Die königliche Last liegt allein auf ihm

Der Druck auf den Norweger nimmt immer mehr zu, obwohl er noch nicht auf dem Thron sitzt. Ihm fehlt es an Unterstützung von der Familie.

Von Sarina Bosshard

Ohne den aktuellen Thronfolger wäre das norwegische Königshaus aufgeschmissen. Denn Kronprinz Haakon (52) trägt die grösste Last auf ­seinem Rücken – und das, obwohl er noch nicht mal König ist.

Der Norweger ist das einzige Mitglied der Königsfamilie, das derzeit voll belastbar ist. Weil sein Vater, König Harald V. (88) immer wieder mit gesundheit­lichen Rückschlägen zu kämpfen hat, muss ­Haakon viele Aufgaben und Termine übernehmen. Auf Unterstützung zählen kann er dabei nicht wirklich, da die Personal­situation bei den Skan­dinaviern äusserst düster aussieht. Seine Ehefrau, Prinzessin Mette-­Marit (51), fällt wegen ihrer Lungenfibrose öfter aus. Tante Astrid (93) wird altersmässig geschont, und Schwester Märtha Louise (53) hat ihre ­royalen Auf­gaben schon vor drei Jahren niedergelegt. Übrig bleiben noch die ­Kinder des Thronfolgers, Prinzessin Ingrid Alexandra (21) und Prinz Sverre Magnus (19). Doch die beiden sollen den Fokus in den nächsten Jahren auf ihr Studium legen.

Viele Aufgaben

Deshalb liegt momentan alles an Haakon. Er repräsentiert das Königshaus, wo er kann. «Das Tempo des Kronprinzen ist beeindruckend. Manchmal hat er an einem einzigen Tag Termine in verschiedenen Teilen des Landes», berichtet der nor­wegische Historiker Trond Norén Isaksen (44). Vergangenes Jahr habe Haakon «fünfmal so ­viele externe Aufgaben wie der König» wahrgenommen. Neben den repräsentativen Aufgaben übernimmt Haakon auch immer mehr hinter den Kulissen. So richtet das Kronprinzenpaar inzwischen einige Mittag­essen und Empfänge aus, was früher noch König Harald V. und Königin Sonja (88) gemacht haben. Die regelmässigen Audienzen für das Aussenministerium und die höchsten Vertreter der Armee hält er meist allein ab, auch wenn der ­König nicht krank oder verreist ist.

Doch auch der Thronfolger stösst an seine Grenzen, er kann sich schliesslich nicht aufteilen. So fehlte er etwa, als Royals aus anderen Königshäusern die Weltausstellung in Osaka (Japan) besuchten und für ihr Land warben. Stattdessen eröffnete er ein Spital in seiner Heimat. Dabei wären genau solche positiven Auftritte für die Sichtbarkeit des norwegischen Königshauses wichtig. Gerade jetzt, wo die Familie wegen der schweren Vorwürfe gegen Stiefsohn Marius Borg Høiby (28) in der Kritik steht. «Das Ergebnis ist, dass der Kronprinz alle entlastet, aber niemand ihn entlastet. Im Laufe der Jahre hat er viel geopfert», so der Historiker. Als er vor einigen Jahren gefragt wurde, ob die Arbeit sein Familienleben beeinträchtige, antwortete er: «Ja. Ich war viel unterwegs.» Die Belastung ist für ihn seitdem noch mehr gestiegen.

Und obwohl er alles zusammenhält, bleibt Kronprinz Haakon nur die Nummer zwei. Das Sagen hat noch immer König ­Harald V. Sein Sohn agiert innerhalb seiner Rahmenbedingungen. Und das scheint sich in absehbarer Zeit auch nicht zu ändern. Während um ihn herum Könige und Königinnen in Haralds Alter abgedankt ­haben, hält dieser am Thron fest. So bleibt Kronprinz Haakon nur eines: durchhalten und warten, bis er offiziell aus dem Schatten seines Vaters heraustreten kann.