Diabetischer Fuss: Spätfolgen verhindern

Zu den gefürchteten Folgeerkrankungen der Zuckerkrankheit zählt der diabetische Fuss. Um schlimme, schlecht heilende Wunden oder gar eine Amputation zu verhindern, ist vorbeugen angesagt!
 
Diabetes mellitus, im Volksmund Zuckerkrankheit genannt, ist weltweit auf dem Vormarsch. Die Stoffwechselerkrankung trifft nicht nur ältere Menschen, sondern zunehmend auch Kinder und Jugendliche. In der Schweiz hat sich die Zahl der Diabetiker innerhalb von zehn Jahren verdoppelt – auf rund 500000 Erkrankte. 
 
Ist der Körper nicht mehr in der Lage, Kohlenhydrate wie Zucker richtig zu verwerten, drohen Folgeschäden. Dazu zählen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall, sondern auch Augenprobleme (Schädigung der Netzhaut), Nierenversagen sowie das diabetische Fusssyndrom. Letzteres kann schlimmstenfalls dazu führen, dass einzelnen Zehen, der ganze Fuss oder sogar ein Unterschenkel amputiert werden muss. Wer an Diabetes erkrankt ist, muss den Füssen deshalb unbedingt genügend Aufmerksamkeit schenken.
 
Wenn das Empfinden nachlässt
Erhöhter Blutzucker greift die Blutgefässe an und beeinträchtigt die Durchblutung. Mit zunehmender Krankheitsdauer wird auch die sogenannte Mikrozirkulation geschädigt: Die mikroskopisch kleinen Blutgefässe sind nicht mehr in der Lage, die Körperorgane wie Augen, Nieren und Nervenfasern ausreichend mit Blut zu versorgen. Für die Füsse ist vor allem die Blutversorgung der Nerven entscheidend. Ist sie gestört, kommt es zur «diabetischen Neuropathie». Bei dieser Nervenerkrankung spüren Diabetiker ihre Füsse nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr. Konkret bedeutet das: Steckt ein schürfendes Steinchen im Schuh oder werden die Füsse in ein brühend heisses Fussbad getaucht, fehlen die schützenden Schmerzsignale, die vor unnötigen Verletzungen schützen.
  
Nebst Beschädigungen sind auch Fehlbelastungen eine Herausforderung: Wer seine Füsse nicht mehr richtig wahrnimmt, merkt nicht, ob er sich richtig bewegt und das Fussgewölbe korrekt belastet. Das fehlende Schmerzempfinden kann deshalb zu unerkannten Knochenbrüchen führen. Fehlbelastungen verstärken zudem Verformungen, die übermässige Bildung von Hornhaut oder das Entstehen von wundgescheuerten Druckstellen.
  
Vorsicht vor Bakterien
Die mangelnde Durchblutung beeinträchtigt die Abwehrkräfte und lässt Wunden schlechter heilen. So kann sich ein Fussgeschwür entwickeln, das bakteriell auf gesundes Gewebe übergreift. Zum Einsatz kommen dann Antibiotika, die aber wegen der schlechten Zirkulation in Füssen und Zehen unter Umständen nicht bis zur Wunde gelangen können, um die Bakterienherde abzutöten. Selbstverständlich schöpfen Mediziner alle nichtchirurgischen Massnahmen aus, um Fusswunden von Zuckerkranken zu säubern und zur Abheilung anzuregen. In gewissen Fällen, vor allem wenn auch Knochen von den Bakterien befallen sind, muss amputiert werden. Die meisten Amputationen wären aber vermeidbar – durch richtige Vorbeugung und frühzeitige Therapie.
 
Zuckerwerte einstellen
 
Die zweite wichtige Massnahme ist: Das nachlassende Gespür der Füsse muss durch andere Sinne ersetzt werden – nämlich Abtasten und Augen. Die Füsse müssen täglich auf neue Druckstellen, übermässige Verhornung, Rötungen oder neue Verletzungen inspiziert werden. Wer nicht mehr gut genug sieht, überlässt die Kontrolle einem Familienangehörigen oder einer geschulten Podologin. Stellt man eine Verletzung fest, gilt es bald möglichst einen Arzt aufzusuchen, um unnötige Komplikationen vorzubeugen.
  
So halten Sie Ihre Füsse in Form
Die Fusspflege spielt bei Diabetikern eine vorrangige Rolle. Dabei gilt:

  • Die Füsse täglich mit einer milden Seife waschen.
  • Abgestorbene Hautzellen können mit einem Bimsstein abgerieben werden und sollten nicht durch Einsatz scharfer Instrumente entfernt werden.
  • Fussbäder (37 bis 38 Grad, mit Badethermometer messen!) dürfen maximal fünf Minuten dauern. Sonst können Bakterien ins aufgeweichte Gewebe eindringen.
  • Trockene Füsse immer eincremen, um neue Risse zu vermeiden.
  • Keine Salben und Hühneraugenpflaster verwenden, die ätzende Salicylsäure enthalten, die das Gewebe auflöst. Zur Hautpflege und Behandlung von Hornhaut halten sich Zuckerkranke besser an Produkte mit hohem Urea-Anteil (Harnstoff).
  • Am besten lässt man sich von einem Podologen (geschulter Fusspfleger) beraten, wie man die Füsse zu Hause pflegt.
  • Wer unter Neuropathie leidet, verzichtet auf Barfusslaufen und hält seine Füsse von Heizkissen oder Wärmeflaschen fern.
  • Das beste Mittel, um die Durchblutung anzuregen: Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung!