
Bei Oceana Galmarini und Partner Fabian Florin daheim in Chur wird auf Kissen, nicht auf Stühlen gesessen, verlockend auch für Hundewelpe Haku.
Oceana Galmarini
«Wir sind beide sehr gesellig»
Kulinarik, Kunst, Karriere: Das Leben von «Schweiz aktuell»-Moderatorin ist abwechslungsreich und findet beruflich in der ganzen Schweiz statt. Daheim ist die Bündnerin in Chur, wo sie mit ihrem Partner und neuerdings auch mit Hund Haku lebt.
Im «Lieblingsrestaurant» von Oceana Galmarini (32) wird nicht nur am Boden sitzend gespeist, sondern direkt im eigenen Wohnzimmer. Die favorisierte Küche der «Schweiz aktuell»-Moderatorin ist nämlich jene ihres Freundes Fabian Florin (43). «Er kocht genau nach meinem Gaumen, sehr geschmacksintensiv», sagt sie. «Ich bin sehr heikel, was das Essen angeht.» Fabian schmunzelt und erklärt: «Oceana besitzt eine Superkraft und weiss oft, was sie nicht gerne hat, bevor sie überhaupt probiert hat.» Dann kündigt er, an sie gerichtet, an: «Ich weiss, dass du die Feigen mit dem Risotto lieben wirst.»
Das Paar lädt gerne Freunde zu sich nach Hause in Chur ein. Fabian ist der Koch, Oceana amtet als Gastgeberin und «Servierdüse». «Wir sind beide sehr gesellig und zelebrieren unseren ‹Coole Donnschtig›», erzählt die Bündnerin. «Die Abende geben mir ein bisschen das Gefühl von Familie. Enge, wahre Freundschaften sind mir wichtig.»
Seit drei Jahren sind die Journalistin und der unter dem Namen Bane erfolgreiche Graffiti-Künstler ein Paar. Seit «zwei Wintern» leben sie gemeinsam in dieser lichtdurchfluteten Wohnung, vor wenigen Monaten zog Labrador Haku ein. So verlockend der niedrige Esstisch für den neunmonatigen Welpen ist, er bleibt auf Abstand und hat seinen Hirschgeweih-Knochen. «Ich bin ohne Tiere aufgewachsen und hätte mir nie vorstellen können, dass ich es mal schade finden würde, für unseren Hund nicht immer präsent sein zu können», sagt sie. «Wir lachen so oft wegen unserem herzigen Hund.»
Die ersten sechs Jahre in Herisau und dann in Ardez GR aufgewachsen, zieht Oceana Galmarini bereits mit 16 Jahren für die Wirtschaftsschule KV in eine WG nach Chur. «Damals fand ich es schwierig und litt, weil ich das Engadin so vermisste», erinnert sie sich. Dennoch blieb sie zehn Jahre, wechselte nach der Lehre zu Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR), wo sie für «Telesguard» und «Minisguard» arbeitete.
2020 geht sie zu «Schweiz aktuell» und somit zu SRF, bezieht in Zürich ihre erste eigene Wohnung. «Ich pendelte sehr viel zwischen Zürich und Graubünden und bezahlte zwei Wohnungen. Deshalb zog ich schliesslich definitiv zurück.» Chur sei ein grosses Dorf und eine kleine Stadt, in der man die Leute vom Lädeli oder Metzger kenne, schwärmt sie. «Ich will nirgendwo anders leben und bin mittlerweile eher eine Churerin als eine Engadinerin – würde es aber nie übers Herz bringen, das laut zu sagen», meint sie lachend.
Wortmensch und Wundernase
Haku weibelt umher. Die Gäste sind eingetroffen. Andy, Anita und Thom sind gemeinsam mit dem Gastgeberpaar Teil des Organisationskomitees des Street Art Festivals Chur, welches nächstes Jahr im Juni stattfinden wird. «Es ist toll, mit Freunden etwas auf die Beine zu stellen», sagt Galmarini. Vom Balkon aus kann sie ein Werk des Duos Telmo Miel, zwei der Lieblingskünstler ihres Partners, sehen. Von ihm, sprich Künstler Bane, wiederum stammt der Plessurfischer in Chur. «Es fasziniert mich, wie man auf so grosse Flächen ein so schönes Bild machen kann», sagt Oceana, die von Bane auch schon auf Fassaden gesprayt wurde, zuletzt auf eine Mauer in Schweden. «Sie ist meine Muse und steht immer wieder für meine Konzepte Modell», sagt Fabian. Beide seien sie Ästheten, liebten das Visuelle. Oceana hat als Fotografin von der Meerestiefe bis zum Berggipfel, von Greta Thunberg bis Flamingos schon alles abgelichtet.
Hauptberuflich arbeitet sie in einem 80-Prozent-Pensum beim Schweizer Fernsehen. «Ich bin sehr happy und brenne für den Job. Wir decken kritische, politische und unterhaltende Themen ab.» Neben «Schweiz aktuell» amtet sie in einem Mini-Pensum auch als Produzentin bei RTR und an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz als Dozentin, wo sie Erwachsene in Auftrittskompetenz coacht. «Mir macht es Spass, die Studierenden aus der Komfortzone zu locken und gemeinsam Fortschritte zu erzielen.» In Zukunft könnte sie sich vorstellen, noch mehr in die tiefe Recherche zu gehen. «Ich behandle gerne Themen, die unangenehm sind. Und mich reizen Menschen, die völlig anders denken und die ich nicht verstehe.»
Oceana Galmarini bezeichnet sich als absoluten Wortmensch und als Wundernase. «Ich will alles bereden, analysieren und sezieren. Und ich drücke auch auf die Wunde», sagt sie. «Von Fabian lerne ich, dass es nicht zu jedem Zeitpunkt passt und notwendig ist. Dass es auch mal gut ist, eine Nacht über etwas zu schlafen.»
Tischgespräche ohne Tabus
Am Tisch wird viel geredet und gelacht. Neben dem Street Art Festival teilen die Freunde auch die Leidenschaft fürs Tauchen. Bei der letzten Reise erlebte Oceana Galmarini jedoch erstmals in ihrem Leben eine Panikattacke – unter Wasser. «Ich bin gerne stark, die, die überall hochklettert oder runterspringt. Durch die Attacke kam ich mir plötzlich schwach vor.» Mit einer Psychologin arbeitet sie nun an ihrer Angst, damit so etwas nicht wieder passiert. Noch immer ist Zugfahren, also in einem geschlossenen Raum zu sein, dem sie nicht entfliehen kann, schwierig für sie. «Doch auch hier ist Kommunikation der Schlüssel, auch wenn es manchmal wehtut», sagt sie.
Übrigens: Einmal mehr hat Oceana Galmarini in ihrem Lieblingsrestaurant alles geschmeckt – auch die Feigen zum Risotto.