Die gesündeste Sportart überhaupt

Wer sich körperlich fordern, aber nicht überfordern will, der geht ins Wasser. Früher vor allem in der Rehabilitation eingesetzt, ist Aqua-Fitness heute ein beliebtes Ganzkörper-Training für Jung und Alt. Neulingen wird jedoch ein Einführungskurs empfohlen.

«Manchmal spüre ich noch einen leicht ziehenden Schmerz.» Sarah K. aus B. steht im brusttiefen Wasser und lässt die Arme schwungvoll durchs kühle Nass gleiten. An ihrer rechten Schulter ist deutlich eine Narbe zu erkennen, die von der Operation eines Sehnenrisses im vergangenen Herbst zeugt. Wochenlang durfte die Hausfrau und Mutter ihren Arm nicht bewegen. Als sie dann wieder mit kräftigenden Übungen beginnen konnte, war sie erstaunt, wie sehr die Muskulatur geschwächt worden war, und sie begann mit einem Aufbautraining im Wasser. «Hier kann ich auf sanfte, aber effektive Weise wieder Muskulatur aufbauen.»

Gesündeste Sportart

So wie Sarah K. schätzen viele Menschen jeden Alters das Training im Wasser. Denn Wasserfitness, auch Aqua-Fitness genannt, gehört zu den gesündesten Sportarten überhaupt. «Wassergymnastik ist ein effizientes, gelenkschonendes Ganzkörpertraining», erklärt Monika Gauchat, Aquafit-Instruktorin aus Rüti bei Büren. Denn es werden sowohl Ausdauer, Kraft, Koordination wie auch die Beweglichkeit trainiert. Da durch den Auftrieb des Körpers im Wasser die Schwerkraft reduziert wird, werden Wirbelsäule, Gelenke, Bänder und Sehnen geschont. Zudem können die einzelnen Muskelgruppen gezielt trainiert werden. Wichtig ist die Grundspannung im Körper. «Im tiefen Wasser verhilft die Rumpfspannung zu mehr Stabilität.» Wer auch noch die Gliedmassen ausstreckt, verlängert damit den Hebel und die Übungen werden automatisch effizienter. So wurde das Ganzkörpertraining, das früher vor allem in der Rehabilitation eingesetzt worden ist, zu einer «Sportart für alle». Denn auch Spitzensportler schätzen das effektive Training im Wasser.

Herz-Kreislauf-System stärken

Positive Auswirkungen hat das Workout im kühlen Nass ebenfalls auf das Herz-Kreislauf-System. Denn im Wasser ist der Druck 1000-mal höher als an Land, was dazu führt, dass das Herz rund ein Fünftel mehr Blut umsetzt und der Puls dadurch 10 bis 40 Schläge tiefer ist. «Dieser hydrostatische Druck wirkt gleichmässig von allen Seiten auf den Körper und vergrössert sich mit zunehmender Tiefe des Wassers», so Monika Gauchat. Dies wiederum führe zu einem verbesserten Blutrückstrom zum Herzen, was den wichtigsten Muskel des Menschen ökonomischer schlagen lasse. «So kann auch ein eingeschränktes Herz-Kreislauf-System noch trainiert werden.»

Bei Übergewicht geeignet

Aber auch bei Übergewicht ist das Training im Wasser sinnvoll, da sich die Übungen «leicht und schwerelos» durchführen lassen. «Der Energieverbrauch ist bei der gleichen Bewegung im Wasser deutlich höher, als wenn man diese an Land ausführt», so die Aquafit-Instruktorin. Denn: Je kälter, das Wasser, desto mehr Energie wird verbraucht. Beim Aquajogging (siehe Kasten) beträgt der Kalorienverbrauch ungefähr 400 Kalorien pro halbe Stunde Training.

Training mit Auftriebshilfen

Für das effiziente Training im tiefen Wasser (im stehtiefen Wasser braucht es keine Ausrüstung) sind sogenannte Auftriebshilfen erhältlich, wie zum Beispiel spezielle Westen, die zu einer «Schwebeposition ohne Engegefühl» führen. Sie bestehen aus einem Rücken- und Brustelement aus Auftriebskörpern, die mit Gurten verbunden sind (seitlich und zwischen den Beinen durch). Dadurch können sie satt an den Körper angepasst werden. «Die Auftriebskräfte werden so gleichmässig auf den Körper verteilt, was diesen automatisch in eine aufrechte Haltung versetzt», erklärt Monika Gauchat weiter.

Die Stabilisierung des Oberkörpers ist vor allem für das Training im Koordinationsbereich (Schulung der Lauftechnik) oder bei intensiven Einheiten eine grosse Hilfe. Verschiedene andere Accessoires, wie zum Beispiel Wasserhanteln oder spezielle NeoprenHandschuhe, sind im Fachhandel erhältlich.

Kursbesuch ist sinnvoll

Für das Erlernen von Übungen und Techniken rät Monika Gau-chat allen Trainingswilligen, einen Kurs zu absolvieren. Kurse werden nahezu schweizweit in vielen Hallen- und Schwimm-bädern angeboten. Trainiert wird meist in Gruppen und zu Musik. Der Vorteil: Unter den Augen einer erfahrenen Aquafit-Instruktorin können Übungen korrekt erlernt und Fehler vermieden werden. «Wer seine Leistung rasch steigern möchte, der sollte zwischen drei- und fünfmal in der Woche je 45 Minuten lang trainieren.»

Arten von ­Wasserfitness

Aqua-Gym:
Mix aus Ausdauereinheiten und Kräftigungs-übungen, das mit oder ohne Auftriebsmittel durchgeführt werden kann.

Aqua Jogging/Deep Water Running:
Während man im tiefen Wasser ohne Bodenkontakt -vorwärtsläuft sorgt ein Schaumstoff-gürtel für Auftrieb. Wichtig: Kopf, Brust und Hüfte aufrecht halten.

Aqua Bike/Aqua Cycling:
Auf einem speziellen Fahrradergo-meter wird im -Wasser gestrampelt und so Ausdauer trainiert und die Rumpf- und Beinmuskulatur gekräftigt.

Aqua Jump/Aqua Bouncing:
Dabei werden auf einem Unterwassertrampolin Kraft und -Stabilität trainiert.

Aqua Zumba:
Zumba-Choreo-graphien zu lateinamerikanischen Rhythmen für einmal im Wasser.
Nur gelingen diese halb so schnell wie im Studio.