Zwei harte Kerle werden zu Herzensbrechern

Die Schweiz hat eine neue ­Mundart-Ballade: Der Frontmann von Megawatt und der Büezer-Rocker besingen in «Brich mir mis Herz» die Liebe. Sie verraten, wann sie privat ihre Tränen nicht zurückhalten können.

Von Andrea Butorin

Da sitzen Sie, hören laute Musik, ­singen mit, grinsen und spielen Luftgitarre: Die beiden Rockmusiker Gölä (56) und Thomas Graf (49), Sänger von Megawatt, haben sich in Zürich ge­troffen, um Interviews zu geben. Nach dem Gespräch mit der GlücksPost könnten sie eigentlich nach Hause fahren. Jeder in seine Himmelsrichtung: Marco Pfeuti alias Gölä zu seiner Familie oberhalb des Thunersees, Thomas Graf nach Liechtenstein. Doch Gölä hat eine grosse Musikbox geholt. Nun spielen sie einander ihre liebsten Lieder vor. Man spürt: Die beiden Männer mögen, was sie tun. 

Nun spannen Gölä und Megawatt erstmals zusammen. Soeben ist ihre neue ­Single «Brich mir mis Herz» erschienen. Die Südostschweizer Musiker von Megawatt wollten für ihr Album «Elektrisch», das Ende Juni erscheint, jemanden Bekanntes an Bord holen. Gölä hat schon mit diversen Sängern zusammen­gearbeitet. Jüngst mit Trauffer (45), aber auch den Bellamy Brothers, ­seinem Idol Jimmy Barnes (69) oder einst Polo Hofer (1945–2017). 

Gölä wollte ein Männer-Duett

Kennengelernt haben sich Megawatt und Gölä vor zwei Jahren, als sie an ­Festivals auf den gleichen Bühnen standen. «Wir merkten sofort, dass wir aus demselben Holz geschnitzt sind», erinnert sich Thomas Graf, der hauptberuflich als Leiter Berufsbildung arbeitet. Auch Gölä hatte Lust auf dieses Projekt. Ein ­balladeskes Männer-Duett habe ihn ­immer schon gereizt. «Als ich Thomas’ Stimme zum ersten Mal gehört habe, dachte ich: ‹Wow, das brümelet am rich­tigen Ort!› Wenn wir zusammen singen, klingt das wie ein Töff mit zwei Auspuffen.»

«Drum brich mir mis Herz», singen die beiden Männer im Refrain: «brich mers z’mits drin abenang / riss mer’s use und häb di fescht dran / ei Hälfti längt mir no lang.» Gölä singt in seinem mittelländisch-oberländischen Berndeutsch. Bei Thomas Graf ist es eine Mischung aus seinem ursprünglichen Werdenberger Dialekt, dem Bündnerdeutsch, in dem er vor langer Zeit in der Gruppe May Day ­gesungen hat, und Liechtensteinisch, da er schon seit 26 Jahren im «Ländle» lebt, wo auch seine Partnerin Marion Kaiser (54) und die beiden Kinder wohnen. Ihren Song komponierten Gölä und Graf gemeinsam mit Georg Schlunegger (44), Komponist und Miteigentümer der Produktionsfirma Hitmill in Zürich. Das ­Resultat begeistert beide. Lachend sagt Thomas Graf: «Der Refrain passt gut zu uns harten Kerlen.»

In der Tat geben sich die Rockmusiker gerne als grobe Jungs. Insbesondere Gölä pflegt das Image des rauen Büezers. Nun besingen sie gemeinsam die Liebe. Wie gut sind die zwei darin, ihre Gefühle zu zeigen? «Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und stehe zu meinen Gefühlen», antwortet Graf: «Es kann gut sein, dass mir auf der Bühne die Tränen in die Augen steigen, wenn ich zum Beispiel im Publikum jemanden weinen sehe oder ich an etwas Emotionales denke.» Auch bei einem berührenden Film können bei ihm die Tränen fliessen – ganz zu schweigen von Beerdigungen.

«Siehst du, deshalb gehe ich da gar nicht erst hin», sagt Gölä. «Ich lasse nicht viel an mich heran.» Seine Frau Heidi (36) schaue gern kitschige Filme und lasse dann ihren Tränen freien Lauf. Das sei nichts für ihn. Lieber amüsiere er sich über eine Komödie von Louis de Funès (1914–1983). Aber auch Gölä ist nicht frei von Gefühlen: Er ­erzählt, wie er sich einst nach der Begegnung mit einem schwerkranken Kind auf die ­Toilette habe zurückziehen müssen, weil dessen Schicksal ihn so berührt habe.  

Im Herbst gibts wieder neue Musik

Nun sind Gölä und Graf gespannt, welche Emotionen ihr Lied bei den Fans auslöst. Live ist aktuell ein gemeinsamer Auftritt ­geplant: Am 2. August treten beide am Flumserberg Openair auf. Megawatt spielt diesen Sommer an diversen weiteren Open­airs, etwa am Moon&Stars in Locarno TI. Gölä dagegen, der Ende Mai ein neues ­Album veröffentlicht, nimmt es ruhiger. Er ist nur noch am St. Peter at Sunset in Kestenholz SO zu sehen. Dafür gibt es schon im Herbst noch mehr neue Musik: Gölä & The Deed, wo er auf Englisch singt, veröffentlichen ein Soul-Coveralbum. «Das sind schwierige Songs, da lerne ich einiges», sagt er und spielt Graf ein Müsterchen vor.

Ob ihr gemeinsames musikalisches Schaffen weitergeht, wissen sie noch nicht. Gölä sagt: «Bevor wir uns gleich wieder ins Studio setzen, wollen wir die Magie von ‹Brich mir mis Herz› wirken lassen.»