Buchautor Hauke Brost: Gute Menschen vor!

Drängler, Wichtigtuer, Trödler – für den Autor Hauke Brost sind das schlechte Menschen. Wie können wir ihnen den Kampf ansagen? Und was können wir von ihnen lernen? 

 

 

Das kleine Buch der schlechten Menschen ist auffällig: schwarz, mit goldener Schrift und einem Totenkopf darauf. Wie schon die anderen Bücher des Provokateurs Hauke Brost lässt einen auch sein neuestes nicht kalt. Er rechnet darin mit den «schlechten Menschen» ab. Dabei zeigt er mit dem Finger aber nicht nur auf die anderen. «Ein bisschen vom ‹schlechten Menschen› steckt in jedem von uns. Mal gefallen wir uns in der Rolle des kleinen Oberlehrers, mal geben wir den rücksichtslosen Alltags-Egozentriker, und wir nerven unsere Umwelt bisweilen durch pure Gedankenlosigkeit», schreibt Brost. 

 

GlücksPost: Was genau verstehen Sie unter einem «schlechten Menschen»?  

Hauke Brost: ‹Schlecht› ist jeder, der uns etwas klaut: Das kann unsere Aufmerksamkeit sein (Warum lässt mich der aggressive Bettler nicht einfach in Ruhe?), das kann unsere Zeit sein (Warum trödeln die Leute an der Ampel vor einem so schrecklich?) oder unsere Nerven( Warum will die Rentnerin vor mir an der Kasse unbedingt passend bezahlen?). ‹Schlecht› sind aber auch die Besserwisser und Oberlehrer der Nation, die jeder kennt und die, wenn man Pech hat, auch noch nebenan wohnen. 

 

Gibt es ‹Klassiker› unter den ‹schlechten Menschen›, zum Beispiel im Firmenumfeld oder in der Politik? 

Jeder kennt sie, jeder hasst sie. Die Drückeberger in der Firma, die aggressiven Velofahrer-Lümmel, die Nichts-Sager in der Politik, die sich nur für ihren Machterhalt interessieren und die für ein paar Wählerstimmen mehr jeden xbeliebigen Standpunkt vertreten. Das sind natürlich die ‹Klassiker›. ‹Schlecht› heisst aber nicht nur schlecht im Sinne von charakterlos, sondern ‹schlecht› bedeutet auch: Geschmacklosigkeit, mangelnde Hygiene, Egozentrik, Trödelei auf Kosten anderer, Drängelei in der Warteschlange – all das, was uns täglich nervt. 

 

Was hat Sie dazu veranlasst, dieses Buch zu schreiben?  

Ich hatte die Nase voll von dieser weichgespülten Political Correctness, die uns verbietet, ein Arschloch Arschloch zu nennen. Es ist heute en vogue, für alles und jeden Verständnis zu haben. Aber ich sage: Stopp! Wir, also die ‹Guten›, müssen Farbe bekennen und uns zur Wehr setzen, denn sonst werden wir von den ‹Schlechten› überrollt. 

 

Wann wird ein ‹guter Mensch› zu einem ‹schlechten›? Und leisten Sie sich nicht auch manchmal einen Ausflug ins andere Lager? 

In jedem ‹Guten› steckt auch ein ‹Schlechter›, und kein ‹Schlechter› ist immer nur schlecht. Es kann sich also jeder im Buch wiederfinden und trotzdem mit dem Finger empört auf andere zeigen. Das Schmunzeln über die ‹Schlechten› wird dem Leser vergehen, denn er ist nicht zuletzt auch selbst gemeint. Ich nehme mich dabei nicht aus, obwohl ich natürlich zu den ‹Guten› zähle. 

 

Was wollen Sie mit Ihrem Buch erreichen? Sammeln Sie die ‹Guten› hinter sich und sagen den ‹Bösen› den Kampf an? 

Ich will zum Beispiel erreichen, dass die Leute sich auf schmutzigen Autobahn-Toiletten weigern, die fünfzig Cent zu zahlen, und die schlampige Toilettenfrau zur Schnecke machen. Das wäre schon mal ein schöner Erfolg. Oder dass man mit dreisten Velofahrern so verfährt, wie die sich selbst benehmen. 

 

Wer soll Ihr Buch lesen – die ‹guten Menschen› oder die ‹schlechten›? 

Die ‹Guten› werden es lesen und anderen ‹Guten› schenken, damit alle zusammen über die ‹Schlechten› lachen können. Aber die ‹Guten› sind ein Stück weit auch die ‹Schlechten›, und deshalb werden es die ‹Schlechten› im Glauben, sie seien die ‹Guten› ebenfalls lesen und den anderen ‹Schlechten› schenken, die sich, so wie alle anderen, für die ‹Guten› halten, sodass am Ende alle über alle lachen werden. 

 Ich halte den Leuten den Spiegel vor – aber sie werden darin nur das erkennen, was sie sehen wollen. 

 

 

BUCH-TIPP 

Buchcover

Hauke Brost: «Das kleine Buch der schlechten Menschen», Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Fr. 22.90.