Bei starken Schmerzen sofort zum Arzt

Stechen und Ziehen im Unterbauch kann viele Ursachen haben und wird nicht zuletzt deshalb oft unterschätzt. Handelt es sich um eine Eileiter- und Eierstock­entzündung, ist schnelles Handeln angezeigt.

Frauen sind gern hart im Nehmen: Unwohlsein, Übelkeit, Zwischenblutungen, Verstopfung und Schmerzen im Unterbauch – das kann schon mal vorkommen, es muss ja nicht gleich eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken. Deshalb halten die meisten Betroffenen solche Symptome zu Beginn nicht für einen dringenden Fall für den Arzt. Werden die Beschwerden stärker – und ja: wenn es eine Eileiter- und Eierstockentzündung ist, können sie sehr stark werden – bleibt nur noch die Frage: Haus- oder Frauenarzt? Oft ist nämlich gar nicht klar, ob es der Blinddarm, ein Darminfekt oder doch ein Fall für den Gynäkologen ist. Tipp: Hauptsache, rasch zum Arzt!

Eine zu spät behandelte Eileiterentzündung (Salpingitis) oder Eierstockentzündung (Oophoritis) kann für die Betroffene nicht nur gefährlich werden, sondern erhöht auch die Gefahr einer späteren Eileiterschwangerschaft oder gar von Unfruchtbarkeit. Da die Eierstockentzündung meist infolge einer Eileiterent­zündung entsteht, sind in der Regel beide Organe (Adnexen) betroffen. Fachpersonen nennen diese gemeinsame Entzündung Adnexitis.

Wie konnte es so weit kommen?
Eine Adnexitis trifft vor allem junge und sexuell aktive Frauen, insbesondere bei wechselnden Geschlechtspartnern. Die Entzündung der Eileiter und Eierstöcke entsteht meist durch eine bakte­rielle Infektion der Scheide, aus­gelöst beispielsweise durch Staphylokokken, Darmbakterien, Gonokokken, Kolibakterien oder Chlamydien. Die Bakterien steigen von der Scheide in die Ge­bärmutter, weiter in die Eileiter und die Eierstöcke auf.

Doch auch von benachbarten Organen wie einem entzündeten Blinddarm können die Erreger auf die Adnexen herabsteigen. In seltenen Fällen gelangen sie über den Blutweg, beispielsweise durch Tuberkulose-Erreger, zu den Eileitern und Eierstöcken.

Schnell zum Arzt
Eine akute Adnexitis spürt die Betroffene sofort: Die starken Unterleibsschmerzen und begleitendes Fieber können nicht lange ignoriert werden. So unangenehm die starken Schmerzen sind: Sie treiben dazu, den Arzt rasch aufzusuchen und nach der Diagnose schnell mit der Behandlung zu beginnen. Die Diagnose wird in der Regel durch Ertasten der vergrösserten und druckempfindlichen Eileiter und Eierstöcke sowie aufgrund einer Blutuntersuchung gestellt. In seltenen Fällen wird eine Laparoskopie, eine Spiegelung der Bauchhöhle unter Narkose, nötig. Behandelt wird eine Adnexitis mit einer Antibiotikatherapie, zusätzlich können entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente verabreicht werden. Strenge Bettruhe ist angesagt, deshalb kann eine Behandlung im Krankenhaus sinnvoll sein. Da die Krankheitserreger meist durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, sollte auch der Partner untersucht werden.

Bloss nicht verschleppen!
Im Gegensatz zur akuten ist die chronische Form weniger auffällig und schmerzhaft. Sie entsteht dann, wenn eine akute Adnexitis nicht genügend behandelt wurde und nur unvollständig ausheilt. Aber auch die damit verbundenen leichteren Beschwerden wie Druck- und Schweregefühl im Unterleib sind Warnsignale: Die entzündeten Stellen können zu Vernarbungen, Verwachsungen und Unfruchtbarkeit führen. Gelingt es dem Körper nicht, die Erreger erfolgreich zu bekämpfen und sammelt sich dadurch Eiter an, muss der Abszess womöglich operativ entfernt werden. Denn ein Aufbruch des Abszess könnte zu einer lebensbedrohlichen Entzündung des Bauchfells führen.

Eine Operation wird dann zum Thema, wenn das Antibio­tikum nicht die erhoffte Wirkung zeigt, es zu Komplikationen kommt oder andere Organe betroffen sind.

Vorbeugen hilft
Eine Infektion erfolgt nur dann, wenn die natürlichen Schutz­barrieren herabgesetzt sind oder fehlen. Das ist beispielsweise nach Geburten, dem Einsetzen der Spirale oder während der Monatsblutung der Fall, denn während der Menstruation ist die Muttermund­öffnung nicht so gut geschützt wie sonst. Um vorzubeugen, ist eine gute Sexual- und Körperhygiene ebenso hilfreich und unerlässlich wie die Verwendung von Kondomen bei häufig wechselnden Partnern. Wichtig ist auch, die Bakterien­flora der Scheide intakt zu halten. Da hilft gute, aber nicht über­triebene Hygiene, gesunde Er­nährung, der Einsatz von Heilpflanzen, Verzicht auf Nikotin und viel Bewegung an der frischen Luft. All diese Mass­nahmen sind sehr empfehlenswert. Denn, wer bereits einmal unter einer Adnexitis litt, möchte das nicht so schnell wieder er­leben.



Das hilft zusätzlich zu Antibiotika

Hat die Patientin eine Spirale zur Verhütung, wird meistens empfohlen, diese zu entfernen – sie kann möglicherweise das Aufsteigen
der Entzündung begünstigen.

Eisbeutel oder andere Kälteanwendungen auf dem Unterbauch helfen bei akuten Schmerzen, die Entzündungssymptome zu lindern und das Gewebe zum Abschwellen zu bringen.

Blase und Darm sollen regelmässig entleert werden, viel Flüssigkeit und eine leichte Ernährung sind daher hilfreich.

Ist das Schlimmste überstanden, fördern feucht-warme Umschläge, Moorpackungen oder weitere Wärmebehandlungen die Durchblutung und helfen, das entzündete Gewebe abzubauen und Verklebungen und Verwachsungen entgegenzuwirken. Achtung: Auf keinen Fall Wärme anwenden, bevor der Arzt grünes Licht gibt!

Heilpflanzen wie Frauenmantel, Kamille oder Hamamelis können, als Sitzbäder angewendet, das Abklingen unterstützen und einer erneuten Entzündung vorbeugen.

Akupunktur oder homöopathische Medikamente können unterstützend Erfolg bringen. Enzymtherapie soll helfen, eine Verklebung der Eileiter zu verhindern, die Neuraltherapie kann sogenannte Störfelder wie chronisch entzündete Zähne behandeln, welche möglicherweise einen Einfluss auf immer wiederkehrende Entzündungen der Eileiter und Eierstöcke haben.