Jetzt zählt nur die Gesundheit

In der Lungenrehabilitation will die Norwegerin wieder zu Kräften kommen. Ein Arzt schätzt ein, was die ­künftige Königin diesen Monat erwartet.

Von Sarina Bosshard

Nach Monaten voller Leiden zieht Kronprinzessin Mette-Marit (52) die Reissleine. Wie der norwegische ­Palast bekannt gibt, absolviert sie im Oktober eine einmonatige Lungenrehabilitation. Ein dringend nötiger Schritt, wie sie selbst betont: «Eigentlich hätte ich das schon vor ­einiger Zeit tun sollen, aber jetzt passt es.» Denn sie benötige etwas mehr Unterstützung als zuvor, um ihren Alltag mit Lungen­fibrose zu bewäl­tigen. Die Krankheit hat sich zuletzt weiterentwickelt. Erst vor ­wenigen ­Tagen musste sie Kronprinz ­Haakon (52) bei einem Termin stützen.

Betroffene klagen häufig über trockenen Reizhusten und Belastungsatemnot. Grund dafür ist ein zunehmend vernarbtes Gewebe und eine Versteifung des ­Organs. «Dadurch wird die Lunge mit der Zeit kleiner, sie schrumpft und der Körper bekommt weniger Sauerstoff», erklärt Prof. Dr. med. Christian Clarenbach, leiten­der Arzt der Klinik für Pneumologie des Universitätsspitals Zürich. Oft gebe es keinen erkennbaren Grund für die Lungen­fibrose. Gerade bei Frauen im mittleren Alter könnten jedoch manche Autoimmunerkrankungen eine Lungen­fibrose verursachen.

In der Reha will sich Mette-Marit nicht nur Wissen aneignen, wie sie im Alltag mit der chronischen Krankheit um­gehen kann. «Ich denke, dass ich auch ­andere Menschen besser kennenlernen werde, die dieselbe Lungenerkrankung haben wie ich», sagt sie.

Doch was kommt auf die Norwegerin zu? «Bei einer Lungenrehabilitation wird die Kondition und die Muskelkraft trainiert, auch Atemübungen und psychologische Unterstützung können helfen», erläu­tert Prof. Dr. med. Christian Clarenbach. Viele Betroffene würden ein Vermeidungsverhalten entwickeln, benutzen statt der Treppe etwa den Lift. «Dadurch nimmt die Muskelkraft ab, und die Luftnot wird noch schlimmer – ein echter Teufelskreis.» Dank der Reha würden Patienten jedoch oft schon nach einigen Wochen ihr Leistungsvermögen wieder steigern und mehr Selbstvertrauen gewinnen.

Schwere Zeit

Bei Mette-Marit dürfte aber auch ihre ­psychische Verfassung eine Rolle bei der Verschlechterung ihrer Krankheit gespielt haben. Die letzten Monate waren besonders hart für sie, weil ihr Sohn Marius Borg Høiby (28) unter anderem wegen vier­facher Vergewaltigung angeklagt wurde. «Konflikte und öffentlicher Druck zehren natürlich an den Kräften, machen müde und verringern die Motivation, sich zu bewegen, die eigene Wohnung zu verlassen. Akuter Stress und Anspannung lassen auch Herzschlag und Atmung schneller werden», sagt Clarenbach.

Behandelt wird eine Lungenfibrose je nach Verlauf unterschiedlich. «Hat eine Narbenbildung in der Lunge bereits eingesetzt, ist eine vollständige Heilung meist nicht möglich», so der Mediziner. Es gebe jedoch Medikamente, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können. «Bei fortgeschrittener Erkrankung kann eine Lungentransplantation in Betracht gezogen werden.»

Wie schlimm es wirklich um Mette-­Marit steht, ist nicht klar. Doch eines ist ­sicher: In dieser herausfordernden Zeit gibt ihr ihre Familie Halt.