Darf es jetzt mehr Salz sein?

Entwarnung beim Salzkonsum: Laut neusten Studien ist das weisse Kristall weniger gesundheitsschädigend, als bisher angenommen. Was aber bedeutet das im Alltag? Soll der Salzstreuer wieder auf den Tisch?

Es ist die Gesundheitsüberraschung des Sommers: Salz ist offenbar doch nicht so ungesund, wie die Medizin bisher behauptete! So das Ergebnis einer neuen Studie. Bisher galt: Es sollten maximal 5 Gramm pro Tag sein – dies die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Ein Höchstmass, das in der Schweiz allerdings seit Jahren überschritten wird: Hierzulande konsumieren wir pro Tag durchschnittlich 9 Gramm Salz. Und dies meist unbewusst, denn das weisse Kristall versteckt sich in zahlreichen Nahrungsmitteln – allen voran in Brot und Backwaren, Käse und Käseprodukten, Fleischprodukten, Fertiggerichten, salzigen Snacks sowie Fertigsuppen. Und natürlich auch in Aromat, Gewürzmischungen, Grillmarinaden oder Bouillon.

Es ist kein Zufall, dass Salz zu den weltweit meist verwendeten Gewürzen der Welt zählt: Natriumchlorid – wie Salz wissenschaftlich genannt wird – ist das einfachste Mittel, um fad schmeckende Gerichte aufzupeppen. Es unterstützt zudem andere Geschmacksträger, besser zu wirken und den Essgenuss zu erhöhen. Zudem ist es ein hervorragendes Konservierungsmittel. Deshalb enthalten industriell verarbeitete Nahrungsmittel oft viel Salz. Rund 75% des Kochsalzes, das wir konsumieren, nehmen wir über solche Essmittel auf.

Und – kaum zu glauben: 20% des täglichen Salzes stammt aus Brot und Backwaren.

Pro Tag bis zu 12 g erlaubt

Unser Körper kann Salz nicht selber herstellen und ist deshalb auf eine Zufuhr durch das Essen angewiesen. Allerdings braucht unser Organismus nur geringe Mengen des Mineralstoffs Natrium, um Wasserhaushalt, Nerven, Muskeln und die Verdauung optimal zu unterstützen. Wer hingegen reichlich Salz konsumiert,
erhöht seinen Bluthochdruck – eine weit verbreitete Zivilisationskrankheit, auch in der Schweiz.

Erstaunlich ist nun eine kanadische Vergleichsstudie über 18 Länder und mit über 94  000 Teilnehmenden, die zeigt: Zu viel Salz lässt den Blutdruck tatsächlich steigen. Ein hoher Salzkonsum mündet aber nicht automatisch in einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Gemäss den kanadischen Forschern sind bis zu 12 Gramm Salz pro Tag gesundheitlich unbedenklich. Zu wenig Salz hingegen kann das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen und die Lebenserwartung verkürzen.

Dies klingt ziemlich widersprüchlich, da Bluthochdruck als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt. Prof. Franz Messerli, Kardiologe am Inselspital Bern, vermutet: «Nicht alle Organe reagieren gleich empfindlich auf Salz. Salz übt möglicherweise einen kardioprotektiven Effekt aus.»

Kalium spielt eine Schlüsselrolle

Auch wenn Salz besser ist als sein bisheriger Ruf: In der Studie wurde auch untersucht, wie viel Kalium auf dem Speisezettel der untersuchten Personen stand. Denn das blutdrucksenkende Kalium, das vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Früchten, Nüssen und Pilzen steckt, ist der wichtigste Gegenspieler von Natrium. Fest steht: Kaliumreiches Essen senkt sowohl das Risiko für einen Herzinfarkt wie auch für einen Schlaganfall. Wer also gerne salzig isst und dennoch gesund bleiben möchte: Unbedingt viel Gemüse, Salat und Früchte dazu auftischen!

Wie viel Salz steckt drin?

Auf der Verpackung von Lebensmitteln ist oft anstelle des Salzgehalts der Natriumgehalt angegeben. Um den Salzgehalt zu berechnen, muss der angegebene Natriumwert (Na) in Gramm mit dem Faktor 2,5 multipliziert werden (1 g Natrium = 2,5 g Kochsalz).

Quelle: Schweizerische Herzstiftung