Bewegung wirkt vorbeugend

Wenn sich in einer Vene ein Blutgerinnsel ­bildet, spricht man von einer Thrombose. Am häufigsten betroffen sind die Beinvenen.

Normalerweise gerinnt Blut nicht, solange es in Bewegung ist und die Pumpbewegung des Herzens dafür sorgt, dass es zirkuliert. Unter bestimmten ­Bedingungen kann dieser Blutfluss jedoch eingeschränkt werden, was zu Stauungen führen kann. «Eine Störung des Blutflusses im Gefäss, Veränderungen der Gefässwand und eine Änderung der Blutzusammen­setzung erhöhen das Risiko einer Thrombosebildung», erklärt PD Dr. med. Jan-Dirk Studt, Oberarzt an der Klinik für medizinische ­Onkologie und Hämatologie am Universitätsspital Zürich. Diese drei Faktoren sind auch als Virchow-Trias bekannt. Ebenso können Blutgerinnungsstörungen Blut­gerinnsel (Thrombosen) begüns­tigen. Liegt bereits einer dieser ­Faktoren vor, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Thrombosebildung.

Frauen häufiger betroffen

Begünstigt werden können Thrombosen beispielsweise durch eine längere Ruhigstellung nach Operationen, Verletzungen oder bei Frauen durch Schwangerschaft, Wochenbett oder eine medikamentöse Östrogenzufuhr (zum Beispiel in Form der Pille). Frauen erleiden daher häufiger venöse Thrombosen, obwohl Männer eigentlich das höhere Grundrisiko haben.

Eine Thrombose kann theoretisch in jeder Vene des Körpers entstehen – mit unterschiedlichen Folgen. Jan-Dirk Studt: «Steckt ein Gerinnsel in den Schlagadern, handelt es sich um eine arterielle Thrombose, die oft der Grund für einen Herzinfarkt oder Thromboembolien ist.»

Am häufigsten sind aber die Bein­venen betroffen. Dabei unterscheidet man zwischen oberflächlichen und tiefen Beinvenenthrombosen. Bei der oberflächlichen Form, der sogenannten Thrombophlebitis, ist eine oberflächliche Vene verstopft und meist auch entzündet. Bei ­einer ­tiefen Beinvenenthrombose bildet sich das Gerinnsel in einer grossen Vene tief im Innern des Beins. ­Venenthrombosen und arterielle Gefässverschlüsse kommen durch andere Mechanismen zustande.

Rötung und Überwärmung

Klassische Anzeichen einer Beinvenenthrombose können eine Schwellung, Schmerzen, eine ­Rötung und/oder eine Überwärmung des Beins sein. Ausgeprägte Thrombosen verursachen ziehende und krampfartige Schmerzen sowie Schwere- und Spannungsgefühle im betroffenen Bein. Auch kann sich die Region um den Fussknöchel herum stark bläulich oder rot verfärben. Diese Anzeichen müssen aber nicht zwingend vorkommen, denn Thrombosen können auch «stumm», das heisst mit wenigen oder gar keinen Symptomen, auftreten.

Eine Beinvenenthrombose sollte auf gar keinen Fall verharmlost werden, da sie lebensbedrohliche Komplikationen nach sich ziehen kann. «Löst sich der Thrombus von der Venenwand und schwimmt mit dem Blutstrom Richtung Herz, kann er in die Lunge gelangen und dort ein Blutgefäss verstopfen», warnt der Spezialist für Blutgerinnung. Dies löst in der Folge eine Lungenembolie aus, die wiederum zu einer Überlastung des Herzens und damit zum Herzstillstand führen kann.

Ärztliche Behandlung nötig

Zwar kommt es nicht häufig vor, dass eine Beinvenenthrombose tödlich endet, trotzdem erfordert die Erkrankung immer eine ärztliche Behandlung. Üblicherweise wird eine blutverdünnende Therapie (Antikoagulation) verabreicht. In speziellen Fällen kann auch eine gerinnselauflösende Behandlung (Thrombolyse) angezeigt sein. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann der Ausbildung von Gefässveränderungen als Folge der Thrombose (postthrombotisches Syndrom) entgegenwirken.

Um einer Beinvenenthrombose vorzubeugen, ist regelmässige körperliche Bewegung angezeigt. Zudem gilt es, Risikofaktoren wie starkes Übergewicht zu reduzieren. «Bei der Verschreibungspraxis östrogenhaltiger Medikamente muss die individuelle Situation genau evaluiert werden», so Jan-Dirk Studt. Personen mit einem erhöhten Thromboserisiko (beispielsweise nach einer früheren Thrombose) sollten in Risikosituationen eine medikamentöse Thrombose-Prophylaxe erhalten.