«Ich könnte ein Buch schreiben»

Alles neu macht der Mai – im Falle des Moderators stimmt das beruflich und privat nur bedingt. Als «Mister ESC» kommentiert er erneut den Eurovision Song Contest. Ab diesem Monat kommt noch eine neue Show sowie der «Samschtig-Jass» hinzu.

Von Aurelia Robles

Die Zeit im Mai rund um den Eurovision Song Contest ist auch die Zeit von Sven Epiney. Für das Schweizer Fernsehen kommentiert der 53-jährige Moderator seit 2008 den grössten Musikwettbewerb und ist deshalb auch bekannt als «Mister ESC». «Es ist schön, wenn mich die Menschen so fest mit dem Eurovison verbinden, auch wenn ich andere ­Sendungen öfter moderiert habe.» So unter anderem Quiz-Shows wie «5 gegen 5», die Kochshow «al dente» oder bis ­heute die Wohnsendung «Wer wohnt wo?».

Anlässlich der diesjährigen Ausführung des ESC in der Schweiz gibt es nun aber noch eine neue Samstagabend-Show für Epiney, der seit über dreissig Jahren beim SRF arbeitet. Am 10. Mai (SRF 1, 20.05 Uhr) führt er durch «ESC-Mania». «Darin ­machen wir alle fit und noch neugieriger auf den ESC, indem wir zum Bespiel auf die verschiedenen Jahrzehnte des Wett­bewerbs zurückblicken werden.» Sieben Schweizer Künstlerinnen und Künstler wie Oesch’s die Dritten, die noch nie daran teilgenommen haben, interpretieren zudem Siegersongs aus jedem Jahrzehnt. «Die ESC-Geschichte ist spannend und die Idee dahinter grossartig», findet ­Epiney. «Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte man die Länder wieder näher zusammenbringen, über Landes-, Kultur-, Sprachgrenzen hinweg.» In den 50er-­Jahren existierte zum Beispiel in der Schweiz noch kein Frauenstimmrecht, am Wettbewerb teilnehmen durften sie hin­gegen. «Von den damals sieben Ländern schickten denn auch fünf eine Frau.» ­Epiney selbst hat durch das Kommen­tieren unzählige Geschichten selbst erlebt und reiste stets ins Gastgeberland, ausser 2020, während Corona. «Ich könnte ein Buch schreiben», meint er. «Grundsätzlich ist ­alles beim und rund um den Anlass mit vielen Emotionen verbunden. Dazu gehören auch Tränen – ob vor Freude oder ­Enttäuschung.» 

Seine private Oase

Der Mai ist aber auch der Monat, in dem für viele der Frühlingsputz ruft. Sven ­Epiney hat seinen Garten und die Terrasse bereits frühlingsfest gemacht. Seit bald zwanzig Jahren lebt er in einem Eigen­heim in Zürich, seit 2011 mit Partner Michael Graber (32). «Ein gemüt­liches Zuhause, das so eingerichtet ist, dass man sich wohlfühlt, ist uns wichtig», sagt Epiney. «Ich bin jemand, der gerne reist und viel unterwegs ist. Aber ich ­komme auch immer wieder gerne zurück nach Hause.» 

Hund Neo, fünf Hühner und Honig­bienen bringen viel Leben in das Zuhause des Paars. «Michael ist der ‹Tierpfleger›, weil er es liebt und ihm das so gut liegt. Ich bin mehr der Handwerker und Gärtner.» Draussen im Garten zu sein, wenn es regnet in den Gummistiefeln, tue ihm, der häufig im Alltag auch glamouröse Anlässe hat, gut. «Ich stehe gerne mal ein paar Stunden im Garten, putze die Terrasse oder jäte. Das erfüllt und erdet mich auch.» 

Nicht nur wenn es um Heim, Garten und Tiere geht, ist sich das Paar bei der Aufteilung einig. «Wir sind ein super Team und verstehen uns blind», sagt Sven ­Epiney. Wieso es so gut funktioniere zwischen ihnen, sei schwer in ­Worte zu fassen. «Es ist einfach Glück, ­einen Menschen zu finden, mit dem man sich auf so vielen Ebenen versteht und gleichzeitig ergänzt. Das ist auch nach 14 Jahren noch ein Geschenk. Wir sagen uns immer wieder, dass dies wunderbar und irgendwie verrückt ist.» 

Ein volles Jahr

Der Mai wird hierzulande auch als Hochzeitsmonat bezeichnet. Seit Sven Michael im März 2019 im Fernsehen ­einen Heiratsantrag gemacht hat, kommt die Frage nach der Hochzeit ­immer ­wieder auf. «Klar ist die Verlobung nun ein Weilchen her. Aber am Schluss ging es darum, dass wir gesagt haben, dass wir zusammengehören. Ob die Hochzeit nun heute oder in fünf Jahren ist, spielt für uns keine Rolle.» Aber natürlich existiert in ihrem Zuhause ein Ordner, in dem die Verlobten viele Ideen für den grossen Tag sammeln. «Für uns bleibt der Mai aber der ESC-­Monat, auch wenn wir spontan sind!», sagt Epiney lachend. 

Dieses Jahr haben die beiden ohnehin eine volle Agenda. Einerseits nimmt der ESC bei Sven Epiney aktuell viel Zeit in ­Anspruch. Andererseits befindet sich ­Michael Graber, der unter anderem gelernter Koch, Kaufmann und Marketingmanager ist, aktuell in den Abschluss­prüfungen seiner Ausbildung in Komplementärmedizin im Bereich ­Kinesiologie. «Ich habe mit Michael viel mitgelesen und mitgelernt, war auch oft Testperson.» Der SRF-1-Morgen­programm-Moderator wiederum hat sich selbst gerade zu einem Kurs in Körpersprache angemeldet, auf den er sehr gespannt ist. «Ich habe das Glück, dass mich so viele Dinge interessieren. Bei mir stellt sich eher die Frage, was ich weglassen kann.» So interessiert den früheren Handballspieler auch Sport. Hat er freie Zeit, spielt er am liebsten Badminton, Padel oder andere Ballsportarten. «Aber da bei mir jeder Tag anders aussieht, kann ich in keinen Verein. Ich mache nichts rege­lmässig, aber unregelmässig viel.»

Durch seinen Beruf in der Unterhaltung taucht Sven Epiney genügend in andere Welten ein. Ebenfalls ab Mai wird der ­Allrounder für die schwangere Modera­tionskollegin Fabienne Gyr (37) den «Samschtig-Jass» während ihres Mutterschaftsurlaubs übernehmen. «Ich war schon einige Male in der Sendung und durfte auch schon Pokale mit nach Hause nehmen», sagt er. «Während der Unizeit habe ich viel gejasst und tue es natürlich bis heute gerne, zum Beispiel mit meinen Eltern.» Bis im Dezember wird er ­Fabienne Gyr vertreten. «Mein Jahr wird also spannend und abwechslungsreich.»

Als Nächstes steht nun aber das erneute Kommentieren und Moderieren des Eurovision Song Contests daheim in Basel an. Sobald der Monat Mai wirklich beginnt, taucht Sven Epiney ganz in die Welt der grössten und langjährigsten Unter­haltungsshow der Welt ein – und verteilt gemeinsam mit Mélanie Freymond (47) gleich auch noch für die Schweiz die zwölf Punkte.