Mäusebussarde: Vorsicht, besorgte Eltern!

Des Öfteren werden arglose Jogger von Mäusebussarden attackiert. Die 
Vögel meinen es jedoch nicht böse, sondern 
verteidigen nur ihre Jungen.

Abenteuerlich! Wer in Mörschwil SG eine gemütliche Joggingrunde drehen möchte, muss mit einer Attacke von oben rechnen. «Vorsicht! Bussard – Sie betreten das Brutrevier!», wird per Warntafel informiert. 
Es gab dort in der Vergangenheit ­Angriffe eines Mäusebussards. Und auch dieses Jahr habe sich eine Läuferin, die sich bedroht fühlte, bei der Gemeinde gemeldet. Wie oft solche Attacken schweizweit vorkommen, ist nicht abschätzbar. «Es besteht keine Meldepflicht», sagt Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach. «Wir gehen davon aus, dass wir nicht von jedem Fall erfahren.»

Bösartig sind die Greifvögel deshalb aber nicht – sie haben vielmehr ­einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, sind genau genommen nur übervorsichtige Eltern. ­Kommen die Jogger einem Nest oder ­einem flüggen Jungvogel 
zu nahe, wollen sie diese vertei­digen. «Erstaun­licherweise attackieren sie Spaziergänger oder Velo­fahrer nur sehr selten, fühlen sich offenbar hauptsächlich von Joggern ­bedroht», erzählt Michael Schaad.

Die Vögel nisten meist an Waldrändern, überfliegen die Felder, um Nahrung zu suchen. Michael Schaad rät, in einem Mäusebussard-Gebiet, wo es Angriffe gab, besonders aufmerksam zu sein oder es einige Wochen zu meiden. Eine gängige Empfehlung – die auch in Mörschwils Schule ab­gegeben wurde – ist, eine weisse Mütze mit zwei schwarzen Punkten hintendrauf zu tragen. Abwegig findet der Experte das nicht. «Die Vögel greifen meist von hinten an. Wenn sie die Punkte für Augen halten, lassen sie sich 
möglicherweise abschrecken. Vielleicht hilft ja auch eine bunte Jacke. Es gilt einfach auszuprobieren, denn erforscht sind diese Dinge nicht.»

Bei einer Attacke sollte man auf jeden Fall Ruhe bewahren, und wenn man verletzt wird, die 
Wunde einem Arzt zeigen, um 
unerwünschte Infektionen zu verhindern. Und ganz wichtig: «Den Angriff nicht persönlich nehmen!» Ein kleiner Trost: Spätestens im Juli ziehen die jungen Mäusebussarde bei ihren Eltern aus, sodass diese wieder entspannt sind. Bis die Familie im nächsten Jahr wieder vergrössert wird!