Das können wir von Kindern lernen

Neugierde, Offenheit und Humor – das sind nur ein paar Eigenschaften, die uns im Erwachsenenleben manchmal etwas verloren gehen. Die sollten wir uns wieder aneignen, denn sie machen das Leben leichter.

Für Kinder ist das Leben ein riesiger Abenteuerspielplatz, den es zu entdecken gilt. Damit sie das unbeschadet tun können, brauchen sie uns Erwachsenen. Zudem lernen die Kleinen von uns Grossen. Das gilt aber auch umgekehrt, denn Kinder sind wahre Lebenskünstler. Hier sind acht Talente, die wir von ihnen abschauen sollten.

Den Moment leben: Etwas vom Tollsten, was wir von Kindern lernen können, ist das Leben im Jetzt. Sie sind gedanklich nicht beim Gestern oder Morgen, sie sind immer im Hier und Jetzt. Sie können sich vollkommen in eine Tätigkeit vertiefen, malen Bilder, bauen Sandburgen, spielen Lego – und tun nur das. Den Moment leben – um das zu können, be­suchen Erwachsene Kurse. Dabei haben wir es alle einmal gekonnt. Schauen wir Kindern zu, und erinnern wir uns.

Offen auf andere zugehen: «Spielst du mit mir?», fragen Kinder einfach. Dabei ist ihnen egal, ob der andere dunkelhäutig, grösser oder kleiner ist oder eine andere Sprache spricht. Wir Erwachsenen haben – ob unbewusst oder bewusst – Vor­urteile gegenüber anderen. Zudem überlegen wir, ob es vielleicht doch unhöflich ist, andere Menschen anzusprechen, und was die jetzt von uns denken. Kinder sind offen und tolerant und finden deshalb überall Freunde. Offenheit – das sollten wir uns wieder etwas aneignen.

Neues ausprobieren: «Ich will auch!» Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie lieben es, Dinge zu entdecken. Ob ein neues Spielzeug, eine neue Sportart, ein neuer Spielplatz – mit Feuereifer probieren sie alles aus. Erwachsene sind oft träge und bevorzugen das Gewohnte. Das sollten wir ändern, denn Neues ausprobieren hält geistig und körperlich fit und macht das Leben spannend.

Verzeihen können: Kinder sind nicht nachtragend. Sie vertreten ihren Standpunkt kurz und heftig und schmollen auch mal, aber das Ganze hat den Charakter eines reinigenden Gewitters. Anders ist das bei Erwachsenen. Da kann es schon mal sein, dass man sich tagelang anschweigt. In der Zwischenzeit spielen Kinder längst wieder mit­einander. Nehmen wir uns ein Beispiel an ihnen und lassen fünf grade sein.

Viel lachen: Kinder lachen rund 400 Mal am Tag, Erwachsene gerade noch 20 Mal. Natürlich ist das Leben nicht immer zum Lachen. Aber etwas mehr dürfte es schon sein. Schauen wir den Kindern zu, wie sie auf einer Wiese herumtollen oder einfach Grimassen schneiden und lachen. Lassen wir uns von ihnen anstecken, denn es braucht nicht viel, um zu lachen und Spass zu haben.

Direkt sein: Wenn Kinder eines nicht sind, dann ist es diplomatisch. Ungefiltert sprechen sie aus, was sie denken. Ein klein bisschen von dieser erfrischenden Ehrlichkeit könnten wir uns auch zugestehen. Zumal Diplomatie zwar sinnvoll ist, aber wir übertreiben es oft damit, was auf Kosten der Authentizität geht. Und die ist auch im Erwachsenenleben entwaffnend.

Fragen stellen: Wieso ist der Himmel blau? Bist du traurig? Warum spielst du nicht mit mir? Wenn Kinder etwas wissen wollen, fragen sie. Wir Erwachsenen tun das zu wenig. Weshalb? Aus Angst vor den Antworten, weil wir nicht zugeben wollen, dass wir etwas nicht wissen, weil wir Fragen unhöflich finden, weil wir meinen, die Antworten bereits zu kennen – es gibt viele Gründe, nicht zu fragen. Weshalb wir es trotzdem tun sollen? Weil Fragen stellen Kontakt schafft und uns näherbringt.

Grenzen überwinden: Kinder klettern auf Bäume, springen ins Wasser und verstecken sich. Sie lieben es, ihre Grenzen immer wieder zu überwinden. Das ist unvernünftig und kann auch gefährlich sein. Aber ein Hauch von der Lust nach Herausfor­derung könnte uns Erwachsenen guttun. Einfach mal in einen Zug steigen und wo hinfahren, wo man sich nicht auskennt. Etwas kochen, was man noch nie gekocht hat. Den Job wechseln, obwohl man Angst davor hat. Wer seine Grenzen überwindet, kann nur gewinnen – neue Erfahrungen, man lernt sich besser kennen und entdeckt neue Fähigkeiten an sich.