Achten Sie auf Ihr Herz!
Wenn Männer einen Herzinfarkt haben, so wird er meistens sofort erkannt, da man die Symptome kennt. Bei Frauen allerdings äussert er sich oft ganz anders. Und das kann sehr gefährlich sein!
Gallensteine, lautet die Diagnose damals, vor zwölf Jahren. Madeline Scherrer, damals 60, hatte schreckliche Rückenschmerzen, ihr war elend schlecht, sie musste sich übergeben. Ihre Gallensteine wurden herausoperiert.
Ein Jahr später dann wieder die gleichen Symptome: Rückenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen. Die gebürtige Westschweizerin war gerade bei ihrer Schwester in Genf zu Besuch, und die rief blitzschnell einen Arzt. In kritischem Zustand wurde Madeline Scherrer mit Blaulicht und Sirene ins Spital gefahren. Und dort kam der Schock gleich im Doppel: Sie hatte nicht nur einen schweren Herzinfarkt – ganz offensichtlich war es bereits ihr zweiter. Den ersten hatte sie damals als «Gallenkolik» erlebt.
«Nie hatte ich Schmerzen in der Brust – alles, was man über einen Herzinfarkt weiss, traf bei mir nicht zu», sagt die lebhafte Siebzigerin heute. Und sie weiss auch, dass dies ein Problem ist, das bei Frauen oft auftritt: «Sie denken, sie haben eine Grippe, haben keine Ahnung, dass es das Herz ist. Deshalb sterben Frauen schneller an einemHerzinfarkt.»
Das kann Peter Ferloni von der Schweizerischen Herzstiftung nur bestätigen. «Bei Frauen sind die Anzeichen eines Herzinfarkts oft weniger klar als bei Männern. Deshalb sollte man auch bei Anzeichen wie unbestimmter Schwäche, Übelkeit, heftigemErbrechen, Atemnot, Erschöpfung, Rückenoder Oberbauchschmerzen an die Möglichkeit eines Herzinfarkts denken.» Von den charakteristischen Symptomen treten dagegen bei Frauen manchmal nur einzelne auf: heftiger Druck und klemmende, beengende oder brennende Schmerzen in der Brust, die länger als 15 Minuten anhalten, Atemnot und Todesangst, manchmal Ausstrahlung des Schmerzes in den ganze Brustkasten, gegen beide Schultern, Arme, Hals, Unterkiefer oder Oberbauch.
Der Schutz hält nur bis zur Menopause
Frauen sind biologisch besser gegen krankhafte Veränderung ihrer Arterien geschützt als Männer. Allerdings nur bis zu einem gewissen Alter, denn für den Schutz sorgen ihre weiblichen Hormone. Nach den Wechseljahren nimmt diese Schutzwirkung ab – jetzt sind sie genauso gefährdet wieMänner. Treten Anzeichen auf, die einen Infarkt oder ein ernsthaftes Herzproblem anzeigen könnten, so heisst es deshalb: Notrufnummer anrufen. Denn die Zeit spielt eine wichtige Rolle, kann über Leben und Tod entscheiden und darüber, wie viele Schäden nach dem Infarkt zurückbleiben.
Madeline Scherrer wurde damals gleich operiert, bekam zwei Stents eingesetzt und zwei Ballondilatationen. Im Laufe der nächsten Tage kamen zwei weitere Stents dazu. Auch lange Zeit nach der Rehabilitation machten ihr immer wieder Herzrhythmusstörungen zu schaffen. Sich um ihr Herz kümmern, gehört für die fröhliche Frau, die ein Leben lang gern geturnt, Meitliriegen aufgebaut und Muki-Turnkurse erteilt hat, heute zum Alltag. «Ich lege jeden Tag 30 Kilometer auf dem Hometrainer zurück», verrät sie nicht ohne Stolz. «Und ich bin die einzige Frau in unserer Herzgruppe, die 250 Kilo mit den Füssen stossen kann!»
Doch die quirlige Stehauffrau muss auch aufpassen: Schnelle Fussmärsche liegen heute nicht mehr drin, beim Training in der Herzgruppe trägt sie eine Pulsuhr, die sie rechtzeitig warnt, wenn sie im Begriff ist, sich zu übernehmen. Denn sie weiss: Ihr Herz muss zwar gefordert werden – aber allzu viel darf sie ihm nicht zumuten.
Herzgesund leben
Eine Herz-Kreislauf-Erkrankung lässt sich nicht immer vermeiden. Mit einem herzgesunden Lebensstil lässt sich aber vorbeugen.Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung mit viel Früchten und Gemüse, körperliche Bewegung, ein guter Umgang mit Stress, ein vernünftiges Körpergewicht und der Verzicht aufs Rauchen. Mehr zum Thema finden Sie in der Broschüre «Frau&Herz», die Sie kostenlos bestellen können über www.swissheart.ch . Dort finden Sie auch einen Herztest, mit dem Sie Ihr persönliches Risikoprofil ermitteln können.
Herzgruppen
Das Herzproblem ist fürs Erste überwunden – das heisst aber nicht, dass man das Thema Herz jetzt vergessen kann. Patientinnen und Patienten, die nach einer Krankheit wieder fit werden möchten, finden in Herzgruppen ein motivierendes und gesundes Umfeld, das ihnen dabei hilft. Hier treffen sich Herz-Kreislauf- Patienten wöchentlich zumHerztraining, tauschen sich aus und suchen gemeinsam den Weg zu einem gesunden Lebensstil. Heute gibt es in der Schweiz rund 130 Herzgruppen. Adressen in Ihrer Region finden Sie auf www.swissheartgroups.ch