärkend

Mammutbaum: Burnout, Prostata, Energie, Erschöpfung

Preiselbeere: Darm, chronische Verstopfung, Durchfall

Silberlinde: Schlaf, Nervosität, Stress, Angst

Himbeere: Menstruations- und Wechseljahrbeschwerden, PMS

Feigenbaum: Gastritis, Reizmagen, Antidepressivum, Warzen, Gewicht

Edelkastanie: Krampfadern, schwere Beine, Ödeme, Hämorrhoiden

Rosmarin: Leber, Galle, Entgiftung, akute Entzündungen, Schwäche