
Schauspielerin Tonia Maria Zindel steht zurzeit im Bernhard Theater Zürich auf der Bühne.
Tonia Maria Zindel
Auf der Bühne laut, daheim still
Im Beruf liebt die Bündner Schauspielerin das Rampenlicht, zu Hause hält sie sich zurück. Besonders dann, wenn ihre Kinder auf Besuch sind und ihr die Welt erklären.
Von Chiara Schmed
Diesen September tanzte Tonia Maria Zindel (53) auf zwei Hochzeiten – oder genauer gesagt auf zwei Theaterbühnen: in Chur im Stück «Monokali Polypunk» und in Zürich bei «Der Abschiedsbrief». Die ehemalige «Lüthi und Blanc»-Darstellerin sagt: «Im Schauspiel kommt entweder alles auf einmal oder gar nichts.» Dieses Jahr läuft es phantastisch für sie.
Ein Zuckerschlecken ist das Schauspielleben trotzdem nicht. Tonia Maria Zindel wohnt mit ihrem Mann im Prättigau GR und pendelt täglich. Besonders wenn sie wie aktuell in Zürich spielt, werden die Tage lang. Dennoch sind für sie die Arbeit in der Grossstadt und als Kraftort ihr Zuhause in den Bergen die ideale Kombination.
Anders als früher erwartet sie in den eigenen vier Wänden nicht mehr so viel Trubel. Die drei Kinder Luzia (22), Men (19) und Flurin (17) sind inzwischen ausgezogen. Der Abschied fiel der Mutter leichter als gedacht: «Es war ein laufender Prozess, die Kinder waren nicht Schlag auf Schlag weg», erklärt Tonia Maria Zindel. Die Leere im Haus war dennoch gewöhnungsbedürftig. Und manchmal vermisse sie ihre Kinder sehr fest, meint sie.
Gleichzeitig sieht die Bündnerin die Situation als ein Vogelnest: Alle fliegen aus und kommen wieder zurück. An den Wochenenden trifft sich die Familie regelmässig zu Hause, kocht, isst und diskutiert gemeinsam. Im Gegensatz zur Bühne bleibt die dreifache Mutter dabei eher ruhig. «Es gibt nichts Spannenderes, als von jungen Menschen die Welt erklärt zu bekommen», sagt sie.
Tochter Luzia arbeitet in der Hotellerie und befindet sich in dem Alter, in dem ihr Mami durchstartete. Mit 21 Jahren gab Tonia Maria Zindel ihr Schauspieldebüt in einem «Tatort»-Film. Seit über 30 Jahren übt sie leidenschaftlich ihren Beruf aus. Den Erfolg verdankt sie ihrem Wagemut. Zwei Jahre vor der Matur brach sie das Gymnasium ab, um die Schauspielschule in Zürich zu besuchen.
Würden ihre beiden Söhne, die noch in Ausbildung sind, denselben Weg einschlagen, hätten sie die volle Unterstützung ihrer Mutter. «Ich würde alle meine Kontakte spielen lassen», meint sie augenzwinkernd. Darüber hinaus trug auch ihr Mann viel zu ihrem Erfolg bei: «Er ist ein wundervoller Vater, der mir immer den Rücken freigehalten hat.» Seit über 30 Jahren sind sie ein Paar.
Nicht viele Kinder können von sich behaupten, dass ihre Mutter ein Star ist. «Die drei mussten sich in der Schule immer wieder Sprüche anhören», erzählt Zindel. Diese seien weder positiv noch negativ gewesen. «Aber in dem Alter möchte man nicht auf die eigenen Eltern angesprochen werden.» Dennoch ist sie sicher: «Meine Kinder sind cool genug, um darüberzustehen.» Bis heute begleiten sie sie an jede Premiere.
Bis zum 12. Oktober gibt Zindel gemeinsam mit Andrea Zogg (67) im Bernhard Theater Zürich den «Abschiedsbrief». Danach folgen Aufführungen in Basel, Chur und St. Moritz. Nebst der vielbeschäftigten Schauspielerin bleibt sie eins: die Vogelnestwächterin daheim im Prättigau.