Der Basler Sven Schelker gehört zu den bekanntesten Schauspielern der Schweiz.
Sven Schelker
An vielen Orten daheim
In Basel fühlt sich der Schauspieler aus Reinach BL genauso wohl wie zuvor in Hamburg. Meist ist er in ernsten Rollen zu sehen – wie seit Neustem in «Stiller»
Von Andrea Butorin
Ausser Atem kommt Sven Schelker (35) beim Tinguely-Brunnen in Basel an. «Sorry für die Verspätung», sagt er, dabei ist er gerade einmal vier Minuten im Verzug. Kein Wunder, dass der Schauspieler so auf Zack ist: Ob Film, TV-Serie oder Theater, bei ihm laufen gerade auf allen Bühnen neue Projekte.
Seit zwei Wochen läuft «Stiller» nach Max Frisch (1911–1991) in den Schweizer Kinos. Schelker verkörpert darin den scheiternden Künstler Anatol Stiller, der immer verzweifelter wird und plötzlich verschwindet. Auch fürs Fernsehen hat er gerade eine Literaturverfilmung abgedreht: In der SRF-Krimiserie «Blind» nach dem Bestseller von Christine Brand (52) spielt Schelker einen blinden Barkeeper. Die Serie soll im Herbst 2026 ausgestrahlt werden. Und am Theater Basel probt er die Hauptrolle im Stück «Jeanne Dark», das Mitte November Premiere feiert: Schelker verkörpert darin die Jungfrau von Orléans.
Abschalten mit Gamen und Trash-TV
Mit «Der Kreis» feierte Sven Schelker 2014 ein fulminantes Filmdebüt: Er spielte den homosexuellen Aktivisten Röbi Rapp (1930–2018) im Zürich der 1950er- und 1960er-Jahre. Für diese Rolle gewann Schelker ebenso den Schweizer Filmpreis wie sechs Jahre später für seine Hauptrolle in «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes». Bislang war Schelker meist in Dramen oder Krimis zu sehen, er gilt als äusserst wandelbarer Schauspieler.
Obwohl Sven Schelker in Reinach BL aufgewachsen ist, lebt er jetzt erstmals im nahen Basel. Erst verschlug es ihn nach München (D), wo er Schauspiel studierte, und dann für acht Jahre nach Hamburg (D) ans Thalia Theater. «Hamburg vermisse ich immer wieder», sagt er. «Ein Grossteil meiner Freunde lebt dort, und ich hatte eine geniale Zeit.»
Zwei Freunde, mit denen er schon in Hamburg zusammengearbeitet hatte, kamen ans Theater Basel und holten Schelker 2020 ins Ensemble. «In Basel fühle ich mich wohl», schwärmt er. Er wohne in einer gemütlichen Wohnung in der Nähe eines Parks. Schon seit einigen Jahren ist er in einer Partnerschaft, mehr möchte er über sein Liebesleben nicht verraten.
«Gut abschalten kann ich zu Hause oder mit Freunden und Familie, beim Essen, beim Lesen oder Gamen». Auch «Trash-TV» biete ihm manchmal «sensationelle und absurde Unterhaltung».
Sven Schelker hofft, dass er auch künftig Film- und Theaterschauspieler sein kann: «Beides zu kombinieren, braucht viel Planung und die Kompromissbereitschaft aller Beteiligter.» Einst einmal selber Regie zu führen, könnte für ihn eine Option sein, aber noch nicht jetzt: «Ich habe noch genügend Drive und Neugierde fürs Spielen.»
Wovon träumt Sven Schelker? «Von einer Welt, in der Empathie nicht als Schwäche gesehen wird und in der unvoreingenommenes Zuhören wieder einen Stellenwert bekommt», sagt er. Sorgen bereiten ihm das zunehmende Schwarz-Weiss-Denken und ein schwindendes Gemeinschaftsgefühl. Kunstschaffend zu sein, sieht er dazu aber als guten Gegenentwurf: «Denn das geht nicht alleine.»