Sie stellt das Jodeln auf den Kopf

Die Luzernerin begeisterte am Eurovision Song Contest mit ihrem modernen Jodel. Die traditionelle Musik ­anders zu denken, ist für sie nichts Neues – auch wenn das nicht bei jedem gut ankommt.

Von Remo Bernet

Sie eröffnete das TV-Spektakel: Simone Felber (32) stimmte in der ersten von drei Eurovision-Sendungen auf die grosse Show ein. Doch wer ist die Frau, die mit ihrem modernen Jodel zu Beginn der Livesendung ein Millionenpublikum von Aserbaidschan bis Australien begeistert? 

«Noch am Tag danach konnte ich beim Aufwachen gar nicht richtig realisieren, was passiert ist», erzählt die Luzernerin. Seit ­Monaten feilte sie mit dem Team am grossen Eröffnungsauftritt des Eurovision Song Contest und hatte dabei die grosse Ehre, noch vor den Teilnehmenden als ­Erste überhaupt zu singen. «Es war mega», blickt sie zurück. «Die Idee war es, dass es nicht einfach ein fröhlicher Jodel ist, sondern eine gewisse Sphäre hat.» Eine Voraus­setzung, die bestens zu Simone Felber passt, die ­dafür bekannt ist, Traditionen in die ­Moderne zu bringen.

«Das kommt nicht immer gut an», sagt sie unverblümt. Beim Auftritt auf der grossen Bühne in Basel verpackte sie ehemalige Siegersongs wie Nemos (25) «The Code» ­in ihren Jodel.  In der Vergangenheit wagte die studierte Musikerin ähnliche Experimente, verband beispielsweise klassische Jodel­musik mit elektronischen Elementen. ­«Für mich sind Traditionen etwas Fliessendes, das man weiterentwickeln kann. Aber das sieht nicht jeder so – aber damit habe ich längst gelernt umzugehen.»

Musik als Beruf

Simone Felber wuchs in Luzern in einer ­musikalischen Familie auf – die Begeisterung fürs Jodeln entdeckte sie damals im Teenageralter. Und bis heute hat sie diese nicht mehr losgelassen. Mittlerweile kann die 32-Jährige gar von der Musik leben – «ein riesiges Privileg». Ihre Arbeit sei eine Art Puzzle: Es sind ganz viele verschiedene ­Teile, die zusammenkommen. Das Herzstück ist ihr eigenes Musikprojekt, «Simone Felbers iheimisch», bei dem sie mit drei weiteren Musikern regelmässig auf der Bühne steht. Auch leitet sie einen Chor und gibt ihre ­Erfahrung in Unterrichtsstunden weiter.

Im vergangenen Jahr zeichnete sie der Bund ausserdem mit dem Schweizer Musikpreis aus. Die Begründung damals: «Felber zeigt mit all ihren Aktivitäten auf, wie aktuell und emanzipiert Schweizer Volksmusik klingen kann.» Ein Ritterschlag für die ­Andersdenkerin. «Es ist fast schon un­wirklich, dass man so etwas erleben darf. Sei es eine solche Auszeichnung oder dann der Auftritt am ESC.»

Herunterfahren könne sie in der Natur. «Ich bin gerne aktiv, gehe wandern oder ­biken oder im Winter langlaufen.» Ausserdem sei sie ein absoluter Familienmensch. «Mir ist es wichtig, dass meine Liebsten nahe bei mir sind und ich einen engen ­Austausch mit ihnen habe.» So habe sie auch nach ihrem Auftritt in Basel viele ­schöne Nachrichten erhalten. «Es war noch lustig zu sehen, wer sich alles den ESC anschaut. Das sind wirklich viele.»