Blasenentzündungen natürlich vorbeugen

Jede zehnte Frau leidet mindestens einmal im Jahr an einer Blasenentzündung. Die Beschwerden sind zwar äusserst unangenehm, lassen sich aber medizinisch gut behandeln. Meist auch ohne Antibiotika!

Viele Frauen kennen die Anzeichen einer Blasenentzündung nur zu gut: Sie müssen häufig zur Toilette und leiden unter Brennen und Stechen beim Wasserlassen. «Rund 10 Prozent der Frauen haben mindestens einmal im Jahr eine Blasenentzündung, in den Wechseljahren steigt das Risiko zusätzlich an», sagt Prof. Annette Kuhn, stellvertretende Chefärztin Gynäkologie des Inselspitals Bern. Der sinkende Östrogenspiegel senke den natürlichen Entzündungsschutz und führe dazu, dass die Schleimhaut der Harnröhre sukzessive dünner und damit anfälliger werde. Dies ist aber nicht der einzige Grund für die höhere Anfälligkeit. «Frauen haben im Vergleich zu Männern eine kürzere Harnröhre, daher können Bakterien leichter in die Blase gelangen.» Weitere Risikofaktoren für Blasenentzündungen sind häufiger Geschlechtsverkehr (Honeymoon-Zystitis), Schwangerschaft, Östrogenmangel, Harnabflussstörungen, Immundefizit oder die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

Beschränken sich die Beschwerden auf den unteren Harntrakt, das heisst die Harnblase und die Harnröhre, und liegen keine Risikofaktoren für einen schweren Verlauf vor, handelt es sich meist um eine unkomplizierte Blasenentzündung, bei der die Schleimhaut der Harnblase betroffen ist. Wenn Männer oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder bereits geschädigten Nieren von der Erkrankung betroffen sind, kann es jedoch zu Komplikationen kommen. «Steigen die Bakterien über die Harnleiter weiter nach oben bis in die Nieren auf, erhöht sich das Risiko für eine Nierenbeckenentzündung», so Annette Kuhn.

Treten Fieber, Übelkeit und starke Schmerzen in der Nierengegend auf, sollte der Arzt oder die Ärztin aufgesucht werden. Denn eine Nierenbeckenentzündung kann gefährlich sein und muss rasch behandelt werden. «Im schlimmsten Fall kann es zu einer Blutvergiftung kommen», warnt Annette Kuhn. Männer können eine Prostata-Entzündung oder eine Nebenhodenentzündung entwickeln, und bei Schwangeren ist das Frühgeburtsrisiko erhöht.

Bei starken Beschwerden und wenn die Entzündung nicht abklingt, ist es gemäss Annette Kuhn ratsam, sich behandeln zu lassen. «Bei Männern kommt man meist ohne Antibiotika nicht aus.» Sind die Beschwerden nur leicht bis mittelstark ausgeprägt, können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden. Sie lindern die Schmerzen, bis der Körper die Bakterien selbst bekämpft hat. Zudem gibt es zahlreiche pflanzliche Mittel, die sowohl therapeutisch als auch vorbeugend eingenommen werden können. 

Vor wiederkehrenden Infektionen kann zudem eine Impfung schützen. «Dazu wird über einen längeren Zeitraum hinweg täglich eine Kapsel mit einem Impfstoff geschluckt, der Bestandteile von Kolibakterien enthält», so Kuhn. Weiter empfiehlt die Gynäkologin, auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten sowie die Blase häufig zu entleeren. Auch helfe es, sich warmzuhalten (eventuell mit einer Bettflasche) und vor allem eine Unterkühlung des Unterleibs und der Füsse zu vermeiden. Präparate, die D-Mannose, Bärentraubenblätter, Milchsäurebakterien, Senföle oder Kapuzinerkresse enthalten, können ebenfalls prophylaktisch angewendet werden. Ihre Wirksamkeit wurde bestätigt.