
Tanzexperte Joachim Llambi besucht oft seine Tochter in Zürich, kommt aber im Dezember auch mit «Let’s Dance – die Live Tour» in die Schweiz.
Joachim Llambi
«Ich schätze die Qualität der Schweiz»
Der bekannte «Let’s Dance»-Juror kennt die Schweiz bestens und könnte sich vorstellen, hier zu leben. Der 61-jährige Tanzsportler betont im Interview auch die positiven Auswirkungen des Tanzens auf Körper und Geist, besonders im Alter.
Von Aurelia Robles
Er ist in ganz Europa unterwegs: Joachim Llambi (61). Der spanische Tanzsportler sorgt seit fast 20 Jahren als Juror für spritzige Sprüche in der deutschen TV-Tanzshow «Let’s Dance». Mit «Let’s Dance – Die Live-Tour 2025» machen er und die Crew am 2. und 3. Dezember im Zürcher Hallenstadion halt.
GlücksPost: Herr Llambi, wo befinden Sie sich gerade?
Joachim Llambi: Ich bin in meiner Wahlheimatstadt Prag. Aber demnächst bin ich wieder in Zürich bei meiner Tochter. Katharina studiert dort und ist dieses Jahr fertig mit ihrem Master in Psychologie. Wenn die Kinder nicht zu einem nach Hause kommen, dann muss man halt zu ihnen.
Mögen Sie Zürich?
Ich mag alles an Zürich. Ich mag die Stadt, den See, die Ruhe, die freundlichen Menschen, die zurückhaltend und nicht aufdringlich sind. Ich schätze vor allem die Qualität in der Schweiz, fühle mich sicher und gut aufgehoben. Das Land hat eine Qualität, da müsste Deutschland sich mal wieder vieles davon abschauen.
Hört sich so an, als könnten Sie sich vorstellen, in der Schweiz zu leben.
Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, wäre die Schweiz für meine Frau und mich sicher ein Ziel, wo wir sofort hinziehen würden. Ihr habt schöne Orte: Zürich, Luzern, Lugano oder Thun – also alles mit See. Ich muss aber auch fair sein, denn ich fühle mich in Prag so wohl. Und auch Deutschland hat wunderschöne Ecken. Ganz ehrlich, wir leben in einer Ecke auf der Welt, wo es uns eigentlich sehr gut geht.
So viele positive und nette Worte hört man von Ihnen am Bildschirm weniger.
Ich bin immer nett und ehrlich. Ich würde keine Nettigkeiten sagen, auch über die Schweiz, wenn ich es nicht so meinen würde. Aber natürlich ist die Schweiz für jemanden, der in Tschechien oder Deutschland lebt, auch sehr teuer.
Werden Sie in der Schweiz erkannt?
Sehr häufig, was für mich auch vollkommen in Ordnung ist. In der Schweiz wird wie in Österreich viel deutsches Fernsehen geschaut, da sind sich die Länder ähnlich. Doch in den 20 Jahren, in denen ich nun als Juror am TV zu sehen bin, habe ich noch keine Situation erlebt, in der ich zum Beispiel beschimpft wurde.
Was bekommen Sie von den Leuten, die Sie ansprechen, zu hören?
Sie sagen, wie Sie gerade auch, «Sie sind ja gar nicht so streng» oder «Es ist aber schön, dass wir Sie hier in Zürich treffen». Immer sehr lieb.
Sie meinten, dass sich Deutschland, Österreich und die Schweiz sehr ähnlich sind – auch bezüglich Tanztalent?
Na ja, Sie müssen bedenken, dass Deutschland 84 Millionen Einwohner hat, Österreich und die Schweiz rund 9 Millionen, da ist das Potenzial in der Schweiz ein bisschen kleiner. Aber ich habe so viele Tanzworkshops gegeben von Hamburg über Zürich bis nach Luxemburg. Am Ende ähneln sich alle, und es ist vollkommen egal, woher die Menschen sind. Die Leute sind talentiert oder weniger talentiert.
Vorhin haben Sie die Schweiz wunderbar beschrieben. Welcher Tanz wäre das Land demnach?
Oh, das wäre ein sehr ausgeglichener Tanz. Ich würde sagen, die Schweiz ist kein Paso doble, sondern eher ein Slowfoxtrott. Sehr elegant, sehr klassisch, immer in einer Vorwärtsbewegung.
Sie sind nun 20 Jahre bei «Let’s Dance». Erklären Sie mir den Erfolg der Sendung.
Der ist relativ einfach zu beschreiben. Die Zuschauer wollen gutes Tanzen sehen, aber auch, wie sich jemand entwickelt. Und die Leute haben schon ein feines Gespür dafür, ob jemand Einsatz gibt oder nicht. Und man kann mit der Familie zusammensitzen, muss den Kindern nicht die Ohren zuhalten. Die ältere Dame mit 80 erfreut sich auch an tollen Bewegungen, schönen Bildern, Kleidern. Und somit ist die Show ein generationenübergreifendes Format, was man sonst im Fernsehen leider nicht mehr so oft findet. Und dann sitzt da noch ein komischer, spanischer Typ in der Jury, der ab und zu mal dazwischenhauen muss. Das wollen die Leute auch sehen.
Die tanzenden Prominenten sind ebenfalls aus verschiedenen Generationen.
In diesem Jahr hatten wir Schauspielerin Simone Thomalla dabei, die während der Staffel 60 wurde. Und auch wieder die 63-jährige Christine Neubauer. Tolle Frauen, die zeigen, dass man auch in einem Alter, wo man jetzt nicht mehr sportliche Höchstleistungen bringt, durchaus noch mit den jungen Mädels oder mit den Jüngeren mithalten kann.
Mit Musiker Luca Hänni hätte beinahe einmal ein Schweizer gewonnen.
Dieses Jahr hätte er gute Chancen gehabt, doch damals war sein Pech, dass die Staffel sehr stark war. Luca ist ein so sympathischer Kerl, ich mag ihn sehr. Er ist immer freundlich und positiv und ein super Bild für einen Schweizer Künstler.
Vorhin haben Sie Simone Thomalla und Christine Neubauer erwähnt, und dass Tanzen bis ins hohe Alter geht. Ist das so?
In Deutschland haben die gesetzlichen Krankenversicherer Studien mit Tanzen gemacht und dabei festgestellt, dass Tanzen auch fürs Alter die optimale Bewegungs- oder Sportart ist. Dies, weil sie zum einen den Körper, aber auch den Geist beansprucht. Man muss die Folge und die Schritte behalten, dazu sich noch bewegen. In meinen Tanzkursen habe ich sehr oft auch Menschen, die über 80 und geistig topfit sind. Beim Tanz wird der Kopf immer beansprucht, was grossartig ist.
Und wie gut ist Tanzen für den Körper?
Der eine hat vielleicht eine künstliche Hüfte, jemand anders Knie- oder Fuss-gelenkprobleme. Aber der Anspruch sollte sein, etwas für sich in seinen eigenen Möglichkeiten zu tun.
Oft fehlt einem im Alter der Tanzpartner oder die Tanzpartnerin.
Da haben die Tanzschulen schon reagiert und bieten manchmal Kurse nur für Frauen an, damit diese unbeschwert kommen und keine Sorge haben, dass sie alleine dastehen. Das finde ich toll.
Wer ist Ihre liebste Tanzpartnerin?
Meine Frau tanzt für mich am schönsten. Wir sind nun 22 Jahre zusammen und im Herbst 20 Jahre verheiratet. Unser gemeinsames Tanzen ist eingespielt und so schön.
Mit Ihrer Frau sind Sie minim länger liiert, als Sie bei «Let’s Dance» in der Jury sitzen. Welche Beziehung läuft harmonischer?
In einer Partnerschaft ruckelt es ja ab und zu. Aber ein bisschen Reibung ist nicht schlecht und auch normal. Ich glaube, keiner kann sagen, dass es nach einer so langen Partnerschaft nicht einmal geruckelt hat. Das tut es auch bei «Let’s Dance». Es muss sich reiben, denn Reibung erzeugt Wärme, und Wärme erzeugt am Ende Behaglichkeit. Jorge González und Motsi Mabuse und ich streiten uns als Jury-Kollegen manchmal, wenn wir Sitzungen haben. Aber am Ende ziehen wir an einem Strang und haben ein tolles Produkt, das nächstes Jahr wirklich 20 Jahre alt wird.
Anfang Dezember kommen Sie nun für die Live-Shows ins Zürcher Hallenstadion. Was ist der Unterschied zu einer Live-Sendung?
Natürlich, dass man sehr nah am Publikum ist. Dann sind 10 000 Leute in der Halle. Vergangenes Jahr waren wir zum ersten Mal in Zürich, und es hat wirklich Spass gemacht. Das Publikum war so herzlich, dankbar und euphorisch. Ich glaube, die Schweizer haben uns sehr in ihr Herz geschlossen, und da freue ich mich natürlich wieder drauf.