Blaseninfekt: Antibiotika vermeiden

Antibiotika zur Behandlung von Entzündungen der Blase sind nicht ganz unproblema­tisch. Denn diese können erneute In­fektionen begünstigen.

ede zweite Frau leidet mindestens einmal im Leben an einer Blasenentzündung, Zystitis genannt. Typische Symptome sind Schmerzen oder Brennen beim Wasserlösen sowie häufiger Harndrang. «Dabei können meist nur geringe Portionen Urin ausgeschieden werden, und es kommt kurz danach erneut zu starkem Harndrang», erklärt Dr. med. Cornelia Betschart, stellvertretende Direktorin an der Klinik für Gynäkologie am Universitätsspital Zürich. Zudem kann sich der Urin trüb färben, er kann unangenehm riechen und es kann selten sogar Blut beigemischt sein. Im höheren Alter können Blasenentzündungen aber auch asymptomatisch verlaufen, das heisst, die Betroffenen verspüren keine Symptome.

Viel trinken!

Das Risiko, an einer Blasen­ent­zündung zu erkranken, steigt nach den Wechseljahren an. Verursacht wird die Entzündung in den allermeisten Fällen durch Bakterien, selten durch Pilze, Parasiten, Viren, Medikamente oder äussere Faktoren. Grundsätzlich treten mit zunehmendem Alter häufiger Bla­senentleerungsstörungen auf, beispielsweise wegen einer Blasensenkung (nach Geburten). «Durch den verbleibenden Restharn in der Blase kommt es häufiger zu Infektionen», so die Frauenärztin. Auslösende Faktoren für eine Zystitis können aber auch eine familiäre Veranlagung, Kälte, antihormonelle Therapien (etwa nach Brustkrebs) oder Geschlechtsverkehr sein.

Blasenentzündungen können von den Betroffenen als sehr schmerzhaft empfunden werden. «Wenn Fieber oder Flankenschmer­zen auftreten, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden», rät Cornelia Betschart. Selten treten Nierenbeckenentzündungen auf, zu denen es vor allem bei einer Zystitis in einer Schwangerschaft kommen kann. «Um eine Blutvergiftung oder Schädigung der Niere zu vermeiden, müssen in diesen Fällen zur Therapie Antibiotika eingesetzt werden.» Nach einer Austestung (Antibiogramm) werden hier verschiedene Substanzklassen (wie Penicilline, Cephalosporine oder Chinolone) eingesetzt. Die meisten Blasenentzündungen, vor allem bei jüngeren Frauen, die noch keine Blasen­senkung oder anatomische Ver­änderungen aufweisen, heilen aber ohne Antibiotika aus.

Um eine Harnwegsinfektion zu heilen, gilt es, in erster Linie viel zu trinken (mindestens zwei Liter pro Tag). Auch gibt es spezielle Blasen- und Nierentees. Gute Studienresultate in der Behandlung von Harnwegsinfekten haben Extrakte aus Bärentraubenblättern, Tausendgüldenkraut, Rosmarin, Liebstöckel und andere mehr gezeigt. «Diese pflanzlichen Präparate weisen eine antientzündliche und blasenentspannende Wirkung auf», erklärt Betschart. Die Ausheilung ohne Antibiotika dauere in der Regel ein paar Tage länger als mit dem Einsatz des Medikaments. Die akute Phase der Beschwerden lässt sich mit Schmerzmitteln überbrücken.

Ziel ist es, eine Harnwegsinfek­tion wenn möglich ohne Antibiotika-Einsatz zu überstehen. «Einerseits zur Vermeidung von Antibiotikaresistenzen, andererseits auch weil Antibiotika nicht nachhaltig wirken und es nicht selten zu wiederkehrenden Infektionen im Verlauf kommt.» So leiden etwa vier Prozent der Betroffenen an immer wiederkehrenden Infektionen, oft an mehr als an drei Infektionen pro Jahr. Zwar wird, laut Cornelia Betschart, derzeit an Impfungen geforscht. Da es aber nicht «ein Keim» sei, der Blasenentzündungen verursache, sei die Entwicklung einer Impfung nicht so einfach.

Zu viel Hygiene vermeiden

Das Präparat Uro-Vaxom, das über drei Monate hinweg eingenommen wird und verschiedene Bakterien (E. coli-Stämme) enthält, könne das Auftreten von Harnwegsinfekten verringern. Dies gilt auch für «D-Mannose», das verhindern soll, dass Bakterien an der Blasenschleimhaut anzudocken vermögen. Zudem warnt die Gynäkologin vor einer übertriebenen vaginalen Hygiene, welche die natürliche Vaginalflora störe. Die gesunde Vaginalflora biete guten Schutz vor verschiedenen Arten von Infektionen im Genitalbereich.